Bio-Landwirtschaft schafft Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität
Wien (OTS) - "Noch nie wurde so viel produziert und noch nie
standen so viele Menschen knapp vorm Verhungern! Dieser Hunger ist
nicht naturbedingt, dieser Hunger ist menschenbedingt - in seiner
Ursache genauso wie auch in seinen Auswirkungen", zeigt sich Rudi
Vierbauch, Obmann von BIO AUSTRIA, anlässlich des Welternährungstages
sehr betroffen. "Welternährung ist in erster Linie eine Frage der
gerechten Verteilung und Verwendung von Lebensmitteln, Flächen und
Saatgut und nicht einer noch höheren Produktion."
923 Millionen Menschen sind von akutem Hunger betroffen, laut FAO
(UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung) entspricht das
einem Anstieg um 75 Millionen im Vergleich zum Vorjahr. Hunger und
Armut stehen dabei in einem sehr engen Zusammenhang. Der Zugang zu
Lebensmitteln und die Verfügbarkeit von Land und
Produktionsgrundlagen ist durch Armut sehr eingeschränkt. Der Anstieg
der Nahrungsmittelpreise hat die Hungerkrise massiv verschärft.
Innerhalb von fünf Jahren hat sich der Preis für Weizen und Geflügel
verdoppelt, der Preis für Mais verdreifacht und der Preis für Reis
vervierfacht. Laut FAO liegen die Gründe zum einen in gestiegenen
Kosten für Anbau, Transport und Dünger und zum anderen in der
Subventionierung der Produktion von Agrotreibstoffen. Laut IFPRI
(International Food Policy Research Institute) ist die erhöhte
Nachfrage nach Agrotreibstoffen für 39% der Preissteigerungen bei
Mais und für 30% bei Getreide verantwortlich. "Wenn die Medizin zur
Krankheit wird, hat sie ihren Zweck verfehlt. Die
Agrotreibstoffproduktion bedingt global gesehen eine gefährliche
Flächenkonkurrenz zwischen Lebensmittel- und Energiepflanzen,
zwischen Lebenserhaltung und Mobilität. Die Forderung nach mehr
Fläche führt zwangsweise zu einer Intensivierung der Produktion und
behindert Maßnahmen für eine sozialere Landverteilung. Außerdem
besteht bei der Energieproduktion die große Gefahr, dass die
Gentechnik über die Hintertür verstärkt Eingang in die Landwirtschaft
findet. Die Landwirtschaft darf die Priorität in der Versorgung der
Bevölkerung mit Lebensmitteln und der ökologischen
Flächenbewirtschaftung aber auf keinen Fall umstoßen", warnt
Vierbauch.
Laut FAO hungern 907 Millionen Menschen in Entwicklungsländern.
Dort gilt es, den Menschen vor Ort die Ernährungssouveränität
nachhaltig zu sichern. Die Bio-Landwirtschaft ist eine Möglichkeit,
landwirtschaftliche Produktion weltweit klimafreundlicher und
weitestgehend unabhängig von der Agrarindustrie und -technologie zu
gestalten. Die Biobauern arbeiten ohne kostenintensiven Einsatz von
Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und sie legen ein besonderes
Augenmerk auf den wertvollen Humusaufbau und die standortangepasste
Produktion. Damit leistet die Bio-Landwirtschaft nicht nur einen
wichtigen Beitrag zur langfristigen Sicherung der
Nahrungsmittelproduktion, sondern vermittelt auch wertvolles Wissen
in der selbständigen Versorgung mit Lebensmitteln vor Ort.
"Die Bio-Landwirtschaft legt ihren Schwerpunkt besonders auf den
Boden und die Bodenfruchtbarkeit und sichert sich damit langfristig
ihre Produktionsgrundlagen, sie arbeitet angepasst an die regionalen
Gegebenheiten und ist unabhängig von der agro-chemischen Industrie.
Das bedeutet Ernährungsouveränität. Die Lösung des Problems liegt
nicht darin, dass die Industrieländer ihre Produktion weiter
intensivieren und ausdehnen, sondern dass wir im Rahmen der
Entwicklungszusammenarbeit diesen Ländern landwirtschaftliches und
ökologisches Wissen anbieten, damit sie den Hunger in möglichst hohem
Maße selbst bewältigen können. Die Bio-Landwirtschaft mit ihren
Schwerpunkten ist dazu ein geeignetes Werkzeug. Damit könnten
Ernährungssicherheit und selbständige Versorgung in weiten Bereichen
hergestellt werden. Wenn weltweit Finanzspekulanten mit hunderten von
Milliarden Euro saniert werden können, dann muss es weit mehr als
eine Selbstverständlichkeit sein, den 923 Millionen Hungernden zur
Seite zu stehen. Die einen verlieren die Rendite, die anderen
verlieren ihr Leben," schließt Vierbauch.
Rückfragehinweis:
BIO AUSTRIA - Presse und Kommunikation
Mag. Lukas Schrattenthaler
Tel: 0676/842 214 214
mailto:lukas.schrattenthaler@bio-austria.at
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