• 28.05.2008, 10:39:16
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Straßenbahnen in Wien: Sicherheit beim Ein- und Aussteigen

Wien (OTS) - Die Sicherheit im öffentlichen Verkehr ist einer der
bedeutendsten Vorzüge des öffentlichen Verkehrs gegenüber anderen
Verkehrsarten. Es ist daher eine Selbstverständlichkeit: Die
Sicherheit der Fahrgäste hat für die Wiener Linien oberste Priorität.

Die Wiener Linien achten in höchstem Maße darauf, die technischen
Möglichkeiten auszuschöpfen, damit die rechtlich auferlegten
Pflichten hinsichtlich Sicherheit der Fahrgäste mehr als erfüllt
werden. Zu Recht besteht die Erwartungshaltung der Fahrgäste, mit
einem der sichersten Verkehrsmittel unterwegs zu sein. Die Wiener
Linien setzen die Sicherheit der Fahrgäste und MitarbeiterInnen stets
an oberste Stelle.

Einige Unfälle im letzten Halbjahr haben aufgrund des engen
zeitlichen Zusammenliegens außergewöhnliche Aufmerksamkeit erregt.
Diese Unfälle und die mediale Aufmerksamkeit vermitteln den Eindruck,
dass es bei den Wiener Linien einen negativen Trend im Bereich
Sicherheit gäbe.

Konstant niedrige Unfallzahlen - konstant hohes
Sicherheitsniveau

Die Untersuchungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit belegen
jedoch, dass das Gegenteil des erweckten Eindrucks der Fall ist.
Trotz allgemeiner Verkehrszunahme und hoher Fahrgastzuwächse (90 Mio.
mehr Fahrgäste in den letzten 10 Jahren) blieben die Unfallzahlen
konstant sehr niedrig. Die Fahrgäste können sich also seit Jahren auf
ein konstant hohes Sicherheitsniveau der Wiener Linien verlassen.
Selbstverständlich unternehmen die Wiener Linien jedoch auch
weiterhin alles Erdenkliche, um das sehr hohe Sicherheitsniveau zu
erhalten und wenn möglich, noch zu verbessern. Daher haben die Wiener
Linien den Vorschlag des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) zu
einer detaillierten, unabhängigen Untersuchung des Unfallgeschehens
sofort und gerne angenommen und den Studienautoren gerne jedwede
Unterstützung zugesagt.

Öffis in Wien 25- bis 30-mal sicherer als restlicher
Stadtverkehr

Ein Verkehrsgeschehen ohne Unfälle und mit 100%-iger Sicherheit ist
trotz aller Vorkehrungen (Technik, gut ausgebildete und
verantwortungsvolle Mitarbeiter, gesetzliche Regelungen) nicht
wirklich möglich. Wie die Unfallstatistiken nachweisen, liegen die
Wiener Linien trotz der jüngsten, sehr bedauerlichen Unfälle, im
Vergleich zum motorisierten Individualverkehr aber dennoch sehr gut
(lt. Statistik Austria traten im gesamten Stadtverkehr in den Jahren
2004 bis 2006 in Wien rund 25-30 Mal so viele Verletzte Insassen auf,
wie in Bussen, Straßenbahnen und U-Bahnen zusammengerechnet!).

Die Studie des KfV berücksichtigt im Detail den wichtigen Teilaspekt
des Ein- und Aussteigens in Straßenbahnen.
Trotz aller Sicherheitssysteme ist das Ein- und Aussteigen bei
öffentlichen Verkehrsmitteln mit einer zwar sehr geringen, aber doch
feststellbaren, Restgefahr für Unfälle und Verletzungen verbunden.
Die Wiener Linien sind sich dieser Gefahr bewusst und berücksichtigen
diese Tatsache sowohl bei der Planung der Haltestellen, wie auch bei
der Technik und Wartung der Fahrzeuge.
Die Wiener Linien sind vorbehaltlos an einer uneingeschränkt
transparenten und offensiven Betrachtung der Vorfälle interessiert,
da die Wiener Linien den Fahrgästen maximale Sicherheit bieten
wollen. Auch die Fahrgäste wollen wissen wie sicher die Benutzung
öffentlicher Verkehrsmitteln ist. Darum waren die Wiener Linien
sofort an der unabhängigen Untersuchung des KfV stark interessiert
und haben dem KfV uneingeschränkten Zugang zu allen Unterlagen
ermöglicht.

Vorsicht und Umsicht beim Ein- und Aussteigen

Dennoch bleibt festzuhalten, dass beim Ein- und Aussteigen in
Straßenbahnen ein umsichtiges und vorsichtiges Verhalten erforderlich
ist. Die Kombination aus den richtigen Sicherheitssystemen und dem
richtigen Verhalten beim Ein- bzw. Aussteigen führen zum sichersten
Ergebnis. Deshalb appellieren die Wiener Linien an die Fahrgäste,
keinesfalls zu versuchen, mit Hast und unter Gewaltanwendung, die
schließenden Türen aufzudrücken und erneut zu öffnen. Die Gefahr zu
Sturz zu kommen und sich dabei zu verletzen, ist einfach nicht
wegzuleugnen.

Erkenntnisse der Studie und Lösungsansätze:

Die Ergebnisse des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) zeigen
sehr klar, dass keine Häufungen von Ein- bzw. Aussteigeunfällen für
verschiedenste Kriterien auftreten. Es gibt keinen Zusammenhang
zwischen Unfallhäufigkeit und Tageszeiten, Jahreszeiten, Stadtteilen
oder bestimmten Linien.

Für die Wiener Linien sind folgende Ergebnisse interessant, auf deren
Erkenntnis die weitere Vorgehensweise aufbaut:

Die Straßenbahnfahrzeuge der Wiener Linien weisen insgesamt ein sehr
hohes Sicherheitsniveau auf, das allen behördlichen Vorschriften mehr
als genügt. Bei den Wiener Linien sind Fahrzeugtypen verschiedener
Baureihen im Einsatz, die unterschiedliche Türkonzepte aufweisen.

• Baureihe E1 mit festen Trittstufen, Lichtschranken im Türbereich
und einer pneumatischen (luftdruckbetätigten) Fühlerkante an den
Türen gegen Einklemmen

• Baureihe E2 mit einer ausfahrbaren Trittstufe mit
Betretungssensor und festen Trittstufen darüber, Lichtschranken im
Türbereich und einer pneumatischen (luftdruckbetätigten) Fühlerkante
an den Türen gegen Einklemmen

• ULF-Baureihen mit nach außen öffnenden Schwenkschiebetüren und
Lichtschrankenvorhang im Einstiegsbereich sowie Einklemmschutz durch
Motorstromüberwachung

Die Untersuchungsergebnisse des KfV bringen deutlich hervor, dass das
Risiko, beim Ein- bzw. Aussteigen in Straßenbahnen der Wiener Linien
verletzt zu werden, verschwindend gering ist (statistisch müsste ein
Fahrgast 13700 Jahre lang einmal täglich Straßenbahn fahren, um in
einen Unfall verwickelt zu werden). Weiters ist nur in einem noch
viel geringeren Bruchteil der Vorfälle überhaupt eine ärztliche
Versorgung notwendig.

Die Studie zeigt, dass die Fahrzeugtypen ULF, E2 und E1 sehr sicher
sind, das Risiko beim Ein- oder Aussteigen eine Verletzung zu
erleiden, generell verschwindend gering ist. Dennoch weist die
Fahrzeugtype E1 innerhalb des äußerst geringen Restrisikos eine
geringfügig höhere Wahrscheinlichkeit für Einklemmvorgänge auf, als
neuere Straßenbahntypen.
Dass der Typ E2 trotz ähnlicher Türbauweise eine andere
Wahrscheinlichkeit für ein Einklemmen aufweist als der Typ E1, ist
auf die Ausrüstung der Type E2 mit einer ausfahrbaren Trittstufe mit
Kontaktschalter zurückzuführen.

ULF-Beschaffungsprogramm

Die Wiener Linien beziehen derzeit weitere 150 Stück der neuesten
ULF-Generation, welche nach und nach die Type E1 ablösen. Für dieses
ambitionierte Beschaffungsprogramm werden insgesamt 357 Mio. Euro
aufgebracht, die Fahrzeuge werden in jährlichen Produktionsraten von
15-20 Stück bis Ende 2014 geliefert.

Die letzten Garnituren der Type E1 werden also noch bis 2016 im
Einsatz stehen, obwohl sich die Stückzahl an Straßenbahnfahrzeugen
der Type E1 Monat für Monat verringern wird.

Die Ergebnisse der Studie attestieren dem ULF, dass dieser in
Sicherheitsbelangen eine sehr gelungene Konstruktion ist. Dazu tragen
das Fehlen von Stufen, der Lichtschrankenvorhang sowie der
Einklemmschutz mittels Motorstromüberwachung bei.

Maßnahmenpaket für Fahrgäste in höherem Alter

Die Studienergebnisse zeigen weiters, dass in der Gruppe der
tatsächlich Betroffenen jedoch überdurchschnittlich oft weibliche
Fahrgäste höheren Alters (> 65 Jahre) zu finden sind.
Diese Erkenntnis nehmen die Wiener Linien zum Anlass, um - ähnlich
wie bei Kindergärten und Schülern - mit dieser Bevölkerungsgruppe
intensiv in Kontakt zu treten und dieser Bevölkerungsgruppe durch den
Kundendienst der Wiener Linien künftig verstärkt freiwillige
Schulungen und Kurse (in Altersheimen, Pensionistenmessen etc.)
anzubieten. Broschüren speziell für diese Bevölkerungsgruppe,
Kampagnen mit Medienpartnern sowie Inserate für diese Zielgruppe
sollen das Interesse der (weiblichen) Bevölkerung höheren Alters für
diese Thematik wecken und sensibilisieren. Bei Schülern- und
Schülergruppen haben diese Schulungen und Kurse bereits zu merklich
mehr Sicherheit bei der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln
geführt.

Sicherheitsoffensive

Die Straßenbahntype E1 erfüllt schon bisher alle behördlichen
Vorschriften und Zulassungsbestimmungen, außerdem werden die
Fahrzeuge regelmäßig gewartet und überholt. Die Fahrzeuge werden vor
dem Auslauf aus den Betriebsbahnhöfen der Wiener Linien täglich
überprüft. Besonderer Wert wird dabei auf die Überprüfung der
Türschließeinrichtungen gelegt. So ist es über Jahrzehnte gelungen,
einen sehr hohen Sicherheitsstandard zu bieten und auch zu halten.
Die Fahrzeuge der Type E1 weisen im langjährigen Vergleich ein gleich
bleibend niederes Niveau an Vorfällen auf - der Typ E1 ist auf gleich
gutem Niveau geblieben, wie in den ersten Betriebsjahren dieses Typs.
Verglichen mit den damals ebenfalls eingesetzten Fahrzeugen wies der
Typ E1 eine geradezu revolutionäre Sicherheitstechnik auf.
Tatsächlich sind inzwischen die Erwartungshaltung sowohl der
Fahrgäste, wie auch der Wiener Linien selbst an die
Türüberwachungseinrichtungen gestiegen. Die neueren Fahrzeugtypen E2
und ULF zeigen, dass durch den technischen Fortschritt inzwischen ein
noch besseres Verhalten der Türüberwachungseinrichtungen möglich ist.

Umbau der Type E1

Um das geringfügig höhere Restrisiko, welches durch andere Maßnahmen
nicht eingegrenzt werden kann, zu verringern und das
Sicherheitsniveau der Type E1 auf das noch bessere Niveau der Typen
ULF und E2 zu heben, haben die Wiener Linien entschieden, die
pneumatischen (luftdruckbetätigten) Fühlerkanten an den Türen durch
innovative, elektrische Fühlerkanten zu ersetzen.

Die erst seit jüngster Zeit von der Zulieferindustrie angebotenen
elektrischen Fühlerkanten, mit denen die Wiener Linien die Fahrzeuge
des Typs E1 ausrüsten werden, entsprechen den neuesten
sicherheitstechnischen Erkenntnissen. Die Technik der elektrischen
Fühlerkanten ist eine Lösung, welche von namhaften
Schienenfahrzeugherstellern auch bei Neubaufahrzeugen angeboten wird.

Geschätzte Kosten und Zeitplan für den Umbau

Die Wiener Linien kalkulieren die Kosten für die Umrüstung aller im
Einsatz stehender Typen der Baureihe E1 mit rund 400.000.- Euro
(inkl. Material und Umbaulohnkosten).
Bei dieser Auftragssumme ist zwingend eine Ausschreibung durch die
Wiener Linien vorzunehmen, bevor der Auftrag vergeben werden kann.

Drei Monate nach Lieferung der neuen Türsicherungssysteme sind die
ersten Züge umgebaut und können dann umfassend erprobt werden.
Mit Ende dieses Jahres sollen die ersten umgebauten E1-Garnituren im
Linieneinsatz unterwegs sein. Der Umbau aller E1-Garnituren soll dann
ab Jahresende insgesamt ein- bis eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen.

Gerade beim Thema Sicherheit liegt den Wiener Linien maximale
Transparenz besonders am Herzen. Die Wiener Linien werden daher nach
dem erfolgreichen Umbau der ersten Garnituren die Medienvertreter
erneut einladen und die neue Technik vorführen. (Schluss) wstw

Rückfragehinweis:

Wiener Linien GmbH & Co KG
   Pressestelle
   Mag. Michael Zentner
   Tel.: (01) 7909 - 42201
   Fax: (01) 7909 - 42209
   mailto: michael.zentner@wienerlinien.at
   http://www.wienerlinien.at

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