Wien (OTS) -
Information zur Pressekonferenz mit
Landesrat Dr. Josef Stockinger
Geschäftsführer Joshi M. A. Schillhab
OEKONSULT communication & consulting gmbh
am 17. Oktober 2008 um 11.00 Uhr
zum Thema
"Ergebnisse der Autofahrerbefragung zum Thema Lärmschutzwände entlang
österreichischer Autobahnen"
Weitere Gesprächsteilnehmerin:
Kristin Allwinger, Fa. OEKONSULT communication & consulting gmbh
Landesrat Stockinger: Es ist Zeit für eine Nachdenkpause bei
Lärmschutzwänden auf Autobahnen
"Die vorliegende Umfrage zum Bau von weiteren Lärmschutzwänden
entlang der Autobahnen bestätigt meine Skepsis. Es ist Zeit für eine
Nachdenkpause und für eine Überprüfung der Sinnhaftigkeit
zusätzlicher Lärmschutzbauten entlang der Autobahnen", sagt der für
die Einsatzkräfte und den Katastrophenschutz zuständige Landesrat Dr.
Josef Stockinger.
Bei schweren Unfällen und Kollisionen können durch die Verbauung
mit Lärmschutzwänden Zeitverluste und Behinderungen für Einsatz- und
Rettungsorganisationen entstehen. Gerade die Rettungskräfte beklagen
immer wieder das Lärmschutzbauten unkoordiniert entstehen und die
Zugänge zu Unfallstellen erschwert werden. Für die Autofahrer ergibt
sich durch das "Fahren in Schläuchen" ein ermüdendes
"Tunnelblick-Syndrom". Die Aufmerksamkeit sinkt, die Unfallgefahr
steigt.
Bürger einbeziehen - Sinnhaftigkeit neuer Lärmschutzwände ehrlich
prüfen
Interessant ist für Landesrat Stockinger auch der Aspekt, dass ein
Großteil der Autofahrer die Einschätzung hat, dass der Bau von
Lärmschutzwänden inzwischen mehr der Bauwirtschaft als dem Lärmschutz
helfe. Daher bleibt als Forderung der neuen Bundesregierung, dass
diese mit der ASFINAG eine Überprüfung der Lärmschutzwand-Bauten
entlang der österreichischen Autobahnen vereinbart und künftige
Schallschutzbauten auch im Vorfeld von der ASFINAG mit den betroffen
Bundesländern abgesprochen wird.
"Bei künftigen Schallschutzbauten entlang der Autobahn sollen die
Bürger miteinbezogen, aber auch die Sinnhaftigkeit neuer
Lärmschutzwände ehrlich geprüft werden", fordert Landesrat
Stockinger. Beispielsweise könnten bei angrenzten Wohnhäusern ein
Tausch auf Lärmschutzfenster oder eine Gebäudesanierung für die
Wohnqualität effizienter sein. Auch das ist ein Ergebnis der Umfrage.
ÖsterreicherInnen fordern Baustop für Lärmschutzwände an Autobahnen
Noch vor Jahren als Segen für schlaflose Autobahn-Anwohner hoch
gepriesen, sind die allgegenwärtigen Lärmschutzwände mittlerweile arg
ins Gerede gekommen. Immer mehr, immer höhere, oftmals an nicht
nachvollziehbaren Stellen errichtete Lärmschutzwände mit zunehmend
angezweifeltem Wirkungsgrad führen zu wachsender Irritation auf
beiden Seiten der Schutzbauten. OEKONSULT- Chef Joshi M.A. Schillhab
sieht ein Ende der konfliktträchtigen Schall-Absorber: "Bei der
Bevölkerung hat sich der Generalverdacht entwickelt,
Schallschutzwände sind eher Investitionsspritzen und
Förderinitiativen für die lobbyierende Bauwirtschaft als
Lärmschutzbauten zum Wohle der Anrainer, wie von ASFINAG und
Verkehrspolitik oft dargestellt. Das Toleranzlimit ist erreicht. Die
Menschen wollen das Ende dieses Baubooms."
Die OEKONSULT- Umfrage im Detail
OEKONSULT hat vom 12. September bis zum 12. Oktober 2008 insgesamt
583 Autolenker und Insassen (jeweils nur 1 Person pro Fahrzeug) zu
ihren Meinungen, Einstellungen und Forderungen im Zusammenhang mit
Lärmschutzwänden an österreichischen Autobahnen befragt. Die
persönlichen Interviews haben wir mittels iQUEST, unserer
Face-to-Face Befragungsmethode mit Minicomputern und mobilem
Datenfunk, durchgeführt.
Mehr Lärmschutzwände an Autobahnen? Danke, Nein.
Schon die betont sanfte, unkritische, bewusst
wohlwollendsuggestive Einstiegsfrage überrascht in ihrem klaren
Ergebnis. Nein, die Lärmschutzwände an den heimischen Autobahnen
werden nicht (mehr) als "ganz OK" empfunden. 48% der Befragten weisen
die vorgelegte Positivwertung mit allem Nachdruck (23%) oder
zumindest sehr deutlich (25%) zurück, während insgesamt 20% voll und
ganz (9%) bzw. mit großer Überzeugung (11%) die Lärmschutzwände für
gut befinden.
Lärmschutzwände mit zweifelhafter Wirksamkeit
Auch von der Wirksamkeit der autobahnbegleitenden Lärmschutzwände
ist die Bevölkerung sehr viel weniger überzeugt, als dies
Vergleichsstudien noch vor Jahren auswiesen. Etwa ein Drittel der
Umfrageteilnehmer attestiert den Wänden die ausgelobte
Lärmschutzwirkung (in unterschiedlicher Eindeutigkeit), zwei Drittel
jedoch zeigen sich mehr oder weniger kritisch. 23% ziehen sogar den
erhofften und versprochenen Lärmschutz völlig in Zweifel.
Mit Scheuklappen durch Österreich fahren. Das ermüdet.
"Tunnelblick" nach neuer Definition. 59% der Befragten meinen,
langes fahren zwischen Lärmschutzwänden würde sie ermüden und auf
diese Weise ihre Verkehrssicherheit beeinträchtigen - unter ihnen
15%, die diesen Aspekt ohne jegliche Einschränkung ins Treffen
führen. 9% fühlen sich auch bei längeren Fahrten entlang von
Lärmschutzwänden völlig sicher und hoch konzentriert.
Geldspritzen für Bauwirtschaft oder Anrainerschutz?
Gefragt, ob der forcierte Ausbau der Autobahn- begleitenden
Lärmschutzwände tatsächlich wie versichert dem Lärm- und Umweltschutz
diene oder aber etwa der Förderung der einschlägigen Bauwirtschaft,
zeigen die Befragten mehrheitlich eine klare Überzeugung. 66% sehen
die Errichterfirmen von Schallschutzbauten wirtschaftlich gefördert
((14% teilen diese Sicht ohne die geringste Einschränkung), 34% orten
ehrliches Bemühen um Schutz vor Autobahnlärm, allerdings bloß 4% ohne
die geringste Abschwächung.
Konsequenzen nach Rechnungshofkritik eingefordert
Als teuer und planlos hat der österreichische Rechnungshof die
Ausbaupraxis der Lärmschutzwände kritisiert. Die Bevölkerung fordert
nun von ASFINAG und dem Staat als Eigentümer, dieser Kritik sofort,
umfassend, wirksam und transparent Rechnung zu tragen. Exakt 93%
schließen sich der diesbezüglichen Forderung an, 46% sogar mit aller
größtem Nachdruck.
Tourismuskiller Lärmschutzwände?
89% der Befragten sagen, die vielen Lärmschutzwände seien ein
gravierender Tourismusblocker. Wenig mehr als 1% sehen keinerlei
Nachteile für das Tourismusland Österreich wegen der Sichtbehinderung
durch Lärmschutzwände. Spontane Wortspenden der Befragten beziehen
sich auf konkrete Beispiele aus eigenem Erleben.
Unsicherheitsfaktor Lärmschutzwand
Für die Verkehrssicherheit auf Österreichs Autobahnen können nach
Meinung einer deutlichen Umfragemehrheit ein ganz markantes Problem
darstellen. Angedacht sind dabei behinderte Rettungseinsätze,
eingeschränkte Fluchtwege, Konzentrationshemmnisse durch Eintönigkeit
und Sichtbehinderung und anderes mehr. 89% sehen derartige Probleme
als durchaus real an. 2% meinen, die Lärmschutzwände würden in gar
keiner Weise auch nur das geringste Sicherheitsproblem darstellen.
Mehr, länger, höher? Ausbaulimit scheint erreicht
Dass noch höhere Lärmschutzwände von bis zu 5,5 Meter sinnvoll und
begrüßenswert seien, wird von 83% der Umfrageteilnehmer glatt in
Abrede gestellt. Dies obwohl die diesbezüglichen Frageformulierung
bewusst positiv-suggestiv gehalten war. Eine Höhe von fünfeinhalb
Metern wird lediglich von 5% ohne Einschränkung begrüßt.
Erst prüfen und rechnen, dann ggf. auch bauen
Erst denkbare, wirksame und aus Kostensicht vertretbare
Alternativen prüfen, bevor gebaut werden darf. Das fordern 68% in der
OEKONSULT-Umfrage. 20% setzen sogar größtmöglichen Nachdruck hinter
diese Forderung.
Wirkungsgrad von Lärmschutzwänden mehrheitlich angezweifelt
Der Fragebogentext mit seiner beabsichtigt suggestiven
Positivsicht unterstellt den Lärmschutzwänden höchste Wirksamkeit
gegen Autobahnlärm. 66% der Befragten widersprechen, 18% sogar mit
aller Entschlossenheit. 10% unterstreichen die außerordentliche
Lärmschutzeffizienz ohne Einschränkung.
Ende des Bau-Hypes
Der Lärmschutzwand-freundlichen Unterstellung sogar für
verstärkten Ausbau zu sein, weil ja von einer Vertunnelung
Österreichs keine Rede sein könne, stemmen sich gleich 82% der
Umfrageteilnehmer entgegen. Keine 3% wollen mehr Lärmschutzwände
gebaut wissen.
Baustop für Lärmschutzwände, Moratorium und Kosten-Nutzen Nachweis
gefordert
66% der Umfragekandidaten treten für ein Moratorium beim Bau von
Lärmschutzwänden ein. Zumindest bis eine Österreich-weite Evaluierung
durch internationale Experten ergeben hat, wie die
Kosten-Nutzen-Bilanz ausfällt. Eine solche fehlende Planung,
Zieldefinition und Evaluierung wurde ja kürzlich auch vom
Rechnungshof harsch kritisiert. Lediglich 4% sind für unbeschränkten
Weiterbau.
Für Wahlfreiheit: Mehr Lärmschutzwände oder Gebäudesanierung mit
Wärmedämmung plus Lärmschutzfenster.
Testweise wollte OEKONSULT abschließend wissen, ob die heimische
Bevölkerung offen für kreative Alternativlösung wäre. Sie ist es. 68%
hielten es für überlegenswert, den vom Autobahnlärm Betroffenen ein
Paket von Lärmschutzfenstern plus (aus Gründen der massiven
Preissteigerungen bei Energie) attraktiver Gebäudesanierung in form
etwa von Wärmedämmung gleichsam als Ablöse für nicht zu bauende
Lärmschutzwände zur freien Wahl durch Mehrheitsentscheid der
jeweiligen Gemeinde anzubieten. Für 5% ist dieser Gedanke blanker
Unfug.
Die ganze Umfrage ONLINE samt allen Fragen, Zahlen, Grafiken und
Text: www.oekonsult.eu/laermschutzwaende.pdf
Rückfragehinweis:
Ing. Walter Silber Presse und Öffentlichkeitsarbeit Büro Landesrat Dr. Josef Stockinger 4021 Linz, Klosterstraße 7 Tel. +43 732/77 20-111 1 7 Mobil: +43 664/600 721 11 17 E-Mail: walter.silber@ooe.gv.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NEF