Schieder zu Prager Frühling: Österreichische Vertreter haben gezeigt, wie aktive Neutralität gelebt wird
Europäische Union hat entscheidend beigetragen, Folgen des Kalten Krieges zu überwinden
Wien (OTS) - "Mit der gewalttätigen Niederschlagung des Prager Frühlings vor 40 Jahren durch sowjetische Truppen wurde auch auf Jahre die Hoffnung niedergewalzt, dass für die Staaten Osteuropas eine friedliche Abkehr vom Weg des Stalinismus und der Moskauhörigkeit möglich sein könnte", so Staatssekretär Andreas Schieder anlässlich des 40. Jahrestags der Niederschlagung des "Prager Frühlings". "Damit hat sich auch für viele Millionen Menschen die Hoffnung auf Freiheit, Selbstbestimmung und gerecht-verteilten Wohlstand zerschlagen." Schieder würdigte auch in diesem Zusammenhang die Rolle von Rudolf Kirchschläger, damals Botschafter in Prag, der sich den Weisungen des Außenministeriums widersetzte und weiterhin Visa ausstellte. ****
Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings habe es Jahrzehnte gedauert, bis die Statik des Kalten Krieges und das System des Ostblocks aufgebrochen werden konnten. "Gerade für die Zeit nach dem gewaltfreien Systemwechsel nach 1989 gilt es auch, die Europäische Union als wichtiges Friedensprojekt hervorzuheben. Denn es ist in kurzer Zeit gelungen, viele Staaten Mittel- und Osteuropas, die einst Teil des Ostblocks waren, in das europäische Projekt zu integrieren und damit für ein friedliches, demokratisches Zusammenwachsen der Teile Europas zu sorgen und den Menschen in diesen Ländern mit der europäischen Perspektive neue Chancen zu bieten", erläuterte Schieder.
Nicht zu verschweigen sei aber auch, dass Österreichs Außenpolitik im August 1968 eine nicht unproblematische Rolle eingenommen hat. "Es ist nur engagierten Vertretern wie Rudolf Kirchschläger als Botschafter oder Medienvertretern wie Helmut Zilk oder Gerd Bacher zu verdanken, dass Österreich auch in dieser Phase seine Rolle als neutraler Staat aktiv wahrgenommen hat und durch konkrete Taten zur Hilfe für die betroffenen Menschen beigetragen hat. Und Rudolf Kirchschläger hat mit seiner Weigerung, die Weisung, keine Visa mehr auszustellen, klar gezeigt, dass auch ein neutraler Staat in solchen Situation nicht parteifrei sein kann und darf, sondern auf der Seite des historischen Rechts zu stehen hat." (Schluss)
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