- 30.03.2009, 19:09:27
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"Kleine Zeitung" Kommentar: "Obama wird den Härtetest in Europa gut überstehen" (Von Nina Koren)
Ausgabe vom 31.3.2009
Graz (OTS) - Warum soll man wenig machen, wenn man genauso gut
auch viel machen könnte? US-Präsident Barack Obama führt diese Woche
wieder vor, dass er sich gerne Großes vornimmt: Fünf Länder in acht
Tagen stehen auf dem Programm der ersten Europa-Tournee des
amerikanischen Superstars - und die inhaltlichen Brocken, die ihn
dabei erwarten, würden auch für acht Monate reichen.
Die Europäer freuen sich, dass Obama sie im Gegensatz zu seinem
Vorgänger gleich zu Beginn seiner Amtszeit beehrt. Trotzdem: Viele
sehen die Party-Stimmung zwischen dem Idol und seinen Groupies auf
dem alten Kontinent bedroht. Denn seine Texte gefallen den Fans
weniger gut als seine Melodien - und das sagen sie ihm auch.
Vom G-20-Gipfel am Donnerstag hat sich Obama ursprünglich höhere
Finanzspritzen gegen die Wirtschaftskrise erhofft - doch die deutsche
Kanzlerin wie auch Frankreichs Präsident Sarkozy haben schon im
Vorfeld des Gipfels nein gesagt. Beim Nato-Gipfel am Samstag wird
sich Obama für seinen Wunsch, die europäischen Partner sollten mehr
Soldaten nach Afghanistan schicken, eine Abfuhr holen. Zum Ausgleich
gibt's den Gipfel mit der EU-Spitze am Sonntag in Prag: Da wird dann
Obama die Europäer enttäuschen. Er wird seinen Kampf gegen den
Klimawandel angesichts der wirtschaftlichen Nöte voraussichtlich
verschieben.
Kein Wunder, dass jetzt viele schwarz malen: US-Senator John Kerry
bezeichnete die Europa-Reise Obamas als "Einladung zur
Desillusionierung", die "New York Times" erwartet ein "bitteres
Erwachen", Politologen sehen die junge transatlantische Liebe welken.
Überraschend kommt das nicht. Auch wenn seine Popularität in Europa
weiter ungebrochen ist: Die alten Streitpunkte aus der Ära Bush kann
auch der neue Heilsbringer nicht einfach wegzaubern. Das ist zwar
schade, aber nicht so schlimm. Unterschiedliche Standpunkte
bereichern die Diskussion. Neu ist immerhin, dass beide Seiten
miteinander darüber reden.
Daher lässt sich schon jetzt prognostizieren: Obamas Europa-Debüt
wird kein Reinfall, sondern ein großer Erfolg werden. Der große
Kommunikator wird in Prag eine weitere seiner begnadet guten Reden
halten. Die PR-Maschine des Präsidenten wird kleinere Pannen
ausbügeln. Und Barack Obama, der erste schwarze US-Präsident der
Geschichte, wird trotz der Streitpunkte die Europäer inspirieren.
Europa wird lernen: Auch Gipfel-Treffen können sexy sein. Und: Es
gibt Politiker, die in der ärgsten Krise statt Gejammer Optimismus
und Elan versprühen.****
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