- 22.11.2008, 09:43:17
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Katholisches "Imabe"-Institut...(2)
Bonelli: Medizin in Umbruchsphase
"Imabe"-Direktor Primarius Johannes Bonelli betonte zum Beginn des
Festsymposions "Medizin, Ideologie und Markt", dass sich die Medizin
in einer Phase des Umbruchs befinde. Ärzte würden mehr und mehr als
Dienstleister gesehen, die Kundenwünsche zu erfüllen hätten. "Als
Reaktion flüchten sich die Ärzte in eine Art 'Defensivmedizin', die
sich nicht mehr dem Wohl des Menschen, sondern der rechtlichen
Absicherung im Schadensfall widmet", sagte Bonelli. Es bestehe die
Gefahr, dass sich die Medizin der Zukunft allein an Kundenwünschen
und ökonomischen Selbstgesetzlichkeiten orientiere.
Beck: Gesundung ist umfassender Prozess
Der Wiener Naturwissenschaftler, Mediziner und Moraltheologe Prof.
Matthias Beck betonte in seinem Statement den umfassenden Charakter
des Prozesses der Gesundung. Studien hätten gezeigt, dass das
Immunsystem, dass gleichsam die "innere Mitte und die 'Seele'" aller
Gesundungsprozesse darstelle, eng mit dem "inneren Seelenleben"
zusammenhänge und die seelische Gesundheit sich daher auch körperlich
niederschlage.
Gesundheit sei - anders als die laut Beck verkürzte Definition der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) - als "Interaktion" zwischen
verschiedenen physischen, psychischen, sozialen und geistigen
Aspekten zu verstehen, zu denen auch das religiöse Empfinden des
Menschen zähle. Entsprechend sei Gesundheit ohne eine "innere
Stimmigkeit" auf den Ebenen des "Körperlichen, des Seelischen und des
Geistig-Spirituellen kaum zu erreichen", so Beck.
Heute könne man jedoch einen weitreichenden Verlust der Sensibilität
für den Bereich des Geistig-Spirituellen feststellen, so Beck weiter.
Gesundheit werde auf ihren physischen Aspekt reduziert, wie es etwa
die Begriffe "Wellness" und "Fitness" vor Augen führen. Gesundheit
sei jedoch "mehr als das Freisein von Krankheit und Schwäche", so
Beck. Sie stelle ein ständiges Ringen um das Gleichgewicht der
physischen, psychischen und geistigen Ebene dar, zu ihrem Begriff
zählen daher - anders als es die WHO in ihrer Definition des
Gesundheitsbegriffs formuliert - auch Phasen des Unwohlbefindens.
"Ordensspitäler setzen Maßstäbe der Menschlichkeit"
Michael Heinisch, Geschäftsführer der "Vinzenz Gruppe", die neben den
Barmherzigen Brüdern größter Erhalter von Ordensspitälern ist,
betonte in seinem Statement die Bedeutung der kirchlichen
Krankenhäuser für einen "neuen Aufbruch zu mehr Menschlichkeit in der
Medizin". Neben einer professionellen und hochwertigen fachlichen
Betreuung sei es insbesondere das "Prinzip der Menschlichkeit", das
die Ordensspitäler zu beispielgebenden Orten einer "neuen
ganzheitlichen Heilung" machen.
Die Grundlage dieses Prinzips der Menschlichkeit stellen laut
Heinisch "christliche Werte" wie etwa Barmherzigkeit, Hochachtung vor
dem Patienten, Wahrhaftigkeit im Umgang mit dem Patienten sowie die
soziale Verantwortung im Umgang mit den begrenzten finanziellen
Ressourcen dar. Das Prinzip der Menschlichkeit soll sich laut
Heinisch jedoch nicht nur im unmittelbaren Kontakt zwischen Arzt und
Patient niederschlagen, es müsse auch die "organisatorischen
Rahmenbedingungen" prägen. So sei es dringend geboten, in den
Spitälern Abteilungen für klinische Psychologie und Seelsorge
einzurichten, da diese einen "wertvollen Beitrag zur ganzheitlichen
Gesundung" darstellen.
Die Beiträge des Symposions sind nachzulesen im Tagungsband "Medizin,
Ideologie und Markt", der in der Reihe "Imago Hominis.
Quartalsschrift für Medizinische Anthropologie und Bioethik"
erscheint. (forts. mgl.)
K200810577
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