• 06.08.2008, 11:22:05
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AGES zu Auswuchs bei Getreide

Starke Niederschläge im Juli verantwortlich für Qualitätsminderung bei Getreide

Auswuchs bei Getreide

Wien (OTS) - Zahlreiche Niederschlagstage im Juli und Anfang
August führten heuer zu Auswuchsschäden bei Weizen, Sommerdurum,
Dinkel, Roggen und Triticale. Betroffen waren Ostösterreich, v. a.
das Weinviertel, das Tullnerfeld und in geringerem Ausmaß das Wiener
Becken, das Mühl- und Waldviertel, v. a. bei Roggen und Triticale und
das Alpenvorland. Hier ist der Großteil der Winterweizen-, Roggen-
und Triticalefelder betroffen, so Experten der AGES, der
Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit
GmbH.

Was versteht man unter Auswuchs?

Unter Auswuchs (oder "dem Auswachsen") versteht man das Keimen der
Körner am Halm noch vor der Ernte. In diesem Fall spricht man von
offenem oder sichtbarem Auswuchs: Die Fruchtschale über dem Keimling
ist durchbrochen, Wurzel- oder Blattkeime sind mit bloßem Auge
deutlich zu erkennen. Im Gegensatz dazu sind beim verborgenen,
verdeckten oder latenten Auswuchs keine äußerlichen Symptome
sichtbar; allerdings sind bereits physiologische Änderungen im Korn
eingetreten. Von Auswuchs können sämtliche Getreidearten und
Anbauregionen betroffen sein, aber auch Erbse, Raps, Ackerbohne usw.

Entscheidend ist eine in der Teig- bis Totreife länger anhaltende
Regenphase in Verbindung mit erhöhter Keimbereitschaft des Getreides.
Diese wird wesentlich von den Temperatur- und Strahlungsverhältnissen
der vorangegangenen Periode geprägt. Einzelne Getreidearten
unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber
Auswuchs: Triticale, Roggen und Durumweizen neigen stärker zum
Auswachsen als (Weich-)Weizen, Dinkel und Hafer. Gerste ist
normalerweise am wenigsten von Auswuchs betroffen. Die
unterschiedliche Schlechtwettertoleranz beruht hauptsächlich auf
Unterschieden in der Dauer und Tiefe der Keimruhe. Diese beruht auf
dem Zusammenwirken korneigener Hormone.

Wie wird der Auswuchs bestimmt?

Der Grad des Auswuchses kann auf zwei Arten bestimmt werden: Bei
der direkten Bestimmung werden 20 bis 30 Gramm Erntegut mit der Lupe
beurteilt und der prozentuelle Anteil gekeimter Körner ermittelt. Bei
Roggen und Weizen genügen ca. drei Prozent ausgewachsene Körner,
damit das Erntegut nicht mehr zu Mehl verarbeitet werden kann. Im
Extremfall können über 40 Prozent der Körner auswachsen (bei
Triticale über 80 Prozent).

Eine zweite Methode ist die indirekte Bestimmung: Beim Auswuchs
wird durch die Aktivität von Enzymen (z.B. Amylasen) die Stärke im
Getreidekorn geschädigt. Die Stärkequalität kann mittels der sog.
Fallzahl (in Sekunden) festgestellt werden. Die Fallzahl ist jene
Zeit in Sekunden (inkl. 60 Sekunden Rührzeit), die ein Rührstab
benötigt, um eine bestimmte Wegstrecke durch eine erhitzte
Mehlsuspension zurückzulegen. Je mehr die Stärke geschädigt ist, umso
geringer ist die Viskosität und damit die Fallzahl.

Auswuchs in Österreich

In den vergangenen Jahren gab es größere Schäden durch Auswuchs:

Im Jahr 2005 waren insbesondere die anfangs Juli auf geringeren
und mittleren Böden des Pannonikums gelbreifen Bestände von Roggen,
Triticale und (Weich-)Weizen betroffen. 2006 litten vor allem
Bestände im Voralpengebiet, im westlichen Alpenvorland sowie im Mühl-
und Waldviertel darunter. In den Spätdruschgebieten wurden mit
Ausnahme von Wintergerste sämtliche Getreidearten geschädigt. 2007
gab es hingegen so gut wie keine Probleme. Heuer gab es im
Ackerbaugebiet Ober- und Niederösterreichs zwischen 6. und 31. Juli
an 13 bis 19 Tagen Regen. Landwirte, die ihren Weizen bis 22. Juli
ernten konnten, brachten meist noch eine gute Qualität ein. Der ab
27. Juli geerntete Weizen zeigte geringfügigen bis massiven Auswuchs.

Auswuchs bedeutet Qualitätseinbußen und Mindererlöse

Auswuchs kann zu vermehrtem Kornausfall und Druschverlusten
führen. Gravierender sind jedoch die Einbußen, wenn bei Mahlgetreide
oder Saatgutvermehrungen die nötige Qualität unterschritten und nur
mehr der Futtergetreidepreis erzielt wird. In Anbauverträgen von
Backweizen und -roggen ist zumeist ein Auswuchs von höchstens einem
Prozent fixiert, bei Ethanolweizen liegt die Grenze bei 2,5 Prozent,
Braugerste muss gänzlich frei davon sein. Die bei Auswuchsgetreide
mitunter erhöhte Keimbelastung sowie Toxine sind in der Fütterung
nachteilig. Bei der Berechnung der Futterrationen ist auch der
gesteigerte Zuckergehalt zu berücksichtigen. Partien mit über 30
Prozent Auswuchs werden vom Agrarhandel oft nicht übernommen und
enden in Biogas- oder Getreideheizanlagen.

AGES: Schutz für Mensch, Tier und Pflanze

Die AGES nimmt im Auftrag der Republik Österreich vielfältige
Aufgaben auf dem Gebiet der Gesundheit und Ernährungssicherheit wahr.
Ihr Ziel: weniger Menschen, Tiere und Pflanzen werden krank. Dazu
arbeiten sieben strategische Bereiche - Landwirtschaft,
Lebensmitteluntersuchung, Veterinärmedizin, Humanmedizin, PharmMed,
Kompetenzzentren und Risikobewertung - interdisziplinär zusammen. In
42 Instituten und Kompetenzzentren untersuchen, begutachten und
kontrollieren 1400 ExpertInnen u. a. Saatgut, Lebensmittel,
Futtermittel, Arzneimittel, Tierseuchen und Infektionskrankheiten.

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM/Original Bild
Service, sowie im OTS Bildarchiv unter http://bild.ots.at .

Rückfragehinweis:

AGES - Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
   Unternehmenskommunikation:
   DI Oskar Wawschinek
   Spargelfeldstraße 191, A-1226 Wien
   Tel: 050 555-250 00
   mailto:oskar.wawschinek@ages.at 
   
   Fachlich:
   DI Michael Oberforster
   Tel: 050 555-349 20
   mailto:michael.oberforster@ages.at
   
   Institut für Saatgut:
   Tel: 050 555-311 21
   mailto:saatgut@ages.at

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