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Grabeskirche: "Hier wurde die Geschichte der Menschheit verändert"

Papst Benedikt XVI. besuchte das wichtigste Heiligtum der Christenheit und war anschließend zu Gast im orthodoxen und im armenisch-apostolischen Patriarchat

Bezeichnung "Anastasis" (Auferstehungskirche) - Jerusalem, 15.05.2009 (KAP) "Hier wurde die Geschichte der Menschheit endgültig verändert", betonte Papst Benedikt XVI. am Freitag bei seinem Besuch in der Grabeskirche, dem wichtigsten Heiligtum der Christenheit. Hier habe Christus, der "neue Adam", die Menschen gelehrt, dass "das Böse nie das letzte Wort hat, dass die Liebe stärker ist als der Tod, dass die Zukunft der Menschheit in der Hand Gottes liegt". Das leere Grab spreche von Hoffnung, von "jener Hoffnung, die nicht enttäuscht, weil sie Frucht des Geistes ist".

Die Grabeskirche - der Papst wählte ausdrücklich die orthodoxe
sei ein Zeugnis
sowohl für die "Last der Vergangenheit" der gespaltenen Christenheit als auch für die "großartige Verheißung" des leeren Grabes. In einem eindringlichen Bekenntnis zum ökumenischen Miteinander sagte Benedikt XVI., es gelte, jedes innere und äußere Hindernis für ein gemeinsames Bekenntnis zu Christus zu überwinden. Der Kirche wies der Papst eine Schlüsselrolle für den Friedensprozess im Nahen Osten zu: "Als Christen wissen wir, dass der Friede, nach dem sich dieses von Kämpfen zerrissene Land sehnt, einen Namen hat: Jesus Christus".

Bei seinem Besuch in der Grabeskirche verweilte Benedikt XVI. zunächst an dem Salbungsstein, der an die Salbung Jesu vor seinem Begräbnis erinnert. Danach ging er in die enge Kapelle des Heiligen Grabes, wo er lange Zeit allein betete. Der heute verwinkelte Kirchenkomplex, der ab 325 von Kaiser Konstantin errichtet und in den folgenden Jahrhunderten mehrfach umgebaut wurde, erhebt sich über den Orten, wo Jesus nach frühester Überlieferung gekreuzigt und begraben wurde und auferstand. Die komplexen Besitzrechte verteilen sich nach einem von der osmanischen Bürokratie Mitte des 19. Jahrhunderts entworfenen Schema auf Orthodoxe, Katholiken, Armenier, Syrer und Kopten.

Bei einem anschließenden Treffen mit dem orthodoxen Patriarchen von Jerusalem, Theophilos III., an dessen Dienstsitz in der Altstadt mahnte Benedikt XVI. dazu, die Anstrengungen für eine vollständige Einheit der Christen zu verdoppeln. Angesichts der christlichen Botschaft der Versöhnung "empfinden wir die Schande unserer Trennung", so der Papst wörtlich.

In seiner Rede würdigte Benedikt XVI. zugleich die bisherigen Schritte der Annäherung zwischen orthodoxer und katholischer Kirche. Er hoffe, dass die Begegnung in Jerusalem den Arbeiten der offiziellen Kommission für den theologischen Dialog zwischen orthodoxer und katholischer Kirche neuen Auftrieb gebe. In diesem Zusammenhang erinnerte Benedikt XVI. dankbar an die Beteiligung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. bei der letzten Weltbischofssynode in Rom.

Zugleich begrüßte der Papst die ökumenischen Bemühungen der in Jerusalem residierenden Patriarchen und Bischöfe. Der "größte Dienst" der Christen an den Bürgern Jerusalems sei die Heranbildung einer neuen christlichen Generation, die sich "großzügig am religiösen und zivilen Leben dieser einmaligen und heiligen Stadt beteiligt". Die Bestrebungen der Christen von Jerusalem seien die gleichen wie die aller Bewohner der Stadt, unabhängig vom Religionsbekenntnis, unterstrich Benedikt XVI.: ein Leben im Zeichen von Religionsfreiheit und friedlicher Koexistenz, freiem Zugang zu Bildung, Beschäftigung und Wohnungsmarkt sowie von wirtschaftlicher Stabilität.

 

 

Danach stand das armenisch-apostolische Patriarchat auf dem Programm. In der Jakobuskathedrale würdigte der Papst die "erheblichen Fortschritte" in den Beziehungen zwischen katholischer und armenisch-apostolischer Kirche. Er bekräftigte den Willen der katholischen Kirche, sich für die Einheit der Christen einzusetzen. Mit Verweis auf die jüngsten Besuche armenischer Patriarchen im Vatikan unterstrich er die guten Beziehungen zwischen den beiden Kirchen.

Die armenisch-apostolische Kirche gehört zu den ältesten Glaubensgemeinschaften der Christenheit. Ihre Gründung führt sie auf die Mission der Apostel Thaddäus und Bartholomäus zurück. In Armenien wurde das Christentum bereits 301 zur Staatsreligion erklärt. Heute zählt die Gemeinschaft rund 16 Millionen Gläubige.

In seiner Ansprache zog der Papst eine positive Bilanz des bilateralen theologischen Dialogs zwischen der katholischen Kirche und den altorientalischen Kirchen (zu denen die armenische Kirche gehört). Man habe viele historische Missverständnisse überwunden und gehe einer "vielversprechenden Zukunft" entgegen, sagte der Papst. Ein besonderes Zeichen der Hoffnung sei ein gemeinsames Thesenpapier über Wesen und Sendung der Kirche, das den Kirchen nun zur Bewertung vorliege.

(forts. mgl.)
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