• 24.02.2009, 11:08:49
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Jüdisches Museum Wien: Ausstellung über Komponist Hanns Eisler

Wien (OTS) - Mit der Ausstellung "Hanns Eisler. Mensch und Masse"
setzt das Jüdische Museum Wien von 25. Februar bis 12. Juli 2009
seine Reihe "Musik des Aufbruchs" fort. Die umfassende Dokumentation
zeigt Hanns Eislers Schaffen vor dem Hintergrund seiner Biografie,
die von einem besonderen Verhältnis zu Wien und der politischen
Geschichte des 20. Jahrhunderts geprägt ist. Der Komponist erlebte
Wien über mehrere Epochen: Von den letzten Jahren des Kaiserreichs,
dem Ersten Weltkrieg, dem Roten Wien der 1920er Jahre über den Beginn
des Austrofaschismus und die folgende Exilzeit bis hin zu den
Nachkriegsjahren. Mit jeder dieser Epochen waren auch neue Lebens-
und Schaffensphasen verbunden, erläuterte Ausstellungskurator Michael
Haas bei der heutigen Medienpräsentation. Für Museumsdirektor Karl
Albrecht-Weinberger war Wien der Angelpunkt in seiner Biografie.****

Biografie

Eisler wurde am 6. Juli 1898 in Leipzig als Sohn des Wiener
Philosophen Rudolf Eisler geboren und verbrachte ab dem 4. Lebensjahr
seine Jugend in Wien, wo auch die Grundlagen zu allen wichtigen
Aspekten seines Werkes gelegt wurden. Eisler war bereits seit früher
Jugend politisch engagiert und beschäftigte sich schon als
14-Jähriger mit sozialistischer und anarchistischer Theorie. Nach dem
Abbruch seines Studiums am Neuen Wiener Konservatorium begann er ein
Privatstudium bei Arnold Schönberg. In dessen Kreis, teilweise auch
als Schüler Anton Weberns, gehörte er zur Avantgarde der Musikszene.
Allerdings kam es zum Bruch mit Schönberg, da Eisler mit seiner Musik
praxisorientiert agieren und die Massen mobilisieren wollte. So ging
er schließlich 1925 nach Berlin, um zu unterrichten und eine neue
proletarische Musiksprache zu erschaffen. 1933, als Hitler in
Deutschland an die Macht kam, ging er wieder nach Wien. Seine enge
Zusammenarbeit mit der kulturellen Linken, insbesondere Ernst Busch
und Bertolt Brecht, sowie seine öffentlich bekannte kommunistische
Gesinnung und seine jüdische Herkunft machten eine Rückkehr nach
Deutschland unmöglich. Wien wurde so der erste Ort seines
langjährigen Exils. Nach Aufenthalten in verschiedenen europäischen
Ländern gelang dem, unter austrofaschistischer Regierung auch in
Österreich de facto mit Arbeitsverbot belegten Eisler die Ausreise in
die USA. Dort und in Mexiko überlebte er die folgenden Jahre und
verdiente seinen Lebensunterhalt durch Kompositionen für Bühne und
Film. In dieser Zeit entwickelte sich eine produktive Partnerschaft
mit Bertolt Brecht.

1948 kehrte der auch in den USA inzwischen politisch verfolgte
Kommunist nach Europa zurück, wo er bis 1955 zwischen Wien und
Ost-Berlin pendelte. Während ihm in Wien keine Stelle angeboten
wurde, erhielt er in Ost-Berlin einen Lehrstuhl an der
Musikhochschule und wurde in die Akademie der Künste aufgenommen. Er
trug zur Entwicklung des DDR-Mythos und zur Legitimation des Staates
bei, indem er die ostdeutsche Nationalhymne und einige didaktische
Volks- und Kinderlieder komponierte. Trotzdem geriet er 1953 in
staatliche Kritik, wurde jedoch als Staatskünstler rehabilitiert und
befürwortete den Bau der Berliner Mauer 1961. In Ost-Berlin
etablierte er auch seinen endgültigen Wohnsitz, behielt aber bis zu
seinem Lebensende den österreichischen Pass samt österreichischem
Zweit-Wohnsitz. Bei seinem Tod an den Folgen eines Herzinfarkts am 6.
September 1962 hinterblieben eine Witwe und zwei Ex-Ehefrauen neben
seinem Sohn, dem österreichischen Nachkriegsmaler Georg Eisler. Die
Biografie Hanns Eislers steht beispielhaft für das Erleben mehrerer
totalitärer Strömungen im 20. Jahrhundert. Die Ambivalenz sowohl im
Leben des prominenten DDR-Künstlers, der trotz allem immer
Österreicher (und damit privilegierter Ausländer) blieb, als auch in
seinem Werk zwischen avantgardistischem Anspruch und "Angewandtheit"
stellt die besondere Herausforderung an die Ausstellung dar, die von
einem umfangreichen, reich illustrierten zweisprachigen Katalog
(ISBN: 978-3-901398-52-0) begleitet wird, der nur im Bookshop des
Museums zum Preis von 29,90 Euro erhältlich ist.

"Hanns Eisler. Mensch und Masse" ist von 25. Februar bis 12.
Juli 2009 im Jüdischen Museum (A-1010 Wien, Dorotheergasse 11) zu
sehen. Das zu den Kulturbetrieben der Wien Holding zählende Jüdische
Museum ist von Sonntag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der
Eintritt beträgt 6,50 / 4,- Euro ermäßigt. Schulklassen haben freien
Eintritt, Führungen und pädagogische Programme: Tel.: +43-1-535 04
31-311, 312 bzw. kids.school@jmw.at. Weitere Informationen zum
umfangreichen Begleitprogramm sind unter www.jmw.at zu finden.
(Schluss) sta

Rückfragehinweis:

PID-Rathauskorrespondenz:
   www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/
   Alfred Stalzer
   Mediensprecher des Jüdischen Museums
   Mobil: +43-664 506 49 00
   E-Mail: alfred.stalzer@aon.at oder presse@jmw.at

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