Kompromissangebot der GPA-djp abgelehnt - Betriebsversammlungen werden wieder aufgenommen.
Wien (GPA-djp/ÖGB) - Am 22. Dezember 2008 kündigte der Verband
Druck & Medientechnik der Gewerkschaft GPA-djp alle Kollektivverträge
für die etwa 13000 Beschäftigten des grafischen Gewerbes. Die
Forderung des Arbeitgeberverbandes lautete: "Senkung der
Personalkostentangente um 10 Prozent und kurzfristige Maßnahmen gegen
den drohenden Konjunktureinbruch". Ein Kompromissangebot der GPA-djp
wurde am 1. April von den Arbeitgebern abgelehnt. Die unterbrochenen
Betriebsversammlungen in den grafischen Betrieben werden nun wieder
aufgenommen.
Nach der Kündigung der Kollektivverträge wurden Verhandlungen
zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeberverband aufgenommen. Die
Gewerkschaft setzte gemeinsam mit den Arbeitgebern Expertengruppen
ein, um einen gemeinsam akkordierten Vertragsentwurf zu verhandeln.
Das gewerkschaftliche Verhandlungsteam unter der Führung des stv.
Vorsitzenden der GPA-djp Franz Bittner bemühte sich einen
Kompromissvorschlag zu entwickeln, der eine notwendige
Strukturveränderung der grafischen Branche ermöglicht und der
wirtschaftlichen Krise zu entsprechen.
Die für ein bzw. zwei Jahre befristeten Vorschläge beinhalten zwei
Modelle der Arbeitszeitgestaltung sowie Vorschläge zur nachhaltigen
Strukturveränderung.
Modell A: 52-wöchiger Durchrechnungszeitraum mit einer
Bandbreite von 26 bis 48 Wochenstunden mit einer täglichen
Höchstarbeitszeit von 10 Stunden auf Basis einer 36 Stundenwoche.
Kostenersparnis für die Betriebe: 2,7 Prozent.
Modell B: Entfall der Überstundenzuschläge für die 38., 39. und
40. Mehrarbeitsstunde für jene Unternehmen, welche das Modell A nicht
anwenden wollen oder können.
Kostenersparnis für die Betriebe: 2,5 Prozent.
Bogen- und Rollenflachdruck:
Streichung der Mehrwerke- und Rollenzulage und teilweise Einrechnung
in den kollektivvertraglichen Wochenlohn.
Kostenersparnis für die Betriebe: 3,2 bis 10,2 Prozent.
Tageszeitungen:
Individuelle Pausenregelung, Überarbeitung der Regeln für die
Tagproduktion.
Kostenersparnis für die Betriebe: derzeit nicht bewertbar.
Kaufmännische und technische Angestellte:
Abschaffung des Bienniums und Schaffung eines Trienniums für neu
eintretende DienstnehmerInnen.
Kostenersparnis für die Betriebe: 3,5 Prozent.
Die Gewerkschaft forderte im Gegenzug:
oLohn- und Gehaltserhöhung für 2009 von 3,4 Prozent.
oNeugestaltung der Betriebserfahrungszulage für FacharbeiterInnen und
HelferInnen nach 5, 10, 15, 20, 25 und 30 Jahren.
Kostenerhöhung für die Betriebe: 0,5 Prozent jährlich.
oFünfjährige Abschlagszahlung für alle Drucker und Helfer, welche
durch eine Betriebsvereinbarung oder Einzelvereinbarung Zuschläge für
Mehrwerkbedienung über dem österreichischen Durchschnitt erhalten.
Mittelfristige Lohnkostensenkung.
oSchaffung einer Druckassistentin/Druckassistent.
oVerbesserung der karenzabhängigen Dienstzeiten.
oVerbesserung des alten Abfertigungsrechtes bei Tod einer
Dienstnehmerin bzw. Dienstnehmers.
Nachdem das oberste Gremium des Verbandes Druck & Medientechnik am
1. April 2009 den von der Gewerkschaft GPA-djp vorgelegten
Kompromissvorschlag einstimmig ablehnte, fasste der Bundesausschuss
des GPA-djp-Wirtschaftsbereiches 08 folgenden Beschluss:
"Nach fünf äußerst langen, schwierigen, intensiven
Verhandlungsrunden und einem Kompromissvorschlag seitens der
Gewerkschaft lehnte der Verband Druck und Medientechnik diesen
Kompromiss einstimmig ab. Damit werden die Beschäftigten im
grafischen Gewerbe förmlich gezwungen - gemeinsam mit Unterstützung
ihrer Gewerkschaft - betriebliche Kampfmaßnahmen anzudenken. Die
Verhandlungskurie der Arbeitgeber verweigert eine mäßige Lohn- und
Gehaltserhöhung für ihre Beschäftigten 2009 und fordert zugleich bei
den Druckern über 27 Prozent Einkommenskürzung. Insgesamt beharrt der
Arbeitgeberverband auf eine lineare Einkommenskürzung bei fast allen
seiner Beschäftigten von über 13 Prozent. Ab sofort werden in den
grafischen Betrieben die unterbrochenen Betriebsversammlungen zur
Information der Beschäftigten wieder aufgenommen. Weiters wird im
GPA-djp Präsidium ein Antrag für betriebliche Streik- und
gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen gestellt.
Der stv. Vorsitzende der GPA-djp Franz Bittner bedauert die starre
und unnachgiebige Haltung des Arbeitgeberverbandes und hofft noch
immer auf ein Einwirken jener Arbeitgeberfunktionäre, denen die
funktionierende Sozialpartnerschaft ein echtes und ehrliches Anliegen
ist.
"Wegen ein paar Hardliner - die die Wirtschaftskrise dazu
benützen, um ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bis zu einem
Drittel die Einkommen zu kürzen - einen Arbeitskampf zu riskieren,
ist suboptimal und wird auch der Verhältnismäßigkeit nicht gerecht",
schloss Bittner am Rande eines Betriebsbesuches.
ÖGB, 6. April 2009 Nr. 194
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