Verbrechen scheint sich zu lohnen: Wiener PR-Agentur verkauft exklusive Fotos des wegen Mordes Verurteilten, der am 14. Juni auf Bewährung freikommt - Kritik von Opferschützern
Linz/Wien (OTS) - Wie die Rundschau am Sonntag berichtet, hat die
Wiener PR-Agentur Vienna Attitude die Vermarktung von Helmut Frodl
übernommen, der 1992 einen Tonstudiobesitzer ermordet und mit einem
elektrischen Fuchsschwanz zerstückelt hat. Der heute 51-jährige Frodl
war ursprünglich zu lebenlanger Haft verurteilt worden, kommt aber
nun am 14. Juni auf Bewährung frei. Er hat während seiner Haft ein
Theologiestudium absolviert. Für Fotos von bisherigen Freigängen
Frodls, wie sie eine österreichische Tageszeitung vergangene Woche
bereits veröffentlicht hat, verlangt Vienna Attitude bis zu 750 Euro,
so ein Mitarbeiter der Agentur gegenüber der Rundschau am Sonntag.
Und auch das erste Interview hat die Agentur bereits verkauft - an
wen, bleibt geheim. Denn Frodl darf laut richterlicher Anweisung erst
reden, wenn er aus dem Gefängnis kommt. Das Interview dürfte ihm
jedenfalls Einiges einbringen, denn laut seinem Anwalt Nikolaus
Lehner gibt es Unmengen an Anfragen dafür - auch aus Deutschland und
der Schweiz. "Wahre Geschichten sind im Journalismus heiß begehrt und
das lässt sich sicher sehr gut in bare Münze umwandeln. Herr Frodl
dürfte gute Berater haben.", sagt der Geschäftsführer der Agentur
Createam, Erwin Schmölzer, im Gespräch mit der Rundschau am Sonntag.
Den Auftrag für die Vermarktung durch die Agentur hat Anwalt Lehner
im Namen des Noch-Häftlings gegeben. Die Erlöse der Vermarktung gehen
laut Lehner zur Gänze an Frodl, der allerdings die Agentur bezahlen
muss.
Kritik an der Vermarktung von Verbrechen üben Opferschützer wie der
Anwalt und Landesleiter der Opferschutz-Organisation Weißer Ring in
Oberösterreich, Helmut Blum: "Sobald ein Täter oder Verbrecher seine
Geschichte vermarktet, vermarktet er auch jene des Opfers. Und es
wird in die Lebensbereiche der Angehörigen des Opfers eingegriffen."
Blum hatte als Anwalt auch Arigona Zogaj vertreten, der nach ihrem
Verschwinden ebenfalls nicht unbedeutende Summen für
Exklusivinterviews angeboten wurden. "Wir haben das jedoch
abgelehnt", so Blum zur Rundschau am Sonntag.
Rückfragehinweis:
Mag. Thomas Winkler
thomas.winkler@rundschau.co.at
0699/16 13 12 14
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