- 21.04.2009, 12:28:08
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Stadt Linz restituiert Klimt-Gemälde an Erben nach Aranka Munk
Wien (OTS) - Ein Spitzenwerk von Gustav Klimt soll an seine
rechtmäßigen Eigentümer restituiert werden. Diese ehrenvolle Aufgabe
kommt dem Linzer Bürgermeister, Franz Dobusch, zu, der gestern die
Rückgabe des Gemäldes "Porträt Ria Munk III" durch das Lentos Museums
in Aussicht gestellt hat. Das Bild geht an die Erben nach Aranka
Munk, die im Holocaust ums Leben kam.
Aranka Munk wird von den Nachkommen ihrer Schwestern beerbt, die
in Österreich, Deutschland, Belgien, England und den USA leben.
Mitglieder der Familie, die anonym bleiben wollen, in einer
gemeinsamen Erklärung: "Nahezu alle Kunstwerke aus Familienbesitz
wurden während oder infolge des Krieges verloren. Obwohl mehr als
sechzig Jahre vergangen sind, ist die Rückgabe dieses
Familienporträts zutiefst erfreulich. Wir danken der Stadt Linz, sich
für die Gerechtigkeit eingesetzt zu haben."
Erbenvertreter Alfred J. Noll: "Ich bin froh, dass dieses
langjährige Verfahren nach mehr als drei Jahren endlich beendet
wurde. Der Stadt Linz und dem Lentos Museum ist für diese
Entscheidung zu danken. Dieser Schritt bezeugt, dass sich Linz heute
der moralischen Verpflichtung bewusst ist, die aus der Geschichte
dieser Stadt resultieren. Linz empfiehlt sich mit dieser
Rückgabeentscheidung nachdrücklich als Europäische Kulturhauptstadt
2009."
Basierend auf Recherchen der Kunsthistorikerin Sophie Lillie,
beantragten die Munk-Erben 2006 die Rückstellung des Bildes. Lillie:
"Durch die Rückgabe dieses Gemäldes trägt das Lentos Museum dazu bei,
die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit in der Gegenwart
wiedergutzumachen. Die Geschichte dieses Bildes und seine Besitzerin
erfahren nunmehr die Anerkennung, die sie rechtmäßig verdienen."
Aranka Munk, geb. Pulitzer, gehörte einer führenden
österreichisch-ungarischen Familie an, die Gustav Klimt besonders
förderte. Aranka Munks Schwester Serena Lederer gehörte die größte
Privatsammlung von Klimt-Werken, deren Mehrzahl 1945 von den
Nationalsozialisten zerstört wurde.
Das nun zu restituierende Bild ist ein posthumes Porträt von
Aranka Munks Tochter Ria, die sich 1911 im Alter von 24 Jahren
aufgrund einer unglücklichen Liebe das Leben nahm. Das von den Eltern
in Auftrag gegebene Bild blieb 1918, zum Zeitpunkt von Klimts Tod,
unvollendet.
Rias Bildnis hing bis 1942 in der Sommervilla ihrer Mutter in Bad
Aussee. Im Jahr zuvor war Aranka Munk mit ihrer jüngeren Tochter Lola
Kraus in das jüdische Ghetto von Lodz deportiert worden. Aranka Munk
kam dort im November 1941 ums Leben. Rias Schwester Lola wurde 1942
im Vernichtungslager Chelmo ermordet.
Das Porträt Ria Munk gelangte in den späten 1940er Jahren in den
Besitz des Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt. In den frühen 1950er
Jahren verkaufte Gurlitt seine Sammlung an die Stadt Linz und diente
als Direktor des Wolfgang Gurlitt Museums -das später in Lentos
Museum umbenannt wurde. 1956 erwarb Linz das Bild trotz Vermutungen,
dass es sich um geraubtes Vermögen handelte. Das Gemälde gilt als
eines der Hauptwerke des Museums.
Rückstellungsversuche in der Nachkriegszeit scheiterten, da die
Familie den Verbleib der aus der Villa geraubten Gegenstände nicht
nachweisen konnte. Der jetzige Anspruch wurde durch die Aussage eines
Augenzeugen unterstützt, der sich erinnert, das Gemälde als Kind in
der Villa Munk gesehen zu haben.
Der Anwalt Alfred J. Noll, 49, ist anerkannter
Kunstrestitutionsexperte. Bis dato zeichnete Noll für die Rückgabe
von vier Klimt-Hauptwerken aus den Beständen des Belvederes
verantwortlich, darunter "Dame mit Hut und Federboa" und "Landhaus am
Attersee". Sophie Lillie, 38, ist Kunsthistorikerin mit
Forschungsschwerpunkt Privates Sammeln in Wien vor 1938. Ihr 2003
erschienenes Buch "Was einmal war" gilt als Standardwerk zum Thema
NS-Kunstraub. Noll und Lillie haben zahlreiche Restitutionsfälle
erfolgreich bearbeitet, darunter die Rückgabe des Schiele-Gemäldes
"Landschaft in Krumau", das 2003 vom Lentos Museum an die Erben nach
Daisy Hellmann restituiert wurde.
Eine Druckvorlage des Gemäldes ist erhältlich unter:
http://www.linz.at/images/17072007ndruck.jpg
Rückfragehinweis:
Univ.-Doz. Dr. Alfred J. Noll
Freimüller / Noll / Obereder / Pilz & Partner Rechtsanwälte GmbH
Alser Straße 21, 1080 Wien
E-Mail: alfred.noll@jus.at
Tel.: +43-1-406 05 51-12
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