• 24.03.2009, 11:36:38
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Abfall als Energielieferant: Thermische Verwertung hilft wertvolle Ressourcen zu sparen

Neuerung der Deponieverordnung hilft, Abfälle sinnvoll zu verwerten

Wien (PWK220) - Der Griff zu klassischen Energieträgern wie Gas
und Öl wird spätestens seit dem Gasstreit zwischen Russland und der
Ukraine zu Beginn des Jahres wieder heftig diskutiert. Wege aus der
Abhängigkeit von Rohstoff-Importen und dem "Verheizen" von wertvollen
primären Energieträgern bieten Fernwärmenetze und die thermischen
Verwerter mit ihren Müllverbrennungsanlagen - ihr Rohstoff: Abfall.

Energielieferant: Abfall

Die Österreicher sind eifrige Abfallsammler. Im Vorjahr wurden pro
Kopf 98,2 Kilogramm Kunststoff-, Metall-, Papierverpackungen sowie
Altpapier gesammelt und dem Recycling und der Wiederverwertung
zugeführt - österreichweit ergab das stattliche 817.650 Tonnen. Ein
großer Anteil des täglich anfallenden Abfalls - allen voran der
Restmüll - muss jedoch auf anderen Wegen behandelt werden.
Abfallgesetze und Verordnungen sorgen dafür, dass der Müll nicht
unüberlegt und sorglos auf Deponien wandert und unsere Abfallberge
bis zum Himmel wachsen (und auch stinken). Art, Menge, Heiz- bzw.
Brennwert und vor allem der Gehalt an organischem Kohlenstoff (TOC)
sind ausschlaggebend, was mit dem Abfall geschieht und ob er
deponiert werden darf. Beinhaltet er mehr als fünf Prozent TOC, darf
Abfall (mit einigen Ausnahmen) nicht deponiert werden. Bis 31.12.2008
konnten aufgrund der Deponieverordnung einzelne Bundesländer mittels
Landesverordnungen Abfälle mit mehr als fünf Prozent TOC weiterhin
deponieren. Diese Möglichkeit ist seit Jahresanfang 2009 nicht mehr
gegeben. Die Idee dahinter ist einleuchtend - nicht nur das Volumen
des deponierten Mülls soll maßgeblich gesenkt werden, auch die im
Abfall enthaltenen Energie-Ressourcen sollen sinnvoll genutzt und
nicht "vergraben" werden.

Heizen mit Abfall

"Die Stadt Wien ist bestens auf die neue Regelung vorbereitet",
erklärt DI Franz Klager, Geschäftsführer der Wiener
Kommunal-Umweltschutzprojekt-Ges.m.b.H. "Bereits im Jahr 2002 wurde
mit der Planung einer neuen, zusätzlichen Müllverbrennungsanlage für
Wien begonnen. Seit Herbst des Vorjahres ist diese Anlage, die MVA
Pfaffenau, in Betrieb und versorgt durch die Verwertung von rund
250.000 Tonnen Restmüll pro Jahr 50.000 Wiener Haushalte mit
Fernwärme zur Raumheizung und Warmwasseraufbereitung." Die
Arbeitsweise von Müllverbrennungsanlagen zur Energiegewinnung ist
komplex - ihr Rohstoff simpel: Restmüll aus der Tonne und
zerkleinerter Sperrmüll. "Bis zu 200 Fahrzeuge der MA 48 beliefern
täglich die Anlage, so werden knapp 32 Tonnen Restmüll pro Stunde
verbrannt", schildert Klager den Ablauf der Müllverbrennung in groben
Zügen. "Der Müll muss weder vorbehandelt noch mit Zusatzbrennstoff
versehen werden. Lediglich Sperrmüll muss zerkleinert werden. Danach
verbrennt der Müll bei mehr als 850 Grad Celsius selbstständig."
Übrig bleiben Wärmeenergie und Schlacke, die dann als der letzte
kleine Rest des Abfalls - sein Volumen wird um bis zu 90 Prozent
reduziert - auf Deponien abgelagert wird.

Hohe Auflagen

Steter Punkt von Diskussionen ist das bei der Verbrennung von
Abfällen entstehende Rauchgas. Zum einen ist es der Lieferant der
gewonnenen Wärme, zum anderen kann es jedoch nicht unbehandelt an die
Umwelt ausgebracht werden. Die Rauchgaswerte unterliegen daher
kontinuierlichen Kontrollen. Um niedrigste Emissionswerte zu
erzielen, besitzt die MVA Pfaffenau eine vierstufige
Rauchgasreinigungsanlage - bestehend aus einem Elektrofilter, einer
zweistufigen Nasswäsche, einem Aktivkoksfilter und einer
Entstickungsanlage. "Insgesamt unterliegt die MVA Pfaffenau rund 200
Auflagen, die strengstens eingehalten werden müssen", verdeutlicht
Klager die hohen Umweltstandards, die thermischen Verwertern von
Abfällen gesetzt werden. "So ist höchste Umweltverträglichkeit und
maximale Ausschöpfung des im Abfall gespeicherten Energiepotenzials
gewährleistet."

Nicht nur Wärme mit Abfall

Moderne Anlagen, wie jene in der Pfaffenau, nutzen knapp 75
Prozent der Energie des eingesetzten Restmülls. Erreicht wird dieser
hohe Wirkungsgrad durch effiziente Nutzung der bei der Verbrennung
entstehenden Hitze. Dabei wird neben Wärme auch Dampf zum Betrieb
einer Turbine gewonnen. Klager dazu: "Unsere Anlage beliefert auch
das Stromnetz und versorgt mit 65 GWh pro Jahr - neben dem
Eigenbedarf - rund 25.000 Haushalte mit Strom." Die Verbrennung bzw.
thermische Verwertung von Abfällen kann jedoch auch für völlig andere
Zwecke als zur Raumheizung eingesetzt werden. So wird zur Produktion
von Zement bereits seit Jahren auf Abfälle als Energieträger in
Mitverbrennungsanlagen zurückgegriffen. Auch werden
Müllverbrennungsanlagen, wenn es keine relevanten, kontinuierlichen
Verbraucher für Fernwärme in geografischer Nähe gibt, ausschließlich
zur Stromerzeugung verwendet. So der Fall im niederösterreichischen
Zistersdorf. "Der Vorteil unserer Anlage liegt auf der Hand: Strom
kann über weite Strecken mit geringsten Verlusten transportiert
werden und ist zur Erzeugung von Licht, als Antriebsenergie für
Elektromotoren in Industrie, Gewerbe und Haushalten, zum Betrieb von
Elektronikgeräten, als Kraftquelle für Elektroautos und schließlich
auch wie Dampf/Heißwasser zum Heizen nutzbar", erklärt Dr. Helmut
Wurian, Prokurist der .A.S.A. Abfall Service AG und Geschäftsführer
der .A.S.A. Abfall Service Zistersdorf GmbH, welche die neue
Abfallverbrennungsanlage in Zistersdorf errichtet. "Unter
Berücksichtigung dieser breiten Verwendungspalette für Strom, hat die
Müllverbrennungsanlage in Zistersdorf einen Energieeffizienzfaktor
von mehr als 60 Prozent." Ab März 2009 wird die Anlage 130.000 Tonnen
Haus- und Gewerbeabfall verarbeiten und rund 45.000 Haushalte mit
Strom versorgen. Zusätzlicher ökologischer Vorteil: Die Firma .A.S.A.
erledigt rund 70 Prozent ihrer Transportwege über die Schiene und
verwendet zur Rauchgasreinigung der Anlage in Zistersdorf ein
trockenes Verfahren, sodass die Anlage abwasserfrei arbeitet."

Licht und Schatten

Das endgültige Verbot der Deponierung von unbehandelten Abfällen
und Abfällen mit mehr als fünf Prozent TOC-Gehalt bringt jene
Bundesländer, die nicht vorgesorgt haben, unter Zugzwang. "Hier wird
der Müll oftmals ins Ausland exportiert, um dort entsorgt zu werden."
Ein Schritt der eigentlich nicht zwingend notwendig ist, gibt es doch
bundesweit zehn Verbrennungsanlagen für Siedlungsabfälle und mehr als
50 thermische Behandlungsanlagen, die ebenfalls unterschiedliche
Arten von Müll verbrennen. Abgerundet wird das Angebot durch 16
Mechanisch-Biologische Abfallbehandlungsanlagen (MBA). "MBA dienen
zwar nicht primär der Energiegewinnung durch Abfälle, sondern der
Vererdung", erklärt Wurian. "Durch die Aussortierung von brennbaren
und wiederverwertbaren Stoffen und die Verrottung des Restmaterials,
wird hier jedoch ebenso das Abfallvolumen reduziert und die
Deponieverordnung erfüllt." Den Unternehmen der Abfallwirtschaft sind
somit in Österreich im ausreichenden Maße Kapazitäten zur
Abfallentsorgung geboten. (JR)

Rückfragehinweis:
Wirtschaftskammer Österreich
Fachverband der Abfall- und Abwasserwirtschaft
Mag. Christian Zinniel
Tel.: 01/52225 92-14
mailto:zinniel@dieabfallwirtschaft.at

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