Rund 2.600 Kinder und Jugendliche wurden 2007 Opfer von Gewalt. KfV und FGÖ setzen mit einem Pilotprojekt zur Gewaltprävention bereits im Kleinkindalter an.
Wien (OTS) - Laut Kriminalitätsstatistik des Innenministeriums
werden jährlich etwa 6.000 Fälle von Körperverletzung und Raufhandel,
an denen Kinder und Jugendliche aktiv beteiligt sind, angezeigt. Im
Jahr 2007 wurden rund 2.600 Zehn- bis 17-Jährige als Opfer von Gewalt
so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten
- diese Zahl registrierte das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
in der aktuellen Freizeitunfallstatistik. "Viele Kinder und
Jugendliche kennen keine anderen Mittel als Zuschlagen oder
Sachbeschädigungen, um auf eine Auseinandersetzung zu reagieren. Sie
haben nie gelernt, Konflikte verbal zu lösen und mit Aggressionen
umzugehen", warnt Dr. Rupert Kisser, Bereichsleiter Heim, Freizeit &
Sport im KfV. Lernen diese Kinder gewaltfreies Konfliktlösen nicht,
neigen sie auch im Jugend- und Erwachsenenalter zu Gewalt.
Gewaltprävention muss daher schon in frühen Lebensjahren beginnen.
Konflikte gewaltfrei lösen - von klein auf
Raufereien unter Kindern sind -soweit es um das mehr oder weniger
sportliche Messen der Kräfte geht- bis zu einem gewissen Maß Teil der
kindlichen Entwicklung. Die Grenze zur Gewalttätigkeit wird
überschritten, wenn die Absicht, den anderen zu schädigen, in den
Vordergrund tritt. Die Ursachen von Gewalt unter Kindern und
Jugendlichen sind vor allem auf einen Mangel an sozialer Kompetenz
zurückzuführen. Eine konstruktive Form der Problem- und
Konfliktbewältigung ist nicht möglich, wenn sie nicht in frühen
Lebensjahren gelernt wurde. Präventionsarbeit ist deshalb schon im
Kindergarten notwendig, damit bereits Kleinkinder lernen,
Streitereien nicht körperlich auszutragen, sondern gewaltfrei zu
lösen. Das KfV und der Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) setzen mit
einem Pilotprojekt bereits im Kleinkindalter an. In Zusammenarbeit
mit dem KfV erstellten Expertinnen der Kindergartenpädagogik ein
Programm zur Früherziehung für gewaltfreie Konfliktlösung, das seit
November 2007 in 40 Kindergärten in Wien, Niederösterreich und dem
Burgenland getestet wird. Drei- bis Sechsjährige lernen in Übungen
die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen, Rücksicht zu nehmen, Vertrauen
aufzubauen - so werden spielerisch Kompetenzen wie Selbstsicherheit,
positives Sozialverhalten und Empathiefähigkeit gefördert.
"Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie zeigen, dass
Gewaltprävention in diesem Alter besonders wirksam und nachhaltig
ist. Wenn schon die Kleinsten Konflikte ohne Gewalt lösen können, ist
die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch im Jugend- und Erwachsenenalter
nicht zuschlagen, sehr hoch", sagt Kisser.
Pädagogen und Eltern oft überfordert
Neuartig an dem Konzept ist, dass an den Ursachen der Aggression
angesetzt wird. In die Auseinandersetzung mit Emotionen wie
Ängstlichkeit und der Unfähigkeit, sich gewaltfrei auszudrücken,
werden neben den Kindern auch die Eltern und Pädagogen einbezogen.
Eine KfV-Erhebung unter Kindergartenleitern zeigte, dass rund um
aggressives Verhalten Unsicherheiten bestehen. Eltern und Pädagogen
sind häufig überfordert - oft fehlt das Wissen, wie mit
unbeherrschten Kindern am besten umgegangen werden soll. Zwei Drittel
der befragten Pädagogen wünschen sich Tipps und Anregungen für die
Erziehung zur gewaltfreien Konfliktlösung mit den Kindern, aber auch
Fortbildungsmaßnahmen für sich selbst. Das Präventionsprojekt von KfV
und FGÖ bietet genau das: In Schulungen werden die
Kindergartenpädagogen über die Entwicklung und Prävention von
Gewaltbereitschaft informiert. Gleichzeitig erhalten sie
praxisbezogene Umsetzungsvorschläge für den Berufsalltag. Auch die
Eltern werden einbezogen: Bei mehrmaligen Treffen mit den
Kindergartenpädagogen wird die Bedeutsamkeit gewaltfreier
Konfliktlösung in der Erziehung diskutiert - ein gemeinsames
Verständnis über den Umgang mit Aggressionen im Kleinkindalter wird
erarbeitet.
KfV fordert österreichweiten Einsatz des Programms
Eine erste Evaluation des Projekts zeigt: Kindergartenpädagogen
fühlen sich durch das Programm im Umgang mit Konflikten gestärkt. Sie
treten Konflikten bewusster gegenüber als bisher, und können die
Ursachen besser unterscheiden. Das KfV fordert den Einsatz des vom
FGÖ geförderten Projekts in Kindergärten in ganz Österreich, denn
derzeit gibt es keine vergleichbaren Maßnahmen, die Gewaltprävention
bereits im Kleinkindalter fördern. Vielmehr wird bei Jugendlichen
angesetzt - doch im Jugendalter sind Veränderungen nur mit deutlich
mehr finanziellen, zeitlichen und personellen Kosten verbunden. "Die
Früherziehung zur gewaltfreien Konfliktlösung setzt hingegen bei den
drei wichtigen Säulen an: Kinder, Eltern und Pädagogen", sagt Kisser.
Nur wenn alle drei Gruppen einbezogen werden, kann Gewaltprävention
im Kleinkindalter erfolgreich sein und später im Jugend- und
Erwachsenenalter Verletzungen durch Gewalt vorgebeugt werden.
Rückfragehinweis:
Elisabeth Gerstendorfer Kuratorium für Verkehrssicherheit Marketing & Kommunikation Tel.: 05 77 0 77-1906 E-Mail: elisabeth.gerstendorfer@kfv.at www.kfv.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | KVS