Die neue Zusammenarbeit mit "Google" auf "Youtube" ist nur ein Signal, dass die Kirche ihre Botschaft vor allem dort präsent machen will, wo die Jugend ist - "Kathpress"-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko
Vatikanstadt, 21.1.09 (KAP) Lange Zeit stand der Vatikan nicht im
Ruf, zur Avantgarde des internationalen Medienbetriebs zu gehören.
Die Medienarbeit hinkte säkularen Standards hinterher, der
"Osservatore Romano" wirkte mit endlosen Bleiwüsten wenig
leserfreundlich (mittlerweile ist er eine topaktuelle Tageszeitung
geworden), nur "Radio Vatikan" fiel schon vor 20 Jahren durch seine
große Professionalität auf. Unter Papst Benedikt XVI. ist die
vatikanische Medienarbeit insgesamt deutlich professioneller
geworden. Jüngstes Projekt: Durch Zusammenarbeit mit dem
Internet-Dienstleister "Google" sollen Papst und Vatikan künftig auch
bildmäßig im "World Wide Web" präsent sein.
Die Details der neuen Kooperation zwischen "Google" und dem "Centro
Televisivo Vaticano" (CTV) bzw. "Radio Vatikan" sollen zwar erst am
Freitag - aus Anlass der Präsentation der Papstbotschaft zum
diesjährigen kirchlichen "Welttag der Medien" - in Rom vorgestellt
werden. Aber schon jetzt zeichnet sich ab, dass der Vatikan bei
"Youtube" - das im Eigentum von "Google" ist - einen Kanal erhält und
nutzt, um Videos, Bilder und Texte über Papst-Auftritte und
Vatikan-Ereignisse ins Netz zu stellen. Im Internet wird der neue
Kanal schon spaßeshalber "Popetube" genannt.
Solche Videos waren zwar auch schon bisher - versteckt - etwa auf der
Website von "Radio Vatikan" anklickbar. Nun aber will man eine
Plattform nutzen und dort präsent sein, wo sich viele Menschen, und
vor allem junge Leute, ständig informieren. Zusammenarbeit gab es
bisher schon zwischen dem CTV und der internationalen katholischen
TV-Plattform "H2O", die TV-Stationen vor allem im spanisch- und
portugiesischsprachigen Raum, aber auch im französischsprachigen
Afrika versorgt. Das Material von CTV wird auch von der deutschen
katholischen Nachrichtenagentur KNA verwendet, die daraus
Nachrichtenvideos für den deutschen Markt macht.
Deutlich besser, vernetzter und transparenter ist in den letzten
Jahren auch die Arbeit des vatikanischen Presseamtes ("Sala Stampa")
unter seinem Leiter P. Federico Lombardi SJ geworden, der zugleich
auch Chef von CTV und "Radio Vatikan" ist. CTV arbeitet neuerdings in
"High definition"-Technik und kann sich damit als Zwerg zwischen den
großen öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten Europas zumindest
qualitativ durchaus sehen lassen.
Den Einstieg ins Internet hat der Vatikan 1997 vollzogen, mit einer
eigenen Länderkennung "va" (was dem damaligen Präsidenten des
Päpstlichen Medien-Rates, dem heutigen Kardinal John Foley, zu
verdanken war) und einem eigenen Portal (vatican.va). Seither nutzt
der Heilige Stuhl das Internet nicht nur für die weltweite interne
Kommunikation mit den Apostolischen Nuntiaturen und sonstigen
vatikanischen Vertretungsbehörden, sondern auch für die Informations-
und Öffentlichkeitsarbeit. Auch die einzelnen Kurien-Dikasterien
entdecken zunehmend das Internet. Auf der Website des "Governatorats"
des "Staates der Vatikanstadt" kann man neuerdings über sechs
"Webcams" Live-Bilder vom Petersplatz oder vom Grab Johannes Pauls
II. betrachten.
Dass sich eine Zusammenarbeit mit "Google" anbahnt, entdeckten
amerikanische "Vatikanisten" bereits zur Weihnachtszeit. Die bisher
mühsame Suchfunktion der Vatikan-Website arbeitet seither auf Basis
und mit den schnellen Funktionen der bekannten Suchmaschine.
Es war genau in den Tagen, als Benedikt XVI. eine zunächst wenig
beachtete Rede zum 25. Jahrestag der Gründung des CTV hielt (18.
Dezember). Im Nachhinein stellte sie sich als Ankündigung der neuen
Medienexpansion heraus. Die Kirche dürfe mit ihrer Botschaft nicht
außerhalb der Räume stehen, in denen "zahlreiche Jugendliche surfen,
auf der Suche nach Antworten und nach dem Sinn des Lebens", sagte
Benedikt XVI. damals. Der Heilige Stuhl müsse nach neuen Wegen
suchen, auch nach neuen Modalitäten der Zusammenarbeit seiner
Medieninstitutionen. Das Internet verlange geradezu danach, Texte,
Bilder und bewegte Bilder immer enger zu vernetzen. Dem
Theologen-Papst dürfte besonders gefallen haben, dass die neue
Medieninitiative ins Paulus-Jahr fällt. Denn auch der Völkerapostel
nutzte für seine Glaubensoffensive alle ihm zur Verfügung stehenden
Kommunikationswege. (ende)
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