- 11.09.2008, 13:06:22
- /
- OTS0235 OTW0235
Kulisse - Wiens älteste Kabarettbühne ist von der Schließung bedroht
Presse-Information / PK 11.9.08
Wien (OTS) - Die Nichteinhaltung gegebener Zusagen und die
ständige Kürzung von Sponsorgeldern veranlassen die Betreiberin der
Kulisse, Doris Ringseis, eine endgültige Schließung des Wiener
Traditionshauses in Erwägung zu ziehen. Auf dem Spiel stehen rund 20
Arbeitsplätze und es droht der Verlust eines kulturellen Fixpunktes
im 17. Bezirk.
Einsturz führte in die Schuldenfalle
Durch Abrissarbeiten am Nachbarhaus kam es 2001 zum Einsturz des
Theatersaales, dessen Wiederaufbau und Renovierung eine Schließung
von sechs Monaten nach sich zog. Die Verhandlungen mit den
Versicherungen erstreckten sich letztendlich bis zum Sommer 2003 und
ließen die Betreiberin mit einer offenen Schadensumme von 120.000
Euro zurück. Die bis dahin ohne Subventionen agierende Kulisse sah
sich gezwungen, Verhandlungen mit der Stadt Wien aufzunehmen, um der
Schuldenfalle zu entkommen.
Viele Verhandlungen, viele Zusagen
Um das Fortbestehen der Kulisse zu gewährleisten, wurden Synergien
mit den Kabarett-Bühnen Niedermair, Orpheum und Theater am Alsergrund
gefunden, etwa in Form der gemeinsamen Programmzeitschrift "Kultuhr",
die auch eine Werbung in eigener Sache ist.
Ein Finanzbedarf von jährlich 135.000 Euro sowie eine anteilige
Kostenübernahme für die Programmzeitschrift wurden mit dem Kulturamt
diskutiert. Das Ergebnis - nach einjähriger Verhandlungszeit: Ein
Sponsorvertrag mit Fernwärme Wien. Über eine - auf Veranlassung von
Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny gegründete - Marketinggesellschaft
sollten weitere Sponsoren für die Kabarett-Bühnen verpflichtet
werden. Die zugesagte Vertragsdauer von drei Jahren wurde seitens
Fernwärme auf ein Jahr reduziert.
Zusagen, Interventionen und Kürzungen
Seit 2005 herrscht zwischen dem Kulturamt der Stadt Wien,
Fernwärme Wien und der Kulisse reger Mail-Verkehr, es finden viele
Meetings statt, es folgen schriftliche und mündliche Zusagen nach
Interventionen. Mit dem Ergebnis: Die Sponsorings werden jährlich
gekürzt und der Zuschuss für die Programmzeitschrift "Kultuhr" wurde
vollkommen gestrichen.
Die letzte Kürzung im August 2008 betrug 14 Prozent. Insgesamt
belaufen sich die Kürzungen der Sponsorings innerhalb der letzten
vier Jahren auf 25 Prozent.
Was ist Kultur?
In der Zwischenzeit erfreuen sich Wiener Bühnen hoher
Subventionen. Einem Projekt, dessen Erfolg Experten vorab
anzweifelten, wurde ein Geldsegen von 1,3 Millionen Euro zuteil. Die
Richtigkeit der Expertenmeinung fand medial großen Widerhall.
(Renovierung und Ausbau Vindobona)
Die Unterschiedlichkeit der angelegten Maßstäbe wird für die
Betreiber kleinerer Bühnen immer unverständlicher. Dass sich das
Kulturamt mittlerweile dazu bekennt, "eine finanzielle Unterstützung
für das Genre Kabarett prinzipiell nicht seitens der Stadt Wien
vorzusehen", trägt nicht zur Klärung bei.
Dazu Doris Ringseis: "Für mich wird damit in Abrede gestellt, dass
es sich bei Kleinkunst und Kabarett um Kultur handelt. Dies in einer
Stadt, deren Kabarett-Geschichte bis 1901 zurückgeht und die sich mit
einem Karl Farkas, Ernst Waldbrunn oder Hugo Wiener schmückt"
Es fehlen 135.000 Euro jährlich
Bisher wurde ein Teil des fehlenden Betrages vom Sponsor Fernwärme
Wien übernommen. Die Kürzungen betrugen - seit Bestehen der Verträge
im Jahr 2005 - 22.000 Euro. Im Rahmen der guten Zusammenarbeit
zwischen Fernwärme Wien und Kulisse besteht bis Ende 2008 eine
Vereinbarung für Ermäßigungen der Kartenpreise für bestimmte
Personengruppen. Diese Vereinbarung darf nicht vorab einseitig
gekürzt werden. Ebenso können Kartenpreise, die sich zwischen zwölf
und 20 Euro bewegen, mit Rücksicht auf die Zuschauerzahlen nicht
erhöht werden.
Während Kosten für Personal und Energie beständig steigen, können
die Umsätze nicht erhöht werden. Sollte es zu keiner akzeptablen
Einigung kommen, muss das Traditionshaus Kulisse zusperren.
Konkrete Wünsche, Vorschläge, Forderungen
Einhaltung der konkreten Zusagen und Versprechen in einem Zeitraum,
der für eine seriöse wirtschaftliche Kalkulation unumgänglich ist.
Anerkennung von Kabarett und Kleinkunst als fixer kultureller Faktor
der Kulturstadt Wien.
Einheitliche Maßstäbe für die Vergabe von Subventionen und
Sponsorings.
Eine partnerschaftliche Gesprächsbasis beruhend auf gegenseitiger
Wertschätzung.
Rasche Entscheidungen im Hinblick auf die von der Schließung bedrohte
Kulisse.
Background
Das Theater-Beisl Kulisse wurde 1980 gegründet. Mit einem
Fassungsvermögen von 216 Sitzplätzen widmet sich das Lokal seither
den Schwerpunkten Kabarett, Kleinkunst, Weltmusik und
Eigenproduktionen mit nationalen und internationalen Künstlern.
Mit einer durchschnittlichen Anzahl von rund 160 Gästen bei 7800
Vorstellungen seit ihrer Gründung, haben rund 1,3 Millionen Menschen
die Kulisse besucht.
Rückfragehinweis:
Kulisse
Doris Ringseis
Tel.: mobil ++43/664/261 25 65
Büro: ++43/1/481 63 07
mailto:office@kulisse.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NEF