• 19.09.2008, 10:51:06
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ÖH Leoben: Unis werden für berufstätige Studierende bestraft

Rot-blau-grüner Antrag ist ein Attentat auf Österreichs Universitäten

Leoben (OTS) - Die Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der
Montanuniversität (ÖH Leoben) hat schwere inhaltliche Bedenken gegen
den vorliegenden rot-blau-grünen Antrag zur Abschaffung der
Studienbeiträge.

Im ersten Moment war Peter Pulm, Vorsitzender der ÖH Leoben, über
den Antrag zur Abschaffung der Studiengebühren hocherfreut, würde
doch damit eine langjährige Forderung der ÖH Leoben endlich umgesetzt
werden. Doch nach der genauen Durchsicht des Antragstextes
schlug die Freude schnell in Entsetzen um.

"Der vorliegende Antrag ist ein Attentat auf Österreichs
Universitäten. Wenn der Nationalrat diesen völlig unausgereiften Text
so beschließt, werden die heimischen Universitäten budgetär
ausgeblutet", ist Pulm überzeugt.

So sieht der Antragstext vor, dass berufstätige Studierende, die
über 4886,16 Euro pro Kalenderjahr verdienen, unabhängig von ihrer
Studiendauer von den Studiengebühren befreit werden. An sich eine
vernünftige Maßnahme, jedoch mit einem sehr teuren Haken: Nach dem
vorliegenen Entwurf bekommen die Universitäten die den berufstätigen
Studierenden erlassenen Studiengebühren nicht refundiert.

"Gerade in technischen Studien ist es üblich, in der
vorlesungsfreien Zeit im Sommer gut dotierte Industriepraxis zu
sammeln. Durch die geplante Regelung würden die technischen
Universitäten um Millionen von Euro umfallen. Die Universitäten
würden somit für jeden berufstätigen Studierenden bestraft.

Es ist für mich auch nicht erklärbar, warum sozial schwache
Studierende schnell studieren müssen, um nicht in die Verlegenheit zu
kommen, Studienbeiträge zahlen zu müssen, während jeder zum Studium
berechtigte Erwerbstätige, auch wenn er ein weit über 4.886,14 Euro
liegendes Jahreseinkommen erzielt, die Universität völlig kostenlos
zu privaten Weiterbildungszwecken nutzen kann. Auf der Strecke
bleiben die Universitäten, die für das Studium von Erwerbstätigen
keinen müden Cent sehen", so Pulm.

"So könnte ein hochbezahlter Manager sich auf Kosten der Republik
fortbilden, während ein Studierender aus einfachen Verhältnissen -
womöglich auch noch auf Grund unverschuldeter Studienverzögerungen,
die sich durch die fehlende Selektion in Massenstudienrichtungen
leicht ergeben können - seinen Studienbeitrag abliefern muss. Das
kann doch nicht Ihr Ernst sein, sehr geehrte Herren
Wissenschaftssprecher!", gibt Pulm zu bedenken. "Von der
ungerechtfertigten Konkurrenzierung von Erwachsenenbildungsinstituten
durch die öffentliche Hand und den durch diese Regelung entstehenden
Administrationskosten ganz zu schweigen."

Die Unausgereiftheit dieses Rechtstextes zeigt sich vor allem in
den Details. So ist das Inkrafttreten mit 1. März 2009 für die
Montanuniversität auf Grund deren kürzerer Semesterferien etwas zu
spät angesetzt.

"Müssen wir jetzt ein Semester länger Studienbeiträge zahlen, weil
wir nicht so lange Ferien machen?", fragt sich Pulm.

Weiters ärgert den Vorsitzenden der ÖH Leoben die Diskriminierung
der FH-Studierenden, die weiter ihre Beiträge abliefern sollen, und
die fehlende Entwicklung von Anreizen, um endlich mehr
Studienanfänger zur Wahl eines technischen Studiums zu motivieren.

"Hat man mit viel Einsatz und Geld die FH's zu einem wichtigen
Bestandteil des heimischen tertiären Bildungssektors gemacht, um sie
jetzt zu ruinieren? Sind FH-Studierende für Sie Studenten zweiter
Klasse?

Und die Massenstudienrichtungen? Halten Sie es für
volkswirtschaftlich sinnvoll junge Leute weiterhin unbeschränkt in
Studienrichtungen gehen zu lassen, die auf Grund der unbewältigbaren
Zahl an Studierenden nur mäßige Qualität halten können und ihre
Absolventen dann in einen Alltag prekärer Anstellungsverhältnisse und
Akademikerarbeitslosigkeit entlassen, während zum Beispiel
Absolventen von ingenieurwissenschaftlichen Studienrichtungen von der
heimischen Wirtschaft dringend gebraucht werden?", mockiert sich
Pulm.

Kritisch betrachtet wird auch der Zeitpunkt des Antrages.

"Unsere Universitäten sind zu wichtig um für Wahlkampfpopulismus
Opfer undurchdachter Gesetzesänderungen zu werden. Mit derartigen
Schnellschüssen kann man, so gut diese auch gemeint sind, dem
gesamten österreichischen Hochschulraum viel Schaden zufügen.",
schließt Pulm.

Rückfragehinweis:
Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der Montanuniversität
Peter Pulm, Vorsitzender
Mobil: 0699 15745158
mailto: vorsitz@oeh.unileoben.ac.at
http://oeh.unileoben.ac.at

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