• 21.04.2009, 13:09:28
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Erfolg der tschechischen und der österreichischen Polizei bei gemeinsamer Bekämpfung der eurasischen Mafia

Armenisch dominierte, kriminelle Organisation zerschlagen - Morde, Schutzgelderpressungen und Vermögensdelikte geklärt

Wien (OTS) - Der tschechischen und der österreichischen
Sicherheitsexekutive gelang es, eine vorwiegend aus Armeniern
bestehende, kriminelle Organisation zu zerschlagen, die für mehrere
Morde und Mordversuche verantwortlich ist und versuchte von legal in
Europa aufhältigen russischsprachigen Personen Schutzgeld zu
erpressen. An den Ermittlungen waren auch slowenische Behörden
beteiligt.

Im Oktober 2008 bildete das Bundeskriminalamt mit der Zentralstelle
zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität in der Republik
Tschechien (UOOZ Prag) eine Polizeikooperation die unter dem Namen
"Wolfram" eingerichtet wurde. Im Inland wirkten bei den Ermittlungen
das Landespolizeikommando (LPK) Steiermark, das Stadtpolizeikommando
Graz und das LPK- Niederösterreich - Polizeiinspektion Hollabrunn
mit. Weitere Zusammenarbeit gab es mit dem LKA Wien - Außenstelle
West und dem LPK OÖ - Stadtpolizeikommando Linz.

Ausgang für die Einrichtung der ARGE Wolfram waren Ermittlungen
tschechischer Behörden in Brünn und Ostrava im Zusammenhang mit zwei
Morden und einem Mordversuch in den Jahren 2007 und 2008 in Prag.

Ziel der Kooperation war es, die Aktivitäten der kriminellen
Organisation in Tschechien und in Österreich aufzudecken und die
Mafiagruppierung zu zerschlagen.

Die tschechischen Morde und versuchten Anschläge wurden im Auftrag
des Anführers der Organisation, dem 40 jährigen Andranik S.
ausgeführt, weil sich die Opfer weigerten Schutzgeld zu bezahlen.

In einem Fall wurde irrtümlich ein unbeteiligter tschechischer
Staatsbürger in seinem Fahrzeug von erschossen, weil der
Auftragskiller dessen Auto mit dem der Zielperson verwechselt hatte.
Der Mörder konnte kurz darauf in Prag festgenommen werden. Ihm wurde
ein weiterer Mordversuch an einem Armenier nachgewiesen, bei dem er
mit einem Jagdmesser neunmal auf das Opfer eingestochen hatte.

Die fortgesetzten Ermittlungen der tschechischen Behörden ergaben,
dass Andranik S. ein einflussreicher "Dieb im Gesetz" ist, der im
Auftrag von Bossen der russischen, Organisierten Kriminalität (OK) in
der tschechischen Republik eine Organisation aufbaute, um von
Schutzgeld zu erpressen. Er führte in Prag und Karlsbad ein
aufwändiges Leben und wurde häufig von russischen OK-Führern besucht.

Ab dem Sommer 2008 brachten die Ermittlungen zu Tage, dass die
Organisation beabsichtigte ihre Aktivitäten auf Österreich
auszuweiten um auch hier Schutzgeld von armenischen
Staatsangehörigen zu erpressen. Ein Umstand der die
Staatsanwaltschaft Wien veranlasste die Gründung einer ARGE in
Auftrag zu geben.

Die anfänglichen Polizeirecherchen richteten sich gegen mehrere
Armenier in Wien, Niederösterreich und der Steiermark. Dieser
Gruppierung wird vorgeworfen für einen Mordanschlag im Dezember 2008
in Wien Leopoldstadt verantwortlich zu sein. Dabei wurden von zwei
Tätern gezielte Schüsse aus Faustfeuerwaffen auf eine Personengruppe
abgefeuert. Verletzt wurde bis diesem Anschlag niemand.
Beim Eintreffen der Polizeikräfte waren weder die Täter noch die
Opfer am Tatort anwesend. Aufgrund von Zeugenaussagen konnten der
Tathergang dennoch rekonstruiert und sowohl die Täter als auch die
Opfer ausgeforscht werden.
Nachdem einige Tage nach der Tat, im Fluchtfahrzeug der Täter, eine
Pistole sichergestellt wurde, kam man einem weiteren Schussattentat
auf die Spur. Die kriminaltechnische Untersuchung der Waffe ergab,
dass damit im September 2008, in Niederösterreich auf armenische
Staatsangehörige geschossen und durch nur Zufall niemand verletzt
wurde.

Den Mitgliedern der Organisation werden überdies in Wien,
Niederösterreich und der Steiermark mindestens 100 Ladendiebstähle in
Elektro-, Mode- und Parfumeriegeschäfte mit teilweiser
Gewaltanwendung gegen Angestellte vorgeworfen. Der geschätzte Schaden
beträgt ca. 40.000,- Euro.

Die Organisation in Österreich wurde im Auftrag Andranik S.´ vom
31-jährigen Armenier Arsen H. geleitet. Er wurde nach einer
Strafverbüßung wegen schwerer Körperverletzung abgeschoben und im
Dezember 2008 von Organisationsmitgliedern wieder illegal nach
Österreich zurückgebracht. Im Jänner 2009 wurde er in einer Wohnung
in Wien Hütteldorf aufgespürt und gemeinsam mit dem 21-jährigen
Artur B. festgenommen. In der Unterkunft fanden die Beamten Diebsgut,
falsche und gestohlene Personaldokumente, sowie eine Gasdruckpistole
vor.

Bei Artur B. handelte es sich um einen der mutmaßlichen Täter der
Schießerei vom Dezember 2008 in Wien, Leopoldstadt. Der zweite
verdächtige Schütze, der 25-jährige Garik Z. wurde im Februar 2009
ebenfalls in Wien festgenommen.

Als weiteres führendes Mitglied der Organisation wurde der Armenier
Karen R. ausgeforscht. Er befindet sich seit 2008 wegen räuberischen
Diebstahles in Haft. Bis zu seiner Verhaftung hielt er sich mit
falscher Identität in Österreich versteckt. Er war hier
untergetaucht, weil in Armenien gegen ihn ein internationaler
Haftbefehl wegen eines Raubüberfalles erlassen worden war.

Den Organisationsmitgliedern werden noch zahlreiche weitere
Straftaten zur Last gelegt, wobei es sich vorwiegend um Gewaltdelikte
und Schutzgelderpressungen handelt.

Die Schutzgelderpressungen erfolgten in der Art, dass Listen von
legal in Österreich aufhältigen Landsleuten erstellt wurden, die bei
armenischen Veranstaltungen ihre Beiträge abliefern mussten. Die Höhe
des Schutzgeldes variierte zumeist zwischen 50,- und 500,-Euro. Es
gibt aber auch einen dokumentierten Fall, bei dem 5.000,- Euro
verlangt wurden. Verweigerten die Opfer die Bezahlung, wurden sie
zusammengeschlagen und eingeschüchtert. Opfer die Anzeigen
erstatteten wurden mit dem Umbringen bedroht. So blieb ihnen nur die
Möglichkeit zu bezahlen oder in andere Länder auszureisen.

Die Organisation arbeitete auch mit armenischen Gruppen in Frankreich
zusammen. Im Dezember 2008 wurde der 27 jährige Vilen G. nach
Frankreich beordert um dort Gewalttaten gegen Mitglieder einer
verfeindeten Organisation zu begehen. Vilen G. verstarb in Frankreich
jedoch vor der Tatausführung bei einem Verkehrsunfall.

Andranik S. sowie zwei weitere armenische und ein russischer
Staatsbürger wurden im März 2009 wegen Beteiligung an einer
kriminellen Organisation, sowie der Beteilung an zwei Morden und
einem Mordversuch in der tschechischen Republik festgenommen. Am
selben Tag kam ein weiterer Russe wegen Beteiligung an den Morden in
Prag in Slowenien in Haft.

Darüber hinaus wurde eine kriminelle Organisation in Linz
aufgeforscht, welche sich hauptsächlich aus Georgiern zusammensetzte.
Die Gruppierung wurde von einem in Spanien aufhältigen "Dieb im
Gesetz" kontrolliert wurde. Das Stadtpolizeikommando Linz konnte 22
georgischen Staatsbürgern Diebstähle im und Einbruchsdiebstähle
nachweisen. 11 Personen befinden sich in Haft. Insgesamt werden der
Organisation 95 Straftaten zur Last gelegt. Die Schadenssumme beläuft
sich bei mehr als 200.000,- Euro.

Zur Stunde findet im tschechischen Innenministerium eine
Pressekonferenz über die erfolgreiche Zerschlagung der kriminellen
Organisation statt.

Rückfragehinweis:

Pressesprecher des Bundeskriminalamts
   Oberst Gerald Tatzgern
   Mobil: 0664 522 43 25
   
   Büro für Organisierte Kriminalität
   Oberst Gerhard Joszt
   Mobil: 0664 282 75 50

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