Schmerzhaftes Schnabelkupieren: In Österreich praktisch abgeschafft - in Europa an der Tagesordnung. Forderung: Eier aus Österreich verwenden!
Wien (OTS) - Seit 31. Dez. 2008 gilt in Österreich das vorzeitige
Käfigverbot für die Legehennenhaltung - damit zählt die heimische
Regelung zu den aus der Perspektive des Tierschutzes europaweit
führenden. Und, wie die intensive Debatte der letzten Wochen in
Deutschland zeigt: Auch in anderen Fragen der Legehennenhaltung -
z.B. beim schmerzhaften Schnabelkupieren - sind die Standards in
Österreich führend im europäischen Vergleich.
In Deutschland warfen in den letzten Wochen Tierschützer
Großbetrieben im ehemaligen Ostdeutschland vor, dass ihre teilweise
mehr als 50.000 Hühner nicht über den gesetzlich vorgeschriebenen
Auslauf verfügen und daher fälschlicherweise als Bio- oder
Freilandhühner deklariert sind. Kleinere Betriebsgrößen und strengere
Kontrollen garantieren, dass derartige Beanstandungen für Österreich
auszuschließen sind. Aber auch die deutlich höheren heimischen
Standards in der Tierhaltung gewährleisten, dass Boden- und
Freilandhaltungseier aus Österreich zu bevorzugen sind: Das
schmerzhafte und grausame Schnabelkupieren ist bei österreichischen
Legehennen praktisch abgeschafft; in Deutschland und Holland, den
wichtigsten Exportländern für Eier, steht es allerdings auf der
Tagesordnung. Die Tierschutz-Experten der GAN (Gesellschaft für
artgemäße Nutztierhaltung) empfehlen daher: Nicht nur beim Schalenei,
sondern auch bei Eiern für die Lebensmittelherstellung und
Gastronomie müsse österreichischen Produkten der Vorzug gegeben
werden.
Schmerzhaftes Schnabelstutzen - in Europa gängige Praxis
"Wenn Legehennen unter unzureichenden Bedingungen gehalten werden,
beispielsweise mit zu wenig Platz, schlechtem Stallklima oder ohne
Beschäftigungsmaterial, wie z.B. in Käfigen, dann neigen sie leichter
zu Federpicken und Kannibalismus", erklärt Univ.Prof. Dr. Josef
Troxler von der Veterinärmedizinischen Universität Wien, der als
wissenschaftlicher Beirat die GAN berät. "In vielen Ländern ist daher
vorbeugendes Schnabelstutzen bzw. -kupieren die gängige Praxis: Dabei
werden weiblichen Küken routinemäßig in den ersten 10 Lebenstagen
ohne Betäubung die Schnäbel teilweise oder fast ganz abgeschnitten.
Der Schnabel ist bei Hühnern allerdings ein empfindsames Sinnesorgan,
zum Tasten und Körner picken. Seine Ausstattung mit Tastkörperchen
und seine Funktion macht ihn mit den menschlichen Fingerspitzen
vergleichbar", so Univ.Prof. Dr. Josef Troxler.
Das Schnabelstutzen erfolgt ohne Betäubung; da sich im
Hühnerschnabel zahlreiche Nervenendigungen befinden, gilt es als
überaus schmerzhaft. Es führt überdies zum Verlust des Tastsinns.
"In Österreich wurde das Schnabelstutzen schon vor rund zehn
Jahren diskutiert. Nach einem Mediationsverfahren zwischen Bauern,
Tierschützern und der Wissenschaft wurden die Haltungsbedingungen für
Legehennen so angepasst, dass Federpicken und Kannibalismus praktisch
der Vergangenheit angehören. Schnabelstutzen wird daher nur mehr
vereinzelt, in sehr wenigen Ausnahmefällen, durchgeführt", berichtet
Mag. Susanne Fromwald, Geschäftsführerin der Gesellschaft für
artgemäße Nutztierhaltung.
Österreichische Legehennenhaltung vorbildlich
"Österreichische Bauern zeigen, dass es auch anders geht", so
Susanne Fromwald. Die Gesellschaft für artgemäße Nutztierhaltung,
Dachorganisation der großen Tierschutzverbände für die Kontrolle der
Tierhaltung in der Landwirtschaft, fordert daher von KonsumentInnen,
aber auch vom Lebensmittelhandel und Lebensmittelverarbeitern die
klare Konsequenz: "Nach wie vor werden große Mengen an
Bodenhaltungseiern aus Holland, Deutschland oder Polen nach
Österreich importiert - zum Verkauf als Frischeier im Handel, aber
auch für die Verarbeitung. Im Sinne der artgerechten Tierhaltung,
aber auch zur Unterstützung der vorbildlichen Praxis der heimischen
Landwirte, empfehlen wir dringlichst, heimische Produkte zu
bevorzugen."
Keine klaren Vorgaben in den anderen EU-Mitgliedsländern
In allen EU-Ländern ist das Kupieren des Schnabels bei Küken im
Alter von weniger als 10 Tagen zugelassen, die Praxis zeigt, dass es
in der Boden- und Freilandhaltung in Deutschland, Holland und Polen
regelmäßig und systematisch angewendet wird. In der Bio-Produktion
ist das Schnabelkupieren jedoch untersagt.
In Österreich hat das Schnabelstutzen in den letzten Jahren durch
Anpassung der Haltungsbedingungen völlig an Relevanz verloren. Die
drei wesentlichen Kennzeichnungssysteme für Eier -
"Tierschutzgeprüft", "KAT Österreich" und neuerdings auch das "AMA
Frischei"-Zeichen - untersagen vorbeugendes Schnabelstutzen und
lassen es nur im begründeten Einzelfall zu.
Rückfragehinweis:
GAN - Gesellschaft für artgemäße Nutztierhaltung
Mag. Susanne Fromwald
Tel.: 0664-6126706
Mail: susanne.fromwald@reflex.at
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