• 05.11.2008, 17:30:00
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ÖSTERREICH: Sahara-Geiseln im Interview: "Wir waren in Todesgefahr"

Wie die beiden Salzburger in der Wüste ums Überleben kämpften

Wien (OTS) - Dramatische Szenen bei denen es um Leben und Tod
ging, haben sich während der achtmonatigen Entführung der beiden
Sahara-Geiseln Wolfgang Ebner und Andrea Kloiber abgespielt, das
berichten die beiden Salzburger im Interview mit der Tageszeitung
ÖSTERREICH (Mittwoch-Ausgabe).

Andrea Kloiber entging zwei Mal nur knapp dem Tod, wie sie
beschreibt: "Zwei Mal dachte ich, jetzt ist es vorbei, ich muss
sterben. Beim ersten Mal - zirka 14 Tage nach unserer Entführung, die
Bande hatte uns schon nach Mali gebracht - lag’s am Gazellenfleisch.
Wenn man das nicht gewöhnt ist, kriegt man massiven Durchfall. Nach
vier Tagen hatte ich einen gefährlichen Flüssigkeitsmangel, weil man
auch das Wasser kaum trinken kann. Ich bin immer schwächer geworden
und wollte nicht mehr leben." Einer der Entführer hatte zum Glück
medizinische Kenntnisse und verabreichte Kloiber eine Infusion, die
schließlich half.

Beim zweiten Mal in Todesangst war Kloiber, als wegen
Unterleibsbeschwerden fast verblutete. Klar ist: Sie litt während der
gesamten 252 Tage besonders stark unter der Geiselhaft: "Es hat sich
sehr bald gezeigt: Eine christliche, sprich unreine Frau ist für die
nicht einmal ein Mensch zweiter Klasse. Die haben mich nicht
angeschaut und auch nie mit mir gesprochen. Wolfgang hat ihnen klar
gemacht, dass ich seine Frau bin und daher auch immer an seiner Seite
sein muss. Als seine Freundin wäre ich separiert worden. Und das
hätte ich mit Sicherheit nicht überlebt."

Und Ebner erzählt, dass es in der Gegend die man "Das Tote
Dreieck" nennt, tagsüber 55 Grad im Schatten hat. Ebner: "Ich habe
Herzrhythmusstörungen bekommen und bin dort 17 Mal kollabiert. Die
haben mich immer ins Leben zurückholen müssen."

Ebner entgegnet der Kritik, dass sie sich in zu gefährliches
Gebiet vorgewagt hätten: "Für alle, die sich auskennen, ist die
Gegend, wo wir waren, ein Kinderspielplatz. Richtig ist: In der Nähe
dort gibt es ein Sperrgebiet."

Die Momente der Entführung beschreibt er so: "Auf einmal waren die
Gotteskrieger da: 21 Mann in drei Autos, alle vermummt und mit
Kalaschnikows."

An eine Geiselnahme dachten die beiden zuerst nicht, merkten aber
schnell, wie ernst die Lage war, so Ebner: "Mein erster Gedanke war:
Die wollen uns ausrauben. Tatsächlich haben die Mudschahedin ja
offenbar selbst nicht gewusst, dass sie sich aus Algerien über die
Grenze verirrt hatten. Und später haben sie uns erzählt: Sie waren
auf eine Entführung von Touristen aus. Aber sie wollten Franzosen,
Engländer, Amerikaner oder Juden. Unsere Pässe waren für die
Gotteskrieger Pech."

Gleich am ersten Tag der Entführung wurden schließlich die beiden
Schäferhunde der Salzburger von den Entführern erdrosselt - und einen
Tag danach wurden sie bereits nach Algerien verschleppt.

Rückfragehinweis:
ÖSTERREICH
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mailto:redaktion@oe24.at

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