Wien (OTS) - Es gibt Werke, die überraschen selbst versierte
Kunstfachleute wie Hedwig Saxenhuber. Wie etwa die drei Zeichnungen
Leopold Metzenbauers, "Weihnachten 1943". Was dem Titel nach einen
zuerst an Kriegsweihnacht-Motive denken lässt, zeigt sich im Museum
auf Abruf (MUSA), wo bis Anfang Oktober die von Saxenhuber kuratierte
Schau "Kunst + Politik" zu sehen ist, als makaber wirkende
Detail-Zeichnungen, etwa von abgetrennten Köpfen im anatomischen
Institut in Wien. Saxenhuber, die für "Kunst + Politik" die für sie
unbekannte Sammlung der Stadt Wien nutzte, war teilweise über die
seinerzeit angekauften Werke überrascht. Darunter etwa eine Sammlung
aus dem Nachlass Viktor Matejkas, ehemaliger kunstsinniger
Kulturstadtrat von Wien, wovon Saxenhuber Florentina Pakostas Werk
"Faust" ausgesucht hat. "Natürlich wurde immer auch breit gesammelt",
meint Saxenhuber im Gespräch mit der rathaus korrespondenz von Anfang
dieser Woche, inmitten der Aufbau-Arbeiten. Es gibt aber auch
Erschütterungen: Etwa bei Franz Grafs Bild "Niederösterreich" aus dem
Jahr 1976, das Saxenhuber "fast gar nicht ansehen kann, so sehr
trifft es einen." Links oben ein Auto, das gegen die Garageneinfahrt
gekracht ist, zwei tote Körper hängen heraus, im rechten Teil des
Bildes ist ein Gedicht über "Heimat" nachzulesen.
Prozesshaftes Arbeiten nennt Saxenhuber, die 2007 ein
umfangreiches Werk über Valie Export im Rahmen der 2. Moskaubiennale
herausgegeben hat, ihr Arbeiten in den großen, hell ausgemalten
Ausstellungsräumlichkeiten des MUSA. Entstehen Spannungsbögen? Wie
vertragen sich die Thematiken zueinander? Immer wieder hängt sie
Kunstwerke neu. Manches der auf einem weißen Tapeziertisch liegenden
ausgehobenen Werke verliert bei der endgültigen Festlegung der Themen
seine ursprüngliche Relevanz, ein anderes wird in einen anderen
Zusammenhang gebracht. Insgesamt wählte Saxenhuber aus rund 2.000
Werken aus.
"Leid", "Vergangenheitsbewältigung", aber auch "Fremdheit",
letzteres etwa in einer Gegenüberstellung von einem Werk Carry
Hausers mit einer großflächigen Photographie von Lisl Ponger, sind
Themen, die Saxenhuber unter dem Ausstellungstitel "Kunst + Politik"
verstanden wissen will. Es ist vor allem die Ernsthaftigkeit in ihrem
Ton, die überrascht: das Politische verliert seine tagesaktuelle
Dimension, nein, es geht nicht um eventuelle Neuwahlen, um
Posten-Besetzungen oder ideologische Selbstbesinnungen.
Die in Wien lebende Kuratorin arbeitet seit den 1990er Jahren
auch für die Kunstzeitschrift "Die Springerin". Neben der 2. Moskauer
Kunstbiennale wären aus jüngerer Zeit noch ihre aktive
Kuratoren-Arbeit für einen universitären Kunstraum in Klagenfurt zu
nennen. Auch die Ausstellungen "Kurze Karrieren", zusammen mit
Susanne Neuburger im MUMOK (2004), die beiden Ausstellungen "Play
Sofia" (2005) und "Postorange" (2006), beide in der Kunsthalle Wien
sind erwähnenswert. Derzeit bereitet sie sich für die 6. Gyumri
Biennale vor, die sie im Herbst als Co-Kuratorin in Armenien
gestalten wird.
o Infos auch unter: www.musa.at
(Schluss) hch
Rückfragehinweis:
PID-Rathauskorrespondenz:
www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/
Mag. Hans-Christian Heintschel
Tel.: 4000/81 082
Handy: 0676/8118 81082
E-Mail: hc.heintschel@wien.gv.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NRK