• 22.04.2009, 10:29:02
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Der Wert der hausärztlichen Leistung sinkt kontinuierlich

Wien (OTS) - Die Steuerberater der MEDTAX-Gruppe warnen: Wenn
keine Wende in der Honorarentwicklung eintritt, wird der Betrieb von
manchen Arztordinationen recht rasch nicht mehr rentabel sein. Als
erste könnten Österreichs Hausärzte wirtschaftliche Probleme
bekommen.

Österreichs Hausärzte klagen schon seit mehreren Jahren über einen
ständigen Rückgang ihres Einkommens, was für immer mehr - vor allem
"kleinere" Vertreter ihrer Art - langsam zum Existenzproblem werden
könnte. "Wir haben daher 300 repräsentative Allgemeinpraxen mit
Kassenvertrag in allen Bundesländern in Bezug auf ärztliche
Leistungen, Honorare, Betriebskosten und Unternehmensgewinn in den
Jahren 1998 und 2008 verglichen", erklärt Mag. Manfred Kenda,
Geschäftsführer der Kanzlei "Die Steuerberater" aus Klagenfurt und
Sprecher der MEDTAX-Steuerberatergruppe.

"Repräsentativ bedeutet für uns in diesem Falle, dass die
Niederlassung im Jahr 1998 bereits mindestens fünf Jahre bestehen
musste und dass keine neuen Kassenstellen im unmittelbaren Umfeld im
Beobachtungszeitraum geschaffen worden sind. Eventuell vorhandene
Hausapotheken wurden aus der Berechnung herausgenommen", so Kenda.

Großer betriebsbedingter Mehraufwand

Das Ergebnis dieser Analyse ist eindeutig: "Wir konnten
durchschnittlich zwar eine deutliche Steigerung des Honorarvolumens
feststellen, welches aber nur geringfügig durch die über die Jahre
unzureichende Inflationsanpassung der Honorare argumentiert werden
kann. Der Hauptgrund für die Steigerung des Honorarvolumens war im
Beobachtungszeitraum die erfolgte Leistungsausweitung", so Kenda.
Die Betriebskosten sind laut Kenda jedoch in größerem Ausmaß
gestiegen. "Einerseits durch die hier voll durchschlagende Inflation.
Der VPI stieg im Beobachtungszeitraum immerhin um 20 Prozent." Eine
im Winter durchgeführte MEDTAX-Analyse der Betriebskostensteigerung
in Arztordinationen 2008 hat einen höheren Wert als den VPI ergeben.
"Das war in den vergangenen zehn Jahren genauso. Die Kostensteigerung
alleine durch Inflation liegt über dem VPI. Doch nicht nur das: In
vielen Ordinationen ist zusätzlich ein betriebsbedingter Mehraufwand,
etwa beim Personal, erkennbar." In den vergangenen Jahren schlagen
verstärkt zusätzliche, von der Sozialversicherung nicht abgegoltene
Kosten - vor allem im Bereich Investitionsgüter und EDV rund um die
E-card-Infrastruktur - zu Buche.

Hausärztliche Versorgung steht auf der Kippe

"Die steuerlichen Gewinne sind im Schnitt zwar nominell
angestiegen, jedoch nur etwa um die Hälfte der Größenordnung des
VPI", analysiert Kenda weiter. "Das bedeutet einen kräftigen Verlust
an Realeinkommen, dies aber bei erhöhtem Volumen an erbrachter
ärztlicher Leistung." In Summe konnten die Steuerberater der
MEDTAX-Gruppe errechnen, dass die hausärztliche medizinische Leistung
im Kassenbereich in Bezug auf das Nettoeinkommen 2008 um etwa 25
Prozent (oder ein Viertel) weniger wert war als im Jahr 1998.

"Einer Fortführung dieser Entwicklung in den kommenden Jahren
sehen wir mit großer Sorge entgegen. Wenn nicht gegengesteuert wird,
lässt sich die hausärztliche Versorgung in Österreich nicht mehr
unbegrenzt gewährleisten. Dies wäre vor allem in strukturschwachen
Gebieten ein großes Problem", warnt Kenda. Wer das System der
hausärztlichen Versorgung mittelfristig aufrecht erhalten will,
sollte sich aus Sicht der MEDTAX-Steuerberatergruppe dafür stark
machen, dass auch niedergelassene Ärzte im Kassenbereich wie andere
Berufsgruppen voll- oder halbautomatisch einen jährlichen
Inflationsausgleich in realistischer Größenordnung bekommen.

Auslaufmodell Hausarzt?

Als größtes Hindernis bei der Berufsausübung sehen die
MEDTAX-Experten das Fehlen von geeigneten "schlanken" ärztlichen
Kooperationsformen unter akzeptablen wirtschaftlichen Bedingungen.
"Weitere verpflichtende Verwaltungs-, Fortbildungs-,
Qualitätsvorschriften dürfen ohne gleichzeitige Abgeltung des
Mehraufwands in den Ordinationen aus betriebswirtschaftlicher Sicht
nicht mehr eingeführt werden."

Die bestehenden hausärztlichen Strukturen stehen jedenfalls kurz
vor dem Punkt, an dem sich manche Jungärzte überlegen werden, ob die
finanzielle Perspektive einer Kassenstelle etwa auf dem Land in
Einklang mit Ausbildung, Arbeitseinsatz und Verantwortung steht. "Der
typische Hausarzt könnte schon bald ein Auslaufmodell sein. Das wäre
nicht nur für die Bevölkerung fatal, sondern auch für die
Finanzierung des Gesundheitssystems. Wir wissen schließlich ganz
genau, dass unsere Hausärzte selbst bei fairer Honorierung die
zweifellos dringend benötigte hausärztliche Leistung immer noch
besser und billiger erbringen können als alle anderen
Organisationsstrukturen im Gesundheitsbereich", fasst Kenda zusammen.

MEDTAX ist das Netzwerk der führenden Ärztesteuerberater in ganz
Österreich. Man versteht sich als Kompetenzzentrum für alle
Berufsgruppen der Ärzte. Zu den Klienten gehören angestellte
Spitalsärzte, Wahlärzte, Kassenärzte, Fachärzte, Zahnärzte und
Turnusärzte, aber auch Praxisgemeinschaften, private Krankenanstalten
sowie andere Berufe im Gesundheitswesen. Insgesamt werden von der
Gruppe zirka 5.000 Ärzte in steuerlichen und betriebswirtschaftlichen
Angelegenheiten vertreten.

Die MEDTAX-Kanzleien:

Ärztetreuhand Dr. Braunschmid, Linz - Graz
Ärzteservice Team Jünger, Innsbruck
"Die Steuerberater", Kenda & Lebersorger, Klagenfurt
Leonhart und Leonhart, Wien
Dr. Scholler & Partner Wirtschaftstreuhand GmbH, Wien - NÖ

Homepage: www.medtax.at

Rückfragehinweis:

Viktoria Hausegger
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