- 04.09.2008, 13:43:32
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Herbert A. Kraus gestorben
Der Journalist und Politiker - er war Gründer des "Verbandes der Unabhängigen" - verstarb in Wien im 97. Lebensjahr Wien (OTS) - Herbert A. Kraus - Journalist, VdU-Parteigründer, Nationalratsabgeordneter a.D. und Unternehmer - verstarb in der Nacht vom 3. auf den 4. September 2008 in Wien. Kraus stand im 97 Lebensjahr. Bis zuletzt hatte er sich im politischen und publizistischen Diskurs für Weltoffenheit, für die Zusammenarbeit Europas mit Russland und gegen den übermächtigen Parteieneinfluß in Österreich eingesetzt, wenngleich Kraus sich bereits in den 1950er Jahren aus der aktiven Politik zurückgezogen hatte. Herbert A. Kraus' Lebensjahre umfassten alle Stationen des Weges, auf dem die Republik Österreich zu dem wurde, was sie heute ist: 1911 in Zagreb (Agram) geboren erlebte er den Ersten Weltkrieg, den Zusammenbruch der Donaumonarchie, die Gründung der Ersten Republik, das Scheitern der Demokratie unter dem Druck von Diktatur und Gewaltherrschaft sowie das Entstehen der Zweiten Republik. Journalist und Politiker Nach dem Besuch des Gymnasiums in Brixen und Feldkirch und seiner Matura 1930 in Wien promovierte Kraus 1935 zum Doktor der Handelswissenschaften. 1938 schlug er die Journalistenlaufbahn ein und wurde Wirtschaftsredakteur des "Neuen Wiener Journals". 1939 übersiedelte er nach Berlin und wurde dort Korrespondent des "Südostecho". 1940 unternahm er eine mehrwöchige Journalistenreise in die Sowjetunion, deren Eindrücke er in seinem Buch "Russland 1941 - Volk, Kultur und Wirtschaft" verarbeitet. Das Reichspropagandaministerium stoppte die Verbreitung des Buches wegen "untragbarer Objektivität". Nach seiner Kriegsdienstzeit in der Sowjetunion, in der er sich wegen Kritik am berüchtigten Gauleiter Koch vor dem Militärgericht verantworten musste, kehrte Kraus nach Salzburg zurück - mit dem festen Vorsatz, auf das Entstehen des neuen Österreich Einfluss zu nehmen. Sein Bestreben war, dass dieses neue Österreich nicht in das alte Schema der Parteienlager der Ersten Republik zurückfallen sollte. Er setzte sich für einen durchgreifenden Prozess des Umdenkens und für die Überwindung des veralteten parteipolitischen Lagerdenkens durch Weltoffenheit sowie durch mutiges Auftreten gegen alle aus Diktaturzeiten übernommenen Formen der Bevormundung politischer Machthaber ein. Um sich in der breiten Öffentlichkeit mit seinen Ideen verständlich zu machen, schuf sich Kraus eine Plattform durch Gründung der Zeitschrift "Berichte und Informationen" und durch seine Auftritte in der Sendung "Forum" des damals am stärksten frequentierten Radiosenders "Rot-Weiß-Rot". Kraus wurde so zum Sprecher eines großen Heeres von Unzufriedenen. Parteigründung Im März 1949 gründete Kraus gemeinsam mit dem Publizisten Viktor Reimann den "Verband der Unabhängigen" (VdU). Als Bundesobmann, späterer Klubobmann und Nationalratsabgeordneter prägte er bis 1956 die Geschicke des VdU, der bei der Nationalratswahl 1949 16 von damals 165 Mandaten errang. Nach inneren Zerwürfnissen und der Abspaltung eines nationalen Flügels, der schließlich zur Gründung der FPÖ im April 1956 führte, trennten sich Kraus und Reimann von der Partei wegen des stark betonten nationalen Kurses. Unternehmer Nach seinem Ausscheiden aus der Tagespolitik gründete Herbert A. Kraus einen Servicebetrieb für die Geldveranlagungen der Versicherungswirtschaft, die "Donau-Finanz". In dieser Position als Wirtschaftsmanager hielt er weiter enge Kontakte zu führenden politischen Persönlichkeiten, unter anderem zu Franz Olah, ÖVP-Bundeskanzler Josef Klaus und Bruno Kreisky. 1966 kam es zu einer Aussprache mit FPÖ-Bundesparteiobmann Friedrich Peter. 1970 setzte sich Kraus für eine Unterstützung der SPÖ-Minderheitsregierung unter Bruno Kreisky durch die FPÖ ein. 1978 rief Kraus den "Liberalen Klub" ins Leben, um außerhalb jeder parteipolitischen Bindung eine Plattform für Diskussionen und für die Begegnung von Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur der unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereiche zu schaffen. Seit den großen weltpolitischen Veränderungen im Wendejahr 1989 widmete sich Kraus ganz der Idee eines europäischen Zusammenschlusses unter Einbeziehung Russlands. Für die von ihm initiierte "Kommission für das große Europa" konnte Kraus die Mitarbeit führender Politiker Frankreichs, Deutschlands, Russlands und Österreichs gewinnen. Seinen Lebensweg hat Herbert A. Kraus in dem 1988 im Amalthea-Verlag erschienenen Buch "Untragbare Objektivität" nachgezeichnet. Seiner Vision einer Konföderation vom Atlantik bis Wladiwostok ist die 1990 im Langenmüller-Verlag erschienene Schrift "Großeuropa" gewidmet. "Europa mit Russland vereint" ist der Titel seines letzten, 2003 im Molden-Verlag erschienenen Buches, in dem er verstärkt für eine Zusammenarbeit zwischen Ost und West wirbt. Er entwarf in diesem Werk, das als sein politisches Vermächtnis gelten kann, "eine Vision für das 21. Jahrhundert". Rückfragehinweis: Christoph Kraus Wipplingerstrasse 25, A-1010 Wien Tel.: +43 1 53451 234 *** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT *** OTS0215 2008-09-04/13:43 041343 Sep 08

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