- 25.11.2008, 12:12:23
- /
- OTS0158 OTW0158
Vinylkultur, Politik & Selbstdarstellung - Schwerpunkt Österreich
Ö1 & phil present: The Temporary Soundmuseum
Wien (OTS) - Eines der Anliegen des Temporary Soundmuseum ist es
darauf hinzuweisen, welche Fülle an zeitgeschichtlich
aussagekräftigem Material auf zu ihrer Zeit modernen Tonträgern
festgehalten wurde. Hier macht die Politik keine Ausnahme. Die
Schallplatte als modernes Medium vor allem der 1950er - 1980er war
Transportmittel aller möglichen Botschaften, natürlich auch solcher
aus Politik und Werbung, gerne auch beide zusammen. Wir forschen
nach, welche Art von Zeitreise uns das Vinyl und seine fragileren
Verwandten bereithält, wenn wir im Zeitalter des Niedergangs der
öffentlichen politischen Rede früheren Veröffentlichungen zuhören.
Welche Ansichten und welches Selbstverständnis zeichnen sich ab, und
was hören wir hier heute, abseits von Nostalgie und Skurrilität?
Unser Interesse gilt vor allem der Selbstdarstellung und Werbung,
sozusagen der Verbreitung ‚nicht-zeitloser’ Produkte. Viele Politiker
der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts haben versucht, das moderne Medium
als Transportmittel für Parteiprogramme, persönliche Ansichten oder
zur Wahlwerbung zu nutzen. Besonders letztere geschah unter anderem
auf fragilen Medien wie Flexis oder Klangpostkarten, Verwandten des
Vinyls.
Mit dem Niedergang des Vinyls verschwindet auch ein spezieller
Teil unserer Kultur, der normaler-weise kaum der Aufmerksamkeit oder
gar Bewahrung für Wert erachtet wird. Jedes bewegte oder unbewegte
Bild (Foto, Film, Video etc.) wird wie selbstverständlich als Teil
eines größeren Erbes betrachtet, alles was mit Klängen zusammenhängt
findet dagegen in der Regel kaum kulturgeschichtliche Beachtung.
Damit gilt auch die Schallplatte (und Verwandte) nicht als
eigentliches Kulturgut. Nach wie vor gilt die Schallplatte vorwiegend
als Pop-Medium, was verhindert, dass sie als Zeitdokument ernst
genommen wird. Ein bedeutender Teil der Produktion war aber überhaupt
nicht der populären oder klassischen Musik gewidmet. Werbung,
Politik, Literatur bis hin zum Militär, um nur wenige Bereiche zu
skizzieren, benutzten das moderne Medium zum Transport der
unterschiedlichsten Botschaften. Eine der grundsätzlichen
Feststellungen des Temporary Soundmuseum lautet, dass es so gut wie
keine Art von gespielter, gesprochener oder sonst wie akustisch
formulierter Aussage gibt, die nicht irgendwann einmal ihren Weg auf
eine Schallplatte gefunden hat. Ob es sich um Musik, Geräusche oder
Reden handelt, um künstlerische Aussagen (fast jeder bedeutendere
Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat ‚seine’ Platte)
bis hin zu charmanten Absurditäten aus der Reihe der
Instruktions-Schallplatten, wie eines unserer Lieblingsbeispiele, mit
der man seinem Papagei das Reden beibringen kann (Train your bird in
stereo): kein Klang hat je vor den vertieften Rillen im (meist)
schwarzen Vinyl halt gemacht.
The Temporary Soundmuseum versucht, eine Geschichte der
Vinylkultur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu schreiben, ein
besonderer Blick auf diese Epoche mit Hilfe eines Mediums, das die
populäre Kultur und das Zeitgefühl stark geprägt hat. Ohne Nostalgie,
mit Blick auf die Zeitgeschichte, durchaus ernst gemeint und
vergnüglich produziert.
Die Veranstaltung ist in zwei Teile gegliedert.
Der erste Teil findet statt im Klangtheater im Radiokulturhaus des
ORF und bietet den Einstieg das jeweilige ein Klang/Tonträger/Zeit -
Thema: Vorträge, Gespräche mit Gästen, einen Ausstellungsbereich,
Klanginstallation - Hörspielsituation, und die Möglichkeit zur
Diskussion.
Der zweite Teil im phil bietet dann sozusagen die Partyversion, immer
noch bezogen auf die Thematik, aber ohne "Aufmerksamkeits-Zwang",
aber auch nicht verwechselbar mit der üblichen "Partyzone".
26. November 2008
Vinylkultur, Politik & Selbstdarstellung - Schwerpunkt Österreich
Gast: Christian Rainer, Chefredakteur und Herausgeber Profil
http://www.profil.at
Beginn
Klangtheater 20 Uhr, im phil dann daran anschließend gegen 21.30 Uhr
- open end
Klangtheater im Radiokulturhaus: Argentinierstr. 30a
phil: Gumpendorferstr. 10-12
Zusätzliche Infos: www.soundmuseum.com, www.phil.info
26. November 2008
Kurzvita Kalle Laar
Klangkünstler. Gründet 1996 das Temporary Soundmuseum. 2005 artist in
residence im Museumsquartier Wien. Temporärer Club ‚Stereo Action
Lounge’ beim sonambiente Festival für Klangkunst 2006, Berlin.
Teilnahme unter anderem mit dem Projekt "Calling the Glacier" an der
Biennale Venedig & ars electronica Linz 2007. Produzent von Ernst
Molden und Marilies Jagsch, der La Paloma Serie bei Trikont und der
Cds von Coco Schumann. Lebt in Krailling bei München und Wien.
Rückfragehinweis:
ORF Radio Öffentlichkeitsarbeit
Christine Klimaschka
Tel.: (01) 501 01/18361
mailto:christine.klimaschka@orf.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | HOA