"Tiroler Tageszeitung" Kommentar: "Im Land der "Hackler" (Von ALOIS VAHRNER)

Innsbruck (OTS) - Die derzeitige Hacklerregelung hat sich als Flop
entpuppt und gehört dringend überarbeitet.

Mit dem Slogan "45 Jahre Arbeit sind genug" wurde die
Hacklerregelung eingeführt. Damit können Männer nach 45 Berufsjahren
mit 60 und Frauen nach 40 Jahren mit 55 weiter ohne Abschläge in
Frühpension gehen.

Wenn der Maßstab gewesen wäre, möglichst viele Nutzer zu finden,
dann wäre der Regierung ein großer Wurf gelungen. In Wahrheit steht
man wieder einmal vor einem finanziellen Scherbenhaufen: Mit über
67.000 Personen lag der Anteil der "Hackler" an den Frühpensionen
zuletzt bereits bei 63 Prozent, Tendenz weiter steigend. Die
Profiteure sind großteils gar nicht jene, die gemeinhin als "Hackler"
etwa am Bau oder am Hochofen bezeichnet werden, sondern Angestellte
etwa im Bürodienst. Expertenwarnungen, dass dieser durchgehende
Versicherungsverlauf am ehesten bei Bürojobs anzutreffen ist, während
es bei Arbeitern oft Unterbrechungen gibt, wurden in den Wind
geschlagen. Dass die Hacklerregelung zudem null Abschläge vorsieht,
jene für Schwerarbeiter oder Invaliditätspensionisten hingegen
saftige, ist zudem ungerecht.

Auf Sicht wird das Pensionssystem aber ganz andere Probleme zu
meistern haben. Die demografische Bombe tickt nämlich lauter denn je,
allen Beruhigungspillen der Politik zum Trotz: Im Jahr 2050 wird das
Verhältnis laut Sozialforscher Bernd Marin zwei Pensionisten auf
einen Jugendlichen lauten. Österreich werde mittelfristig bis zu
150.000 über 100-Jährige haben, die Hälfte der Bevölkerung werde
älter als 53 Jahre sein. Dass die Österreicher dann noch immer wie
jetzt im Schnitt mit 59 in Pension gehen können, ist völlig
ausgeschlossen.

Rückfragehinweis:
Tiroler Tageszeitung
Chefredaktion
Tel.: 05 04 03 DW 610

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