Mitarbeiter werden alle elf Minuten abgelenkt - Produktivitätsverluste sind enorm - E-Mail freie Vormittage sollen Informationsinfarkt verhindern

Wien (OTS) - Der Mythos der "Net Generation" und der aktuelle Hype
um das Thema sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit der
Einführung von Web 2.0 im Unternehmen massive Herausforderungen auf
die Betriebe zukommen, erklärte Josef Herget, Leiter des Zentrums für
Wissens- und Informationsmanagement an der Donau-Universität Krems,
bei einer Podiumsdiskussion gestern, Donnerstagabend, im Rahmen der
APA-E-Business-Community in Wien.
Derzeit werde der Informationsflut viel Aufmerksamkeit gewidmet,
was manche auch zur Einschätzung veranlasse, dass es sich bei der
stark gestiegenen Online-Kommunikation um "Terror 2.0" handle. Die
dadurch eintretenden Produktivitätsverluste seien tatsächlich enorm:
"Es entsteht massiver Schaden, weil wir nicht gelernt haben, damit
umzugehen", so der Experte. Und das sogenannte Web 2.0 potenziere
dieses Problem noch.
Mitarbeiter würden sich laut Studien im Durchschnitt alle elf
Minuten von ihren eigentlichen Aufgaben - etwa durch eingehende
E-Mails - ablenken lassen. Einer anderen Erhebung zufolge werden nur
25 Prozent der Arbeitszeit produktiv genutzt, 28 Prozent entfallen
auf Unterbrechungen durch nicht dringende oder unwichtige Ereignisse.
Für Besprechungen werden 20 Prozent der Zeit aufgewendet, Denken und
Reflektieren machen hingegen nur 12 Prozent aus. Rund 15 Prozent
entfallen auf die Informationssuche.
Eine Möglichkeit, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, seien
Vormittage, an denen E-Mails und Telefonate verboten sind. "Dann
kommt es wieder zu persönlichen Treffen. Das haben wir kulturell so
schnell verlernt." Wer sich nicht für zwischenmenschlichen Austausch
Zeit nehme, werde im Informationsinfarkt enden.
Bei Web 2.0 im Unternehmen gehe es nicht um Technologien, sondern
um eine Verhaltensänderung beziehungsweise die Änderung der
Unternehmensphilosophie. Charakteristisch dafür seien flache
Hierarchien, stärkere Selbstorganisation, dezentrale Planung und das
Ersetzen der Kontrolle durch Führung. Das Unternehmen 2.0
konzentriere sich auf die Talente der Menschen und unterstütze deren
Vernetzung und Organisationsfähigkeit. Die Manager sind dabei
Vorbilder und Impulsgeber, Vertrauen und Loyalität werden zu Pfeilern
des Unternehmens.
Gleichzeitig werde gegenwärtig "der Marketingslogan 'Net
Generation' oder 'Digital Natives' überstrapaziert. Nur die wenigsten
Jugendlichen und jüngeren Mitarbeiter - Schätzungen belaufen sich auf
vier Prozent - würden sich aktiv an Web-2.0-Diensten beteiligen. "Wer
jünger als Jahrgang 1981 ist, hat die neuen Technologien in den
Genen, alle anderen müssen noch Bedienungsanleitungen lesen", lautet
Herget zufolge eine weit verbreitete Fehleinschätzung.
Das firmeninterne Web 2.0 stehe noch in den Startlöchern, was
aufgrund der geringen Erfahrung auch nicht verwunderlich sei. Als
Treiber sieht Herget die Globalisierung, durch die Kommunikation und
Austausch eine höhere Bedeutung zukomme, bei einer gleichzeitig
angestrebten Kundennähe. Außerdem würden Anwendungen, die man
ursprünglich vor allem privat verwendet hat, zunehmend auch beruflich
eingesetzt. In Branchen, in denen ein schneller Innovationszyklus und
die internationale Vernetzung gefragt seien, werde die Entwicklung
rasant in Richtung Web 2.0 gehen.
"Die ‘Net Generation‘ lebt und arbeitet zwar wirklich anders, wir
müssen aber alle Generationen abholen", ergänzte Michael Bartz,
Leiter des Geschäftsbereichs Information Worker bei Microsoft
Österreich. "Wir leben und arbeiten in einer Melange aus Foren und
Plattformen, wobei kaum mehr zwischen privat und beruflich
unterschieden wird", so der Manager. Die Herausforderung sei, das
Kommunikationsverhalten so zu verändern, dass dieses komplexe
Beziehungsgeflecht auch produktiv genutzt werden könne. "Die
Mitarbeiter werden bloggen, ob es erlaubt ist oder nicht. Deshalb
müssen die Unternehmen Rahmenbedingungen schaffen, um davon auch zu
profitieren", ist Bartz überzeugt.
Alois Schrems, Public Affairs Manager bei der Telekom Austria,
sieht den Übergang von Web 1.0 auf Web 2.0 evolutionär und nicht
revolutionär verlaufen. "Wer eine neue Firma mit jungen Mitarbeitern
gründet, kann uneingeschränkt Web-2.0-Anwendungen verwenden.
Interaktivität und Schwarmkreativität sind da keine Fremdworte. Man
soll aber nicht das Kind mit dem Bade ausschütten, da sich dadurch
auch datenschutzrechtliche Probleme ergeben können", berief sich
Schrems auf aktuelle Fälle.
Die Vorteile der persönlichen Kommunikation strich Oliver Krizek,
Chef der Navax Consulting AG, hervor. "Teilweise wird den
Web-2.0-Werkzeugen eine zu große Bedeutung zugemessen. Die Gefahr ist
extrem groß, dass man sich nur mehr mit sich selbst beschäftigt,
anstatt die Zeit zum Vorteil der Kunden zu nutzen", sagte Krizek.
Führungskräfte würden beispielsweise mit einem Weblog den einfachsten
Weg gehen, anstatt sich wirklich in den Kommunikationsprozess
einzubringen. Andererseits sollten Betriebe, die sich tatsächlich in
Richtung Web 2.0 ändern wollen, es aber nicht schaffen, "ihr
Management austauschen", ist der Geschäftsführer überzeugt.
Eine schleichende Migration zur verstärkten Kommunikation und
Zusammenarbeit ortet auch Matthias Zach von NextiraOne Austria. "Wenn
die Betriebe keine entsprechenden Lösungen anbieten, wird es trotzdem
gemacht." Bei der mobilen Nutzung von Web 2.0 führe der Wildwuchs an
Endgeräten zu Problemen. "Standardgeräte würden die Möglichkeit
bieten, das Unternehmen 2.0 aufs Handy zu bringen", so Zach.
Allerdings müsste noch an der Sicherheit gearbeitet werden.
Die Partner-Unternehmen der E-Business-Community sind:
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