• 19.09.2008, 08:28:52
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WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Nerven bewahren ist jetzt "Gold-richtig" - von Esther Mitterstieler

Weg aus der Falle der Sparbuchgewohnheit

Wien (OTS) - Zugegeben: Jetzt über hysterische Märkte zu schreiben
und auch noch zu beruhigen, kann einem Wagnis ähneln. Demselben wie
dem, das die Anleger jetzt landauf, landab mit ihren Veranlagungen
spüren. Trotzdem heißt es jetzt: Nur nicht in Panik verfallen. Der
Herdentrieb verleitet so viele, in das gute alte Sparbuch zu fliehen.
Was ihnen sogar von Investmentbankern nahe gelegt wird und an und für
sich ihrem ureigenen Geschäft widerspricht. Fassunglosigkeit kann
sich da nur breit machen. Schauen Sie sich doch einmal an, was Ihnen
das Sparbuch wirklich bringt: Nach Abzug der Kapitalertragssteuer von
25 Prozent und unter Berücksichtigung der Inflationsrate, rechnen wir
mal mit 3,7 Prozent, bleibt unterm Strich ein Minus. Also weg von der
Falle der Gewohnheit. Besser schaut es da traditionsgemäß bei Gold
oder anderen Rohstoffen aus. Wichtig ist schließlich, einen bunten
Mix im Portfolio zu haben, um krisensicher zu fahren. Dass
Investmentbanker wie der ehemalige Bank-Austria-Vorstand Willi
Hemetsberger via Äther Anlegern trotzdem empfehlen, aufs Sparbuch zu
setzen, kann nur Ausdruck einer gewissen Hilflosigkeit sein.

Weil wir schon beim Stichwort sind: Hilflos scheinen zurzeit auch die
Politiker, wenn es um ökonomische Zusammenhänge geht. Da kommt
SP-Chef Werner Faymann mit seinem Vorschlag eines
Fünf-Punkte-Programms, um die Menschen zu entlasten und die
Konjunktur anzukurbeln. Was sein Gegenüber von der VP, Wilhelm
Molterer, auch im Beisein seiner Finanzministerkollegen in Brüssel
dezidiert ablehnt. Vier Tage später fängt dann plötzlich sein eigener
Wirtschaftsminister Martin Bartenstein laut an, darüber zu sinnieren,
dass wir vielleicht doch ein Konjunkturpaket brauchen könnten.
Irgendwie wird man den Eindruck nicht los, dass die Finanzkrise den
heimischen Politikern noch als Rechtfertigung zum Geldausgeben dient.
Konjunkturpaket hin oder her: Ein paar Rädchen in die Richtung zu
drehen, ist nicht verkehrt. So könnte eine Verschrottungsprämie den
Automarkt ankurbeln und gleichzeitig den CO2-Ausstoß vermindern. Das
hat in Italien funktioniert. Auch der Vorschlag, KMU bei
Investitionen zu unterstützen, ist gut, leider nur von der
Europäischen Investitionsbank. Hierzulande wird wieder nach dem
Gießkannenprinzip allen versprochen, was das Zeug hält: Wohl, weil
dies vor Wahlen schon immer so war. Da schließt sich der Kreis zur
Legende des guten alten Sparbuchs wieder.

Rückfragehinweis:
WirtschaftsBlatt
Redaktionstel.: (01) 60 117/300
http://www.wirtschaftsblatt.at

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