• 10.02.2009, 11:00:00
  • /
  • OTS0104 OTW0104

Creditreform - INSOLVENZEN in Europa 2008

Kräftiger Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Europa - Wirtschaftskrise treibt auch 2009 die Insolvenzzahlen in die Höhe

Wien (OTS) - Der seit 2005 anhaltende Trend zu sinkenden
Unternehmensinsolvenzzahlen in Europa hat 2008 gedreht. Die Zahl der
Unternehmensinsolvenzen in den EU-15 Staaten plus Norwegen und der
Schweiz ist 2008 auf gut 150.000 Fälle gestiegen. Das entspricht
einem Anstieg von knapp 11% gegenüber dem Vorjahr. 2007 hatten in
Westeuropa rund 135.500 Unternehmen ein Insolvenzverfahren beantragt.
Lediglich in drei der 17 untersuchten Länder sind die Insolvenzzahlen
im Jahresverlauf rückläufig: Die Niederlande, Luxemburg und die
Schweiz verzeichneten 2008 noch einmal weniger Unternehmenspleiten
als im Jahr zuvor.

Verdopplung in Spanien und Irland

Den höchsten Anstieg weist mit einem Plus von 138,6% auf 2.100
Fälle Spanien auf. Es folgen Irland mit einer Zunahme von 120,8% auf
700 (Vorjahr: 317 betroffene Betriebe) und Dänemark mit einem Anstieg
von 54,5% auf 3.710 Insolvenzen (Vorjahr: 2.401). Die dramatische
Entwicklung zeigt, dass diese europäischen Staaten bereits 2008 voll
vom globalen Wirtschaftsabschwung und den härteren
Finanzierungsbedingungen für Unternehmen erfasst wurden. In der
Mehrzahl der westeuropäischen Länder ist die Insolvenzwelle
allerdings noch nicht mit voller Wucht angekommen.

Die höchste relative Insolvenzbetroffenheit (Zahl der Unternehmen
eines Landes im Verhältnis zur Zahl der Firmenpleiten des
betreffenden Landes) weisen Luxemburg (233 Insolvenzen pro 10.000
existente Unternehmen), Österreich (224) und Frankreich (215) auf.
Die durchschnittliche Insolvenzquote Westeuropas liegt bei 83
insolventen Betrieben pro 10.000 Unternehmen. Deutschland erreicht
mit einer Quote von 96 einen leicht über dem Durchschnitt liegenden
Wert (zur Berechnung wurden die EUROSTAT-Zahlen herangezogen).

Verschnaufpause bei den Privatinsolvenzen

Während die Zahl der Unternehmenspleiten im Jahr 2008 deutlich
anstieg, war die Zahl der Privatinsolvenzen leicht rückläufig. In den
Ländern, über die eine entsprechende Zeitreihe vorliegt, wurden 3,6%
weniger Schuldenbefreiungsverfahren gezählt als im Jahr zuvor. Dieser
Trend ist vor allem auf die Entwicklungen in Deutschland und den
Niederlanden zurückzuführen. So verringerten sich in Deutschland die
Privatinsolvenzen im Jahresverlauf um 6,4% auf 126.900 Betroffene und
in den Niederlanden sank die Zahl aufgrund gesetzlicher Änderungen um
36,9%. Finnland (plus 24,7%) und Österreich (plus 11,0%)
verzeichneten eine Zunahme der Privatinsolvenzen. Insgesamt meldeten
2008 in Westeuropa 291.380 (Vorjahr: 302.392) natürliche Personen
ihren wirtschaftlichen Zusammenbruch den zuständigen Stellen. Bezieht
man die Zahl der Verbraucherinsolvenzen eines Landes auf die
jeweilige Einwohnerzahl, erhält man die relative
Insolvenzbetroffenheit. In Finnland und Großbritannien sind im
vergangenen Jahr 22 bzw. 20 von 10.000 Einwohnern in die Insolvenz
gegangen. In den Niederlanden waren es dagegen nur 6. Deutschland
liegt mit 15 im europäischen Mittelfeld.

Mehr Arbeitsplatzverluste durch Insolvenzen

Die Zahl der durch die Insolvenz des Arbeitgebers bedingten
Arbeitsplatzverluste stieg im Jahresverlauf 2008 parallel zur Zunahme
der Unternehmensinsolvenzen und liegt europaweit bei 1,4 Millionen.
2007 waren 1,2 Millionen Arbeitnehmer von der Insolvenz ihres
Arbeitgebers betroffen.

Den größten Anteil am Insolvenzgeschehen in Europa hat die
Dienstleistungsbranche: Durchschnittlich 36,4% (Vorjahr: 34,3%) aller
Unternehmenszusammenbrüche betrafen Unternehmen aus dieser Branche.
Der zunehmende Anteil des Sektors ist auf die deutlich erhöhten
Insolvenzquoten im von Finanzkrise und Konjunkturabschwung besonders
betroffenen Transportsektor, der Immobilienwirtschaft und den
unternehmensnahen Dienstleistern zurückzuführen. Erhöht hat sich auch
der Anteil des Bausektors: Kamen im vergangenen Jahr noch 17,6% aller
Konkurse aus der Baubranche, so sind es aktuell schon 19,3%. Mit
lediglich 11% (Vorjahr: 12,4%) ist das Verarbeitende Gewerbe am
geringsten am Konkursgeschehen beteiligt. Der Handel stellt ein
Drittel (33,3%; Vorjahr: 35,7%) des Insolvenzgeschehens.

Die USA stecken seit rund einem Jahr in der wohl schwersten
Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Abschwung hat auch
den Unternehmenssektor erfasst und 39.950 Unternehmen in die Pleite
gerissen. Im Vorjahr waren lediglich 28.322 Betriebe betroffen
gewesen. In Japan schließlich stiegen die Unternehmenskonkurse im
Verlauf des Jahres 2008 um deutliche 15,7% an und liegen aktuell bei
knapp 12.700 betroffenen Unternehmen.

Osteuropa kann Wirtschaftskrise nicht entrinnen

Auch in den mittel- und osteuropäischen Staaten Estland, Lettland,
Litauen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn nahm die Zahl der
Unternehmensinsolvenzen im Lauf des Jahres 2008 zu: Knapp 21.600
Konkurse waren zu zählen. Das entspricht einem Anstieg von 11,6%. Die
aufstrebenden Länder Osteuropas, die ein wichtiger Fertigungsstandort
für den Exportmarkt sind, bleiben von der globalen Wirtschaftskrise
und dem Einbruch der Auslandsbestellungen nicht unberührt. Einen
überdurchschnittlichen Anstieg der Insolvenzmeldungen verzeichneten
Slowenien (plus 17,3% auf 657 Fälle) und Ungarn (plus 16,4% auf
11.322 Fälle). Auf 10.000 Unternehmen kommen in den baltischen
Staaten Litauen (115), Estland (108) und Lettland (99) die meisten
Firmenzusammenbrüche.

Exporteure beurteilen die Insolvenzrisiken 2009

Creditreform hat im Januar 2009 mit einer Umfrage unter der
deutschen Exportwirtschaft die Einschätzungen und aktuellen
Auslandserfahrungen der exportierenden Unternehmen erfasst. Immerhin
41% der Befragten haben spürbare Auswirkungen der Finanz- und
Wirtschaftskrise auf ihr Auslandsgeschäft festgestellt. Nur 9% der
Unternehmen berichteten von keinen unmittelbaren Effekten.

Negative Auswirkungen auf das Zahlungsverhalten der ausländischen
Geschäftspartner spüren 85,4% der Exporteure. Dabei haben 16,1% der
Befragten schon eine deutliche Verschlechterung des
Zahlungsverhaltens festgestellt - 69,3% eine nur leichte.
Insbesondere Unternehmen, die ausländische Baubetriebe und
Handelsunternehmen beliefern, berichteten von merklichen
Verzögerungen beim Zahlungseingang. Schon jeder fünfte Exporteur war
in den zurückliegenden Monaten von Kundeninsolvenzen betroffen.

Die Insolvenzrisiken für 2009 schätzen die befragten Unternehmen
am höchsten in Osteuropa ein - speziell im Baltikum. Deutlich höher
als in Deutschland wird die Insolvenzgefahr auch in Spanien, Italien
und Großbritannien gesehen. Allein die skandinavischen Länder,
Österreich und die Benelux-Staaten werden hinsichtlich des
Insolvenzrisikos 2009 positiver als Deutschland bewertet.

Anhänge zu dieser Aussendung finden Sie als Verknüpfung im
AOM/Original Text Service sowie im Volltext der Aussendung auf
http://www.ots.at .

Rückfragehinweis:

Für den Inhalt verantwortlich, Rückfragehinweis und Insolvenzstatistik/Grafiken:
   Michael Bretz, Leiter Unternehmenskommunikation
   Verband der Vereine Creditreform e.V.
   Tel.: +49-2131-109-171
   Fax: +49-2131-109-176
   mailto: m.bretz@verband.creditreform.de
   www.creditreform.de

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | CDR

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel