• 19.01.2009, 16:22:39
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studiVZ, Facebook, MySpace

Erste Studie zu Social Networking Sites in Österreich

Salzburg (OTS) - An der von der eTheory Forschungsgruppe
(Universität Salzburg) durchgeführten Studie nahmen 674 Studierende
aus Salzburg teil. 88.3% der Befragten nutzen die Plattform studiVZ,
15.9% MySpace, 9.0% Xing, 7.4% Lokalisten. 61 weitere Social
Networking Sites (SNS) werden von jeweils weniger als 1% genutzt.
Studienleiter Privatdozent Dr. Christian Fuchs meint dazu: "Es gibt
Anzeichen für eine starke medienökonomische Konzentration im Bereich
der SNS. Einerseits hinsichtlich der Nutzung, dadurch aber
andererseits auch in Bezug auf die Gewinne durch Werbeeinnahmen".

Als größten Vorteil von SNS nennen 59.1% die Aufrechterhaltung von
Kontakten über das Internet, als größten Nachteil 55.7% die Gefahr
der ökonomischen und politischen Überwachung. Fuchs: "Studierende
sind sich sehr bewusst über die massive Sammlung persönlicher Daten
auf diesen Plattformen, nutzen diese aber, da die erwarteten
kommunikativen Vorteile für die meisten im Vordergrund stehen. Dies
bedeutet nicht einen unvorsichtigen Umgang, sondern deutet auf einen
strukturellen Mangel an alternativen Plattformen hin.
Nichtkommerzielle, nichtgewinnorientierte Plattformen brauchen die
Daten der NutzerInnen nicht für personalisierte Werbung auszuwerten,
dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit der Überwachung und des
Datenmissbrauches. Solche Plattformen gibt es derzeit aber kaum bzw.
sind sie völlig unbekannt, daher sind junge Menschen als
Hauptnutzergruppe von Social Networking Sites auf die Verwendung von
kommerziellen Internetdiensten angewiesen, die Daten sammeln,
auswerten und dadurch in der Form von personalisierter Werbung
Gewinne erzielen".

81.8% der Befragten haben nur wenig Wissen über konkrete
Entwicklungen im Bereich der Datenüberwachung in Europa (Z.B.
Vorratsdatenspeicherung, Sicherheitspolizeigesetz). 67.4% sehen
jedoch das Thema Überwachung kritisch oder sehr kritisch. 88.7% der
studiVZ NutzerInnen haben gutes oder sehr gutes Wissen darüber, was
mit ihren Daten auf der Plattform geschieht. Bei MySpace sind dies
nur 49.5% und bei Facebook 34.1%. Durchschnittlich 67.4% der studiVZ
Nutzer haben die Werbeoptionen deaktiviert, auf Facebook sind dies
35.9% und bei MySpace 22.6%. Fuchs: "Studierende sind generell
kritisch gegenüber Überwachung, haben aber wenig konkretes Wissen
über geltende politische Rahmenbedingungen. Das eher hohe Wissen über
studiVZ und das eher kritische Informationsverhalten auf dieser
Plattform im Gegensatz zu Facebook und MySpace kann damit erklärt
werden, dass die Änderung der Nutzungsbedingungen von studiVZ Anfang
2008, die personalisierte Werbung ermöglichte, von einer
Informationskampagne unter Studierenden auf der Plattform begleitet
wurde und zu öffentlichen Diskussionen geführt hat, in denen studiVZ
als das 'SchnüffelVZ' präsentiert wurde. Diese Kampagne kann als eine
Form der fragmentierten Öffentlichkeit interpretiert werden und war
daher nur beschränkt erfolgreich. Trotzdem hat sie offenbar dazu
geführt, dass sich die meisten Studierenden genau über die neuen
Nutzungsbedingungen informiert haben und die Standardwerbeoptionen
auf studiVZ deaktiviert haben, was bei anderen Plattformen nicht der
Fall war".

Die Studie empfiehlt, dass BürgerInnen kommerziellen
Internetplattformen, die auf der Speicherung persönlicher Daten
basieren, grundsätzlich kritisch gegenübertreten und dass durch den
Aufbau spezieller Konsumentenschutzwebseiten öffentlich dokumentiert
wird, welche Rechte im Umgang mit Daten sich derartige Plattformen
durch ihre Nutzungsbedingungen einräumen. Christian Fuchs: "Es gibt
viele Beispiele dafür, wie mit der Hilfe von Webplattformen von
Betroffenen versucht wird, Überwacher zu überwachen. Dies kann einen
gewissen Schutz durch öffentliche Information bieten, hat aber auch
Limitierungen, denn das Grundproblem ist, dass wir in einer Zeit
leben, in der es einerseits große kommerzielle Interessen an
Datensammlung und Datenauswertung gibt und andererseits nach 9/11
stetig immer mehr politische Schritte zur Schaffung eines gläsernen
Menschen gesetzt wurden. Das sind politisch-ökonomische Probleme,
keine technischen".

Die Erkenntnisse aus der vorliegenden Studie werden in das gerade
anlaufende europaweite Forschungsprojekt "Living in Surveillance
Societies" der European Science Foundation eingehen, in dem Christian
Fuchs mit dem Team der eTheory Forschungsgruppe für Österreich
vertreten ist.

Link zur Studie: http://fuchs.icts.sbg.ac.at/SNS_D.html

Rückfragehinweis:
Universität Salzburg
Priv.-Doz. Dr. Christian Fuchs
Tel.: 0662 8044 4823
mailto: christian.fuchs@sbg.ac.at
Link: http://fuchs.icts.sbg.ac.at/SNS_D.html

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