• 17.09.2008, 14:11:56
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"Mobilfunk und Erbgut" - FGF/FMK-Workshop in Wien

Top-Experten informieren über den aktuellen Stand der Wissenschaft

FGF/FMK-Workshop in Wien: "Erbgutschäden durch Mobilfunk?" Referenten von li nach re: Prof. Dr. Günter Obe (ehem. Uni Duisburg-Essen); Prof. Dr. Alexander Lerchl (Jacobs University Bremen);  Prof. Dr. Jürgen Kiefer (ehem. Uni Giessen); Prof. Dr. Günter Speit (Universität Ulm);

Wien (OTS) - Gibt es Erbgutschäden durch Mobilfunk? Vier
internationale Top-Referenten beleuchteten diese Fragestellung auf
einer Informationsveranstaltung der Forschungsgemeinschaft Funk e.V.
(FGF) und des Forum Mobilkommunikation (FMK) am 17.9.2008 in Wien.
Dabei wurde sowohl ein Überblick über den bisherigen
wissenschaftlichen Kenntnisstand auf diesem Gebiet gegeben, als auch
auf kürzliche Kontroversen zu anscheinend manipulierten Studien an
der Medizinischen Uni Wien eingegangen. Die Experten waren sich
einig, dass es hoher und überprüfbarer Qualitätskriterien zur
Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis bedürfe.

Genotoxizität, Prof. Dr. Jürgen Kiefer, ehem. Universität Gießen

Der renommierte Diplom-Physiker gab einen Einblick in die komplexe
Welt der Genotoxizität. "Genotoxische Veränderungen der DNA treten
auch in unbehandelten Zellen - auf Grund physiologischer und
biochemischer Prozesse - auf, was die Sensitivität aller
Testverfahren begrenzt", so Kiefer. Aus diesem Grund reichen zum
eindeutigen Nachweis genotoxischer Effekte bestimmter äußerer
Einflüsse wenige, experimentell leicht zugängliche Tests nicht aus,
sondern erfordern die Demonstration eines zusammenhängenden
Wirkungsbildes.

Wirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf das
menschlich Erbgut - eine Übersicht; Prof. Dr. Günter Obe, ehem.
Universität Duisburg-Essen

Auch der Zytognetiker Prof. Dr. Obe wies auf die schwierige
Beurteilung von Mobilfunk-Studien hin. So wären eine genaue Prüfung
der experimentellen Parameter und die Kenntnis der Mechanismen, die
zu Schäden in der chromosalen DNS führen erforderlich. Hinsichtlich
der konkreten Forschungslage formulierte er: "Analysen zu
erbgutschädigenden und krebserregenden Wirkungen hochfrequenter
elektromagnetischer Felder (EMF) sind überwiegend negativ. Positive
Befunde sind oft nicht überzeugend und sprechen eher für Mängel bei
der Durchführung der entsprechenden Experimente." Dies lasse sich mit
einer positiven Wechselbeziehung zwischen mutagenen und karzinogenen
Wirkungen erklären: "Wären hochfrequente elektromagnetische Felder
(Anm. wie beim Mobilfunk) mutagen, sollten sie somit auch karzinogen
sein. Studien mit Mäusen und Ratten sowie epidemiologische Studien am
Menschen sind aber überwiegend negativ. Eine mutagene Wirkung von
hochfrequenten elektromagnetische Feldern kann somit auch aus diesen
Analysen nicht abgeleitet werden", so Obe.

Zur Reproduzierbarkeit genotoxischer Effekte hochfrequenter EMF aus
dem REFLEX-Projekt, Prof. Dr. Günter Speit, Universität Ulm

Humangenetiker Dr. Speit stellte die unabhängigen
Wiederholungsstudien zu den im Rahmen des REFLEX-Projektes der EU
erzielten Ergebnisse an Zellkulturen dar. Dabei wurden in seinem
Labor mehrere Experimente zusammen mit Mitarbeiterinnen von Prof.
Rüdiger (Wien) durchgeführt. "In keinem der Experimente ergab sich
ein Hinweis auf eine gentoxische Wirkung durch hochfrequente
elektromagnetische Felder", so Speit. Außerdem können eine
Fehlfunktion der Expositionseinheit und Unterschiede in der
Versuchsdurchführung ausgeschlossen werden.

Wissenschaftliche Methodik und Kommunikation, Prof. Dr. Alexander
Lerchl, Jacobs University Bremen

Prof. Alexander Lerchl, Biologe und aktuelles Mitglied der
deutschen Strahlenschutzkommission, referierte über ausgewählte
Studien aus dem REFLEX-Projekt, wissenschaftliche Methodik und deren
Kommunikation. Lerchl ist jener Wissenschafter, der die Herausgeber
der wissenschaftlichen Journale über den Fälschungsverdacht im
Zusammenhang mit Studien des REFLEX-Projekts an der Medizinischen Uni
Wien und deren Ergebnisse zu DNA-Strangbrüchen informierte. Es gehöre
bei Datenmanipulationen zu den häufigen Fehlern, dass die erfundenen
Werte weniger streuen als in echten Experimenten erklärte Lerchl und
ging auf die Methoden der Aufdeckung und der Konsequenzen ein.
"Insgesamt 8 Publikationen der Medizinischen Universität Wien, die im
Rahmen des durch die EU geförderten REFLEX-Programms entstanden, sind
konkret fälschungsverdächtig.", so Lerchl abschließend.

SERVICE:

Reflex:

Das REFLEX-Projekt ist ein von der EU im 5. Rahmenprogramm
gefördertes Forschungsvorhaben, an dem sich 12 Forschergruppen aus 7
europäischen Ländern beteiligt haben. Es sollte in Laborversuchen an
verschiedenen Arten von lebenden Zellen herausfinden, ob die
Voraussetzungen für Gesundheitsschädigungen durch nieder- und
hochfrequente Felder auf zellulärer oder molekularer Ebene erfüllt
sind. Wirkungen von niederfrequenten elektrischen und magnetischen
sowie von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf das
Zellwachstum, die Ausformung der Zellen (Zell- Differenzierung) oder
das programmierte Absterben von Zellen (Apoptose) konnten von
mehreren Forschungsgruppen des REFLEX-Verbunds nicht gefunden werden.
Die Ergebnisse in Bezug auf die Genexpression, d. h. die Umsetzung
der genetischen Information in funktionsfähige Genprodukte, meist
Proteine, waren vielfältig und komplex, jedoch gibt es keine Aussagen
dazu, inwieweit diese Ergebnisse wiederholbar und biologisch relevant
sind.

Kurzzusammenfassung der Referate:
http://www.fmk.at/media/pdf/pdf850.pdf

FMK- Forum Mobilkommunikation

Die freiwillige Brancheninitiative FMK ist Ihr Ansprechpartner bei
allen Fragen zu Mobilkommunikation und der Mobilfunk-Infrastruktur.
Das FMK vermittelt zwischen Betreibern und Gemeinden, um gemeinsame
Lösungen zu finden. Wir liefern Ihnen Zahlen, Daten und Fakten, damit
Sie sich Ihre persönliche Meinung über Mobilfunk bilden können.
Alcatel-Lucent, Ericsson, FEEI, Hutchison 3G Austria, Kapsch Carrier
Com, mobilkom austria, Motorola, Nokia, Nokia Siemens Networks, One,
Samsung, Siemens, Sony Ericsson und T-Mobile unterstützen das FMK.

Forschungsgemeinschaft Funk e. V. (FGF)

Die Forschungsgemeinschaft Funk e.V. (FGF) mit Sitz in Bonn
fördert wissenschaftliche Untersuchungen zu potenziellen
Umwelteinwirkungen elektromagnetischer Felder. Seit ihrer Gründung im
Jahr 1992 wurden über 10 Millionen Euro in die Forschung investiert.
In ihren kostenlosen Publikationen informiert sie über den Stand der
Wissenschaft zu diesem Thema. Zu den Mitgliedern der FGF gehören
Mobilfunknetzbetreiber, Hersteller, Universitäten und Behörden.

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM/Original Bild
Service, sowie im OTS Bildarchiv unter http://bild.ots.at .

Rückfragehinweis:

Michael Buchner
   Pressesprecher
   FMK - Forum Mobilkommunikation
   Mariahilfer Straße 37-39, 1060 Wien
   Mobil: + 43 664 619 25 12
   Tel:+ 43 1 588 39 - 15
   Fax: + 43 1 586 69 71
   mailto:buchner@fmk.at
   Internet: www.fmk.at

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