Katholisches "Imabe"-Institut...(2)
Bonelli: Medizin in Umbruchsphase
"Imabe"-Direktor Primarius Johannes Bonelli betonte zum Beginn des Festsymposions "Medizin, Ideologie und Markt", dass sich die Medizin in einer Phase des Umbruchs befinde. Ärzte würden mehr und mehr als Dienstleister gesehen, die Kundenwünsche zu erfüllen hätten. "Als Reaktion flüchten sich die Ärzte in eine Art 'Defensivmedizin', die sich nicht mehr dem Wohl des Menschen, sondern der rechtlichen Absicherung im Schadensfall widmet", sagte Bonelli. Es bestehe die Gefahr, dass sich die Medizin der Zukunft allein an Kundenwünschen und ökonomischen Selbstgesetzlichkeiten orientiere.
Beck: Gesundung ist umfassender Prozess
Der Wiener Naturwissenschaftler, Mediziner und Moraltheologe Prof. Matthias Beck betonte in seinem Statement den umfassenden Charakter des Prozesses der Gesundung. Studien hätten gezeigt, dass das Immunsystem, dass gleichsam die "innere Mitte und die 'Seele'" aller Gesundungsprozesse darstelle, eng mit dem "inneren Seelenleben" zusammenhänge und die seelische Gesundheit sich daher auch körperlich niederschlage.
Gesundheit sei - anders als die laut Beck verkürzte Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) - als "Interaktion" zwischen verschiedenen physischen, psychischen, sozialen und geistigen Aspekten zu verstehen, zu denen auch das religiöse Empfinden des Menschen zähle. Entsprechend sei Gesundheit ohne eine "innere Stimmigkeit" auf den Ebenen des "Körperlichen, des Seelischen und des Geistig-Spirituellen kaum zu erreichen", so Beck.
Heute könne man jedoch einen weitreichenden Verlust der Sensibilität für den Bereich des Geistig-Spirituellen feststellen, so Beck weiter. Gesundheit werde auf ihren physischen Aspekt reduziert, wie es etwa die Begriffe "Wellness" und "Fitness" vor Augen führen. Gesundheit sei jedoch "mehr als das Freisein von Krankheit und Schwäche", so Beck. Sie stelle ein ständiges Ringen um das Gleichgewicht der physischen, psychischen und geistigen Ebene dar, zu ihrem Begriff zählen daher - anders als es die WHO in ihrer Definition des Gesundheitsbegriffs formuliert - auch Phasen des Unwohlbefindens.
"Ordensspitäler setzen Maßstäbe der Menschlichkeit"
Michael Heinisch, Geschäftsführer der "Vinzenz Gruppe", die neben den Barmherzigen Brüdern größter Erhalter von Ordensspitälern ist, betonte in seinem Statement die Bedeutung der kirchlichen Krankenhäuser für einen "neuen Aufbruch zu mehr Menschlichkeit in der Medizin". Neben einer professionellen und hochwertigen fachlichen Betreuung sei es insbesondere das "Prinzip der Menschlichkeit", das die Ordensspitäler zu beispielgebenden Orten einer "neuen ganzheitlichen Heilung" machen.
Die Grundlage dieses Prinzips der Menschlichkeit stellen laut Heinisch "christliche Werte" wie etwa Barmherzigkeit, Hochachtung vor dem Patienten, Wahrhaftigkeit im Umgang mit dem Patienten sowie die soziale Verantwortung im Umgang mit den begrenzten finanziellen Ressourcen dar. Das Prinzip der Menschlichkeit soll sich laut Heinisch jedoch nicht nur im unmittelbaren Kontakt zwischen Arzt und Patient niederschlagen, es müsse auch die "organisatorischen Rahmenbedingungen" prägen. So sei es dringend geboten, in den Spitälern Abteilungen für klinische Psychologie und Seelsorge einzurichten, da diese einen "wertvollen Beitrag zur ganzheitlichen Gesundung" darstellen.
Die Beiträge des Symposions sind nachzulesen im Tagungsband "Medizin, Ideologie und Markt", der in der Reihe "Imago Hominis. Quartalsschrift für Medizinische Anthropologie und Bioethik" erscheint. (forts. mgl.)
K200810577
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