• 23.02.2009, 18:34:45
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DER STANDARD-Kommentar: "Blind und feig" von Luise Ungerboeck

Ausgabe vom 24.2.2009

Wien (OTS) - Ein klarer Fall von Realitätsverweigerung liegt bei
den Postamtsschließungen vor. Vom Bundeskanzler abwärts haben
Politiker nicht den Mumm auszusprechen, was Sache ist. Die SPÖ will,
getrieben von der Gewerkschaft, nicht wahrhaben, dass die Post
unrentable Postämter nicht betreiben kann, weil sonst ihre Aktionäre
davonlaufen. Die ÖVP will, getrieben von schwarzen Bürgermeistern,
nicht kapieren, dass Ämter, in die sich pro Tag drei Kunden verirren,
nur erhaltenswert sind, wenn Gemeinden dafür zahlen. Auch die
Opposition träumt von warmen Eislutschern.
Diese Realitätsverweigerung wird auch noch schwungvoll mit Feigheit
gepaart. Seit mehr als vier Jahren (damals war vom Börsengang der
Post-Aktie noch keine Rede) waren diverse Regierungen und ihre
Verkehrsminister (darunter ein gewisser Werner Faymann) zu feig, ein
Postmarktgesetz auszuarbeiten, mit dem fixiert wird, wie viele
Postämter und Postkästen es pro Einwohner geben muss und wie oft
Briefe ausgetragen und abgeholt werden müssen.
So lang die Politik diesen Ordnungsrahmen nicht vorgibt, wird die
Post immer den leichtesten Weg gehen und Ämter zusperren. Schließlich
verdient sie ihr Geld nicht mit dem Packerl der Oma in Judenburg an
ihr Enkerl in Zeltweg, sondern mit Geschäftskunden. Dieser
unangenehmen Wahrheit sollte sich auch Verkehrsministerin Doris Bures
rasch stellen. Mit dem Köpfen des Post-Managements, mag selbiges noch
so bockig und fantasielos sein, lässt sich das Problem ebenso wenig
lösen wie mit konsequentem Wegschauen.

Rückfragehinweis:
Der Standard
Tel.: (01) 531 70/445

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