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Wiener Zeitung: Unterbergers Tagebuch: "Der ORF steht in Flammen"

Ausgabe vom 10. März 2009

Wien (OTS) - Der nicht gerade als bürgerlich geltende
"Falter"-Chefredakteur Armin Thurnher hat erkannt: Der Wrabetz-ORF
erkauft sich die Sympathie von Medien durch ständige Einladungen zu
TV-Auftritten. (Am Rande sei vermerkt, dass dies auch schon unter
Gerhard Weis so war. Dass aber die Auftritte bestimmter Kollegen
deren Medien mehr schaden als nützen.)

Die ORF-Führung kann sich jedenfalls über auffällige
Solidaritätskampagnen einiger Medien freuen. Die Kampagne ignoriert
allerdings die Fakten: Noch nie waren die Quoten des ORF so schlecht
wie unter Alexander Wrabetz. Noch nie gab es ein Defizit dieser
Größenordnung (und zwar noch vor der Krise!). Noch nie
beeinträchtigten die Werbeumsätze der privaten Konkurrenz jene des
ORF so stark wie jetzt. Noch nie hatten ORF-Informationsschienen eine
so schwere Schlagseite (und zwar in eine dem Wählertrend völlig
entgegengesetzte Richtung).

Der Vorwurf bezieht sich auf Themenwahl und Gästeliste der
Diskussionsformate (man vergleiche nur mit ARD und ZDF), auf die
schnoddrig-ahnungslosen Moderatoren der Radio-Journale, auf
neomarxistische Ö1-Programme, auf immer mehr Radio-Nachrichten und
auf die TV-Magazine. Die eigentlichen Journalbeiträge entsprechen
hingegen großteils den Regeln journalistischer Qualität und
Objektivität. Und die "Zeit im Bild" ist zwar fad, aber relativ
objektiv (bis auf einige Auszucker der Herrn Leitner und Wolf); sie
hat sogar einige exzellente Korrespondenten.

Also weg mit Wrabetz? Ihn wird wohl retten, dass niemand
Geeigneter seinen Himmelfahrtsjob zu übernehmen bereit ist. Faktum
ist dennoch, dass der Kaufmann Wrabetz auch kaufmännisch versagt hat;
dass er zum Programm wenig Bezug hat, war klar. Sein größter Fehler
aber war, dass er sich von Politikern ein Katastrophenteam aufs Auge
drücken ließ: einen Info-Chef, den außer Sport nichts mehr
interessiert; einen weltfremden Verschwender als Unterhaltungs-Chef;
unnötige Radio-, Technik-, Administrations-Chefs; Länder-Chefs, die
Sklaven der Landeshauptleute sind. Vom unsäglichen Pressesprecher des
ORF gar nicht zu reden.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht in hellen Flammen. Die
Politik ist mitschuldig. Das lässt zweifeln, ob ausgerechnet sie
diese für Österreich so wichtige Institution retten kann.

http://www.wienerzeitung.at/tagebuch

Rückfragehinweis:
Wiener Zeitung
Sekretariat
Tel.: 01/206 99-478
mailto:redaktion@wienerzeitung.at

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