• 08.07.2008, 11:09:13
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AGES: Feuerbrandsituation in Österreich

Nach dem verheerenden Ausmaß des Feuerbrandauftretens 2007 ist es in der Vegetationsperiode 2008 bisher in den meisten Regionen eher ruhig

Wien (OTS) - Als Koordinationsstelle nimmt die AGES, die
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH,
seit 2003 eine entscheidende Rolle bei allen Aktivitäten im
Zusammenhang mit dem Feuerbrand ein. Am AGES-Institut für
Pflanzengesundheit laufen die Meldungen der zuständigen Landesstellen
über das Auftreten des Feuerbrands zusammen. Derzeit kann das volle
Ausmaß des Feuerbrandauftretens 2008 in Österreich noch nicht
abgeschätzt werden, zur kritischen Blütezeit war das Infektionsrisiko
beim Kernobst aber nicht so hoch wie im vergangenen Jahr.
Besichtigungen und Untersuchungen laufen noch.

Überblick über die Situation in den Ländern

In Oberösterreich wurden die ersten Feuerbrandsymptome am 10. und
11. Juni beobachtet. Bisher ist die Krankheit vor allem im westlichen
Innviertel und im südlichen Bergland im Streuobstbereich zu finden.
Die hochanfällige Speckbirne ist auch heuer wieder betroffen, die
Krankheitssymptome gingen mit einer starken Ausbildung von
Bakterienschleim einher. Auch bei zwei Erwerbsobstbetrieben musste
Feuerbrand festgestellt werden. Es handelt sich um eine Jungpflanzung
und eine Anlage mit Feuerbrandbefall im Vorjahr.

In Niederösterreich wurden heuer bereits ca. 100 Feuerbrandfälle
gemeldet, die meisten erst Ende Juni. Regionale Schwerpunkte sind die
Gebiete um die Bezirke Scheibbs und Neunkirchen. Hier trat Feuerbrand
im Streuobst- und Hausgartenbereich auf. In den Gebieten mit
Intensivobstbau wurden die Infektionstermine für Mitte Mai berechnet,
die Apfelblüte war bereits im Abklingen und somit die kritische Zeit
vorüber.

In Kärnten zeigt die Nachkontrolle der 2007 befallenen Standorte
bisher keine neuen Symptome. Im Rosental und St. Andrä wurden
einzelne Befallsherde festgestellt. Infektionsbedingungen für
Feuerbrand traten nur in Höhenlagen zur Kernobstblüte ein. Dort
herrschte (durch höhere Temperaturen als in den Tallagen) bereits
Vollblüte.

In Tirol hat die warme Witterung zu Pfingsten nahezu landesweit
eine hohe Feuerbrand-Infektionsgefahr verursacht. Die
Feuerbrandwarndienste in allen Obstbaugebieten haben
Infektionsbedingungen gemeldet. Dennoch waren die Bedingungen für
Blüteninfektionen im heurigen Frühjahr etwas weniger ausgeprägt als
2007, da es weniger potenzielle Infektionstage gab. Regionaler
Schwerpunkt des Krankheitsauftretens war der Raum um Imst, insgesamt
sind Äpfel heuer stärker betroffen als Birnen.

In Vorarlberg verlief die Witterung zur Kernobstblüte ähnlich wie
2007, es herrschten je nach Region bis zu zwölf Tage lang
Infektionsbedingungen für den Krankheitserreger. Glücklicherweise war
zu diesem Zeitpunkt die Birnenblüte großteils bereits vorüber, die
Apfelblüte aber je nach Lage zum Teil noch im Gange. In Gebieten mit
später Apfelblüte ist der Feuerbrandbefall zum Teil stärker
ausgefallen als 2007. Temperaturen bis zu 28Grad C haben die
Infektionen begünstigt. Im Walgau und um Feldkirch sind der
Streuobst- und Hausgartenbereich stark betroffen.

Salzburg meldet bisher nur wenig Feuerbrand. Die ersten
verdächtigen Symptome wurden Ende Mai beobachtet, Äpfel dürften
stärker betroffen sein als Birnen. Ein starkes Auftreten der
Monilia-Krankheit (eine durch Pilze verursachte Pflanzenkrankheit,
deren Symptome dem Feuerband ähneln) wurde festgestellt.

Auch die Steiermark verzeichnet 2008 weniger Feuerbrandfälle als
im Vorjahr. Als Folge des starken Befalles 2007 mussten in sieben
Betrieben Obstflächen von insgesamt 3,2 ha bereits vor der Blüte
gerodet werden, da die Symptome an den Pflanzen erst im Winter
sichtbar wurden (Unterlagenbefall). 2008 wurden Wetterstationen an 28
Standorten für die Berechnung von Infektionsterminen herangezogen. Im
Gegensatz zum Vorjahr herrschten Infektionsbedingungen in den
Regionen mit Intensivobstbau erst nach der Hauptblüte, teilweise
wurden Apfelbäume befallen. Lediglich in 14 Obstbaubetrieben wurde
Feuerbrand festgestellt und durch Rückschnittsmaßnahmen saniert. 31
Fälle wurden aus dem Streuobstbau und dem öffentlichem Grün gemeldet,
überwiegend aus den inneralpinen Tal- und Beckenlagen.

In Wien gab es bisher keinen einzigen Feuerbrandfall außer einem
isoliert stehenden Cotoneaster mit Altbefall. Dieser wurde bereits
saniert.

Im Burgenland gab es bisher 31 Feuerbrand-Verdachtsfälle, nur bei
drei Proben wurde der Erreger nachgewiesen. In den
Intensivobstanlagen sind bis jetzt keine Symptome aufgetreten.

Symptome: Plötzliches Welken und Verfärben

Der Feuerbrand wird durch Bakterien (Erwinia amylovora)
verursacht. Die Erreger sind für den Menschen völlig ungefährlich,
können aber zahlreiche Pflanzen wie z.B. Apfel, Birne, Quitte,
Eberesche, Cotoneaster, Weiß- und Rotdorn, Feuerdorn und Mispel
befallen.

Die Intensität und das räumliche Auftreten der Krankheit sind im
Wesentlichen von zwei Faktoren abhängig: Einerseits müssen
Feuerbrand-Bakterien in der Nähe vorhanden sein, andererseits
begünstigen bzw. hemmen verschieden Witterungseinflüsse die
Befallsstärke. Das erklärt die regionalen und jährlichen Unterschiede
der Befallsstärke. Eine erste kritische Phase für Infektionen ist die
Blütezeit. Über geöffnete Blüten können die Bakterien in die Pflanze
eindringen. Herrschen gleichzeitig günstige Witterungsbedingungen
(entsprechende Temperaturen plus Feuchtigkeit), kann es zu einer
raschen Vermehrung der Krankheitserreger und zu entsprechend starkem
Befall kommen. Bis zum Auftreten der ersten Symptome dauert es einige
Wochen. Typisch sind das plötzliche Welken und Verfärben (braun oder
schwarz) von Blättern und Blüten befallener Pflanzen. In weiterer
Folge können auch Pflanzentriebe infiziert werden. Sie erscheinen
zunächst fahlgrün, beim Vertrocknen werden sie braun bzw. schwarz.
Dabei krümmen sich die Triebspitzen infolge des Wasserverlustes oft
hakenförmig nach unten. Bei feuchtem Wetter treten an den
Befallsstellen weißliche, später braun werdende Tropfen klebrigen
Bakterienschleims aus. Kleinräumig kann Feuerbrand neben Regen,
Hagel, Wind und Insekten auch über Werkzeuge, Schuhe, Hände, Kleidung
oder Reifen von Maschinen verbreitet werden.

Wenn bei Pflanzen eine Feuerbrand-Infektion vermutet wird, ist
umgehend der Feuerbrandbeauftragte der Gemeinde, der
Feuerbrandsachverständige des Bezirkes oder der
Landespflanzenschutzdienst zu verständigen.

Am Institut für Pflanzengesundheit wurden in den vergangenen
Jahren mehrere tausend entsprechende Laboruntersuchungen
durchgeführt, unter anderem für das vorgeschriebene EU-Monitoring,
mit dem der Ausbreitung des Feuerbrands Einhalt geboten werden soll.
Des weiteren werden Forschungsprojekte durchgeführt, die kurz- und
mittelfristig alternative Bekämpfungsmaßnahmen gegen den Feuerbrand
bieten können. Eine wesentliche Aufgabe ist auch die Information der
Bevölkerung mittels Folder und einer eigenen Feuerbrand-Homepage
unter www.ages.at.

AGES: Schutz für Mensch, Tier und Pflanze

Die AGES nimmt im Auftrag der Republik Österreich vielfältige
Aufgaben auf dem Gebiet der Gesundheit und Ernährungssicherheit wahr.
Ihr Ziel: weniger Menschen, Tiere und Pflanzen werden krank. Dazu
arbeiten sieben strategische Bereiche - Landwirtschaft,
Lebensmitteluntersuchung, Veterinärmedizin, Humanmedizin, PharmMed,
Kompetenzzentren und Risikobewertung - interdisziplinär zusammen. In
42 Instituten und Kompetenzzentren untersuchen, begutachten und
kontrollieren 1400 ExpertInnen u. a. Saatgut, Lebensmittel,
Futtermittel, Arzneimittel, Tierseuchen und Infektionskrankheiten.

Rückfragehinweis:

AGES - Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
   
   Unternehmenskommunikation:
   DI Oskar Wawschinek
   Spargelfeldstraße 191
   A-1226 Wien
   Tel: 050 555-25000
   e-Mail: oskar.wawschinek@ages.at
   www.ages.at
   
   
   Fachlich:
   DI Ulrike Persen
   Tel: 050 555-33342 
   e-Mail: ulrike.persen@ages.at
   
   Institut für Pflanzengesundheit
   Tel: 050 555-33326
   E-Mail: pflanzengesundheit@ages.at

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