- 12.12.2008, 12:12:53
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Folterüberlebende in Österreich: Therapeutische Hilfe als Integration
Lernen, Arbeiten, Beziehungen leben - dazu verhilft Therapie bei Hemayat.
Wien (OTS) - "Therapie ist Integration", betont das
Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende, das auf eine
mehr als zehnjährige Erfahrung zurückblicken kann. "Die schreckliche
Vergangenheit soll nicht länger die Gegenwart der Betroffenen
vergiften und ihre Zukunft blockieren", so der Psychologe Martin
Schenk, Hemayatsvorstand und Diakonie-Sozialexperte.
Daher sei "ohne therapeutische Unterstützung ein normales Arbeits-
und Familienleben für Folterüberlebende kaum möglich".
"Lernen wird behindert durch Probleme bei der Konzentration."
erklärt die klinische Psychologin und Geschäftsführerin von Hemayat,
Cecilia Heiss.
"Viele haben nach einem traumatischen Erlebnis Schwierigkeiten
sich zu konzentrieren. Es kostet viel Kraft, die Erinnerung an das
schreckliche Ereignis, das sich immer wieder aufdrängt, aus dem Kopf
zu zwingen.
Arbeiten wird behindert durch schwere Schlafstörungen. Mit
Albträumen sowie erhöhter Schreckhaftigkeit wachen Traumatisierte
leichter auf und können nicht mehr einschlafen.
Beziehungen werden behindert durch verlorenes Vertrauen.
Unbekannte Menschen und Situationen können schnell als bedrohlich
erlebt werden. Es ist nicht mehr selbstverständlich, am Leben zu
sein. Die Welt wird als feindlich, gefährlich und unkontrollierbar
angesehen.", so Heiss.
"Unsere Intervention zielt darauf ab, dass die Betroffenen wieder
Selbstwirksamkeit erlangen, ihre Zukunft planen, ihr Leben in die
Hand nehmen können." so die Psychotherapeutin Bibiane Ledebur. Bei
der therapeutischen Arbeit könne Geschehenes nicht wieder gut gemacht
werden.
Verwandte und Freunde bleiben tot. Wir können aber begleiten auf
dem Weg der Trauer um all das Verlorene und so zumindest den Blick
auf die Zukunft - im Exilland Österreich - eröffnen. Diesbezüglich
fordert Hemayat Arbeitsmöglichkeiten für die Betroffenen, Anerkennung
ihrer Qualifikationen und eine Reduktion der quälenden Existenzangst.
"Die Rehabilitation von Folterüberlebenden, wie es auch die
UN-Folterkonvention verlangt, müsste eigentlich gesichert sein.
Anstelle dessen gibt es Zittern Jahr für Jahr, Betteln und
Bittstellen für eine zentrale völkerrechtlich verbriefte Aufgabe:
Folter- und Kriegsüberlebenden therapeutisch wieder Zukunft zu
eröffnen. Das Betreuungszentrum Hemayat ist ein ständig bedrohtes
Prekarium. Es ist Zeit, das zu ändern. Innenministerium,
Gesundheitsministerium und Länder sollten in diese Gesundheits- und
Integrationsaufgabe investieren. Wir können viel tun gegen die Folgen
von Folter", so Heiss und Schenk abschließend.
Hemayat betreut im Jahr über 600 traumatisierte Kinder und
Erwachsene medizinisch wie psychotherapeutisch.
Rückfragehinweis:
Hemayat. - Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende
Cecilia Heiss: 0676/ 7247173
Martin Schenk: 0664 / 544 55 54 oder 01/ 409 80 01
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