• 03.04.2009, 11:16:47
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Die Filmindustrie trauert um Niki List

Niki List Donnerstag überraschend tödlich verunglückt

Wien (PWK261) - Donnerstag, kurz nach 02:00 Uhr ist der
österreichische Filmregisseur und Drehbuchautor Niki List verstorben:
Niki List war im Anschluss an die Premierenfeier zum
Studentenfilmfestival der Filmakademie in einem Wiener
Innenstadtlokal, als er plötzlich stürzte und bewusstlos liegen
blieb. Kurze Zeit später starb Niki List. Er hinterlässt eine Frau
und ein dreijähriges Kind.

Niki List, geb. am 28. Juni 1956 studierte Theaterwissenschaften
und wirkte nach einer Ausbildung auf der Höheren Graphischen
Bundeslehr- und Versuchsanstalt in Wien als Pressefotograf und bei
Theaterprojekten. 1982 landete er mit seinem Spielfilm "Café Malaria"
einen ersten Publikumserfolg.

Schon mit "Malaria" hat Niki List sein besonderes Gespür für den
80er Zeitgeist und für die konsequente Darstellung einer Epoche
gezeigt und damit nach wie vor eine der schönsten österreichischen
Filmkomödien über die österreichische Szene geschaffen; mit "Müllers
Büro" immerhin einen Publikumserfolg vorgelegt, den kein
österreichischer Film seit "Sissy" je erreicht hat.
Parallel mit der Einführung der Filmförderung war Niki List einer der
ersten Filmschaffenden, der den österreichischen Film in der
Nachkriegszeit über die zuvor strukturell bedingte
Bedeutungslosigkeit hinaus in das Bewusstsein der österreichischen
Öffentlichkeit brachte und damit einer der Väter der heutigen
österreichischen Filmerfolge.

Mit "Café Malaria", "Müllers Büro", bei dem er so nebstbei das
Kabarettphänomen Andreas Vitasek entdeckte und miterfand, und der
Trilogie "Mama lustig" (1984), "Muss denken" (1991) und "Mein Boss
bin ich" (2001) dokumentierte er in bemerkenswerter Weise über die
Jahre hinweg das Leben eines Mannes mit Down-Syndrom. Seit 1992
gründete List die Cult-Film Produktion und führte diese zusammen mit
Burkhard Ernst bis zu seinem Tod. Zuletzt drehte List 2002 das
Dokudrama "Move" über Jugend in Wien und feierte 2007 im Wiener
Metropol die Theaterversion des Filmmusicals "Müllers Büro".
Niki List erhielt für "Café Malaria" den Max-Ophül-Preis, den Preis
Young Cinema Tokyo für "Müllers Büro" und zuletzt - Anfang März - vom
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur den Berufstitel
Professor.

Während der Arbeit in der Cult-Film wurden bewusst auch Filme und
Fernsehprojekte anderer Regisseure und Autoren gefördert und sind auf
diese Weise neben den Arbeiten von Niki List auch solche von Andreas
Gruber, Christian Berger, Jan Schütte, Harald Sicheritz, Robert
Schindler, Thomas Roth, Holger Barthel und Lukas Stepanik entstanden.
Damit war Niki List neben seiner eigenen wegweisenden Tätigkeit auch
Wegbereiter für andere Regisseure, die noch heute zur kreativen Basis
des österreichischen Filmschaffens zählen.

Dass seit "Move" die künstlerischen Möglichkeiten Niki List (u.
a. auch vom Fernsehen) nicht genutzt wurden, ist in kultureller und
menschlicher Sicht tragisch. Dass die letzten Lebensjahre von Niki
List auch durch Krankheit geprägt war, kann dafür jedenfalls nicht
der Grund gewesen sein. Ebenso wenig wie seine nach wie vor brennende
kreative Leidenschaft.

Die Filmwirtschaft verliert mit Niki List einen Wegbereiter des
neuen österreichischen Kinos, einen "Professor selbstständig",
"Professor unberechenbar", "Professor Leichtsinn" (Copyright
Alexander Horvath - anlässlich seiner Laudatio auf Niki List im März
2009) und einen filmischen Innovator. (us)

Rückfragehinweis:

Wirtschaftskammer Österreich
   Fachverband der Audiovisions- und Filmindustrie
   Dr. Werner Müller
   Tel.: (++43) 0590 900-3010
   Fax: (++43) 0590 900-276
   mailto:mueller@fafo.at
   www.fafo.at

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