• 22.11.2008, 09:49:07
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Katholisches "Imabe"-Institut...(3)

Kardinal Schönborn: Drei ethische Herausforderungen

Lebensanfang und Lebensende, Stammzellenforschung, Umgang mit dem
Leid=

In seinem Vorwort zum Tagungsband "Medizin, Ideologie und Markt"
betont der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn die
herausragende Rolle des "Imabe" für die kirchliche Meinungsbildung
auf dem Gebiet der medizinischen Anthropologie und Bioethik. Die
"anerkannte moralische Kompetenz" der Kirche auf diesem Gebiet, die
sich nicht im "Nein-Sagen" erschöpfe, gehe letztlich auch auf die
Arbeit des "Imabe" zurück, dessen Gründung vor 20 Jahren
"zukunftweisend" gewesen sei.

Zugleich verweist Kardinal Schönborn in seinem Vorwort auf drei
zentrale ethische Herausforderungen der Gegenwart, die zugleich
Arbeitsgebiete des "Imabe" darstellen: Die Fragen des Umgangs mit den
Phasen des Lebensanfangs und des Lebensendes, die Frage der
moralischen Bewertung der Manipulation von menschlichem Leben zu
Forschungszwecken sowie den Umgang der Gesellschaft mit dem Leiden.
Bioethik sei heute "zur Chefsache der Politik" geworden - umso
wichtiger sei es da, ethische Grundsätze zu diskutieren und zu
bestärken, die "wie Leuchttürme blinken" und so Entscheidungsprozesse
in Politik und Medizin orientieren.

Konkret weist Kardinal Schönborn auf den wachsenden "Druck auf Mütter
und Ärzte, zur Sicherheit alle Qualitätskontrollen durchzuführen" und
damit ungeborenem behinderten Leben letztlich "kaum noch eine
(Lebens-)Chance" zu bieten. Das Leben werde durch diese Mentalität
"verfügbar" gemacht, zugleich führe diese Mentalität "zu einem
Anspruch, es in Ausübung eines vermeintlichen
Selbstbestimmungsrechtes beenden zu können oder beenden zulassen".
Sterbehilfe sei jedoch "Hilfe beim Sterben, nicht Hilfe zum Sterben",
so der Kardinal.

Im Blick auf die Stammzellenforschung betont Kardinal Schönborn die
Fortschritte im Bereich der adulten Stammzellenforschung. Nur in
einer Förderung dieser Technik könne man die zahlreichen ethischen
Probleme umgehen, die sich durch die embryonale Stammzellenforschung
ergeben. Kardinal Schönborn wörtlich: "Die ethische Problematik liegt
darin, dass es beim Embryo um Jemanden geht und nicht um Etwas". "Es
gibt keine Abstufungen in der Schutzwürdigkeit für ungeborene,
kranke, behinderte und alte Menschen", so der Kardinal.

Darüber hinaus weist Kardinal Schönborn darauf hin, dass man "den
Bogen überspannt", wenn man die Aufgabe der Medizin darauf richte,
ein "leidfreies, gesundes Leben bis zuletzt zu ermöglichen". Zu einem
"guten Leben" gehöre vielmehr auch "die Annahme des Leidens und damit
auch die Sorge um den Leidenden", so der Kardinal. Ethische Brisanz
gewinne diese Feststellung vor allem dort, wo wegen schwindender
Gesundheitsbudgets der Ruf nach einem Ausschluss von Personengruppen
von teuren medizinischen Verfahren immer lauter werde. In dieser
Situation sei die Kirche aufgefordert, "sozialethische, christliche
Aspekte der Verteilung der Mittel im Gesundheitswesen und die
Diskussion über den 'Lebenswert' chronisch kranker und
pflegebedürftiger Menschen in die Diskussion einzubringen". (ende)
K200810579
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