Katholisches "Imabe"-Institut...(3)
Kardinal Schönborn: Drei ethische Herausforderungen
Lebensanfang und Lebensende, Stammzellenforschung, Umgang mit dem Leid=
In seinem Vorwort zum Tagungsband "Medizin, Ideologie und Markt" betont der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn die herausragende Rolle des "Imabe" für die kirchliche Meinungsbildung auf dem Gebiet der medizinischen Anthropologie und Bioethik. Die "anerkannte moralische Kompetenz" der Kirche auf diesem Gebiet, die sich nicht im "Nein-Sagen" erschöpfe, gehe letztlich auch auf die Arbeit des "Imabe" zurück, dessen Gründung vor 20 Jahren "zukunftweisend" gewesen sei.
Zugleich verweist Kardinal Schönborn in seinem Vorwort auf drei zentrale ethische Herausforderungen der Gegenwart, die zugleich Arbeitsgebiete des "Imabe" darstellen: Die Fragen des Umgangs mit den Phasen des Lebensanfangs und des Lebensendes, die Frage der moralischen Bewertung der Manipulation von menschlichem Leben zu Forschungszwecken sowie den Umgang der Gesellschaft mit dem Leiden. Bioethik sei heute "zur Chefsache der Politik" geworden - umso wichtiger sei es da, ethische Grundsätze zu diskutieren und zu bestärken, die "wie Leuchttürme blinken" und so Entscheidungsprozesse in Politik und Medizin orientieren.
Konkret weist Kardinal Schönborn auf den wachsenden "Druck auf Mütter und Ärzte, zur Sicherheit alle Qualitätskontrollen durchzuführen" und damit ungeborenem behinderten Leben letztlich "kaum noch eine (Lebens-)Chance" zu bieten. Das Leben werde durch diese Mentalität "verfügbar" gemacht, zugleich führe diese Mentalität "zu einem Anspruch, es in Ausübung eines vermeintlichen Selbstbestimmungsrechtes beenden zu können oder beenden zulassen". Sterbehilfe sei jedoch "Hilfe beim Sterben, nicht Hilfe zum Sterben", so der Kardinal.
Im Blick auf die Stammzellenforschung betont Kardinal Schönborn die Fortschritte im Bereich der adulten Stammzellenforschung. Nur in einer Förderung dieser Technik könne man die zahlreichen ethischen Probleme umgehen, die sich durch die embryonale Stammzellenforschung ergeben. Kardinal Schönborn wörtlich: "Die ethische Problematik liegt darin, dass es beim Embryo um Jemanden geht und nicht um Etwas". "Es gibt keine Abstufungen in der Schutzwürdigkeit für ungeborene, kranke, behinderte und alte Menschen", so der Kardinal.
Darüber hinaus weist Kardinal Schönborn darauf hin, dass man "den Bogen überspannt", wenn man die Aufgabe der Medizin darauf richte, ein "leidfreies, gesundes Leben bis zuletzt zu ermöglichen". Zu einem "guten Leben" gehöre vielmehr auch "die Annahme des Leidens und damit auch die Sorge um den Leidenden", so der Kardinal. Ethische Brisanz gewinne diese Feststellung vor allem dort, wo wegen schwindender Gesundheitsbudgets der Ruf nach einem Ausschluss von Personengruppen von teuren medizinischen Verfahren immer lauter werde. In dieser Situation sei die Kirche aufgefordert, "sozialethische, christliche Aspekte der Verteilung der Mittel im Gesundheitswesen und die Diskussion über den 'Lebenswert' chronisch kranker und pflegebedürftiger Menschen in die Diskussion einzubringen". (ende) K200810579
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