• 11.05.2009, 11:49:50
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Entsetzen über Neonazi-Provokation bei KZ-Gedenkfeier

"Heil Hitler"-Rufe bei Gedenkfeier im oberösterreichischen Ebensee - Vertreter der Katholische Aktion verlangen klares Signal der Politik gegen Rechtsextremismus

Wien, 11.05.2009 (KAP) Vertreter der Katholischen Aktion Österreich
(KAÖ) haben sich am Montag "entsetzt" über die Provokationen von
österreichischen Neonazis bei der Gedenkfeier im ehemaligen KZ
Ebensee (Oberösterreich) geäußert. KAÖ-Präsidentin Luitgard
Derschmidt und KAÖ-Geschäftsführer Peter Grubits, die beide an der
Gedenkfeier am Sonntag in Mauthausen teilgenommen hatten, verlangten
im Gespräch mit "Kathpress" neben einem "entschiedenen Vorgehen der
Exekutive" auch ein klares Signal der politischen
Verantwortungsträger "gegen jede Form von heutigem
Rechtsextremismus".

Beim Gedenken an die Befreiung des KZ Ebensee war am Sonntag eine
Gruppe schwarz gekleideter und mit Masken vermummter Personen
aufgetaucht. Sie beleidigten die Teilnehmer der Feier - unter ihnen
zahlreiche Überlebende des Konzentrationslagers - mit
Sieg-Heil-Rufen und Hitlergruß. Nicht die Polizei, sondern die
Teilnehmer der Feier vertrieben die Neonazis. Oberösterreichs
Sicherheitsdirektor Alois Lißl bestätigte, dass Neonazis in Ebensee
aufmarschierten, mit einer Maschinenpistole oder deren Attrappe
herumfuchtelten und NS-Parolen brüllten. Die Betreffenden sind noch
auf freiem Fuß, es werde "ermittelt", so Lißl.

Wird Antisemitismus "übersehen"?

Seitens der Politik müsse es nun zu "klaren Aussagen im Sinn des
'Wehret den Anfängen!'" kommen, forderte Luitgard Derschmidt. Sie
äußerte Besorgnis über das Zunehmen des Rechtsextremismus im Zuge
der Wirtschaftskrise und sieht "Parallelen zu Entwicklungen in der
Zwischenkriegszeit". Ein ihr bekannter jüdischer Künstler habe sie
jüngst auf den latenten Antisemitismus in Österreich aufmerksam
gemacht, der "wie ein Elefant in einem Wohnzimmer" sei und dennoch
"übersehen" werde. Die Politik müsse klare Signale setzen, dass
"Sündenbockmechanismen aus den dunklen Kapiteln der österreichischen
Zeitgeschichte" nicht hingenommen werden können und öffentlich
geächtet werden müssen.

Peter Grubits, der wie auch andere Vertreter der Katholischen Aktion
dem Vorstand des Mauthausen-Komitees angehört, verlangte neben einem
"entschiedenen Durchgreifen" der Exekutive auch Zivilcourage von
Christen: Bei jedem Anzeichen menschenverachtender Ideologien müsse
es zu einem deutlichen Nein kommen. Grubits äußerte in diesem
Zusammenhang Kritik an EU-Wahlkampfplakaten politischer Parteien,
die Europa als christliches "Revier" und andere Religionen als
"Eindringlinge" darstellen.

Die frühere KAÖ-Generalsekretärin Ruth Steiner, selbst eine
Konvertitin aus dem Judentum, warnte am Montag im Gespräch mit
"Kathpress", die Vorfälle in Ebensee - die ersten in dieser Dramatik
seit 1945 - als "Lausbubenstreich" zu verharmlosen. "Was dort
passierte, war Wiederbetätigung und nichts anderes", betonte sie.

"Was kommt als nächstes?"

Auch der Vorsitzende des Mauthausen-Komitees, Willi Mernyi, sprach
in einer Aussendung über den Vorfall von einem "unglaublichen
Tabubruch": "Vor wenigen Wochen wurde die KZ-Gedenkstätte Mauthausen
geschändet, gestern ehemalige Häftlinge mit Nazi-Parolen provoziert
- was kommt als nächstes?"

Das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) wurde 1997 von der
Österreichischen Bischofskonferenz, den Israelitischen
Kultusgemeinden Österreich und dem Österreichischen
Gewerkschaftsbund in Form eines Vereins als Nachfolgeorganisation
der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen gegründet.

(forts. mgl.)
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