Zum Inhalt springen

Falter: Franz Schuh übt schwere Kritik an Medien im Fall Amstetten

"Die Familie F. kann jetzt genauso wenig raus wie zuvor unter der Knute des Vaters"

Wien (OTS) - Scharfe Kritik am medialen Umgang mit den Fällen
Josef F- und Natascha Kampusch übt der Wiener Philosoph und Essayist Franz Schuh in einem Gespräch mit der Wiener Wochenzeitung Falter. "Die Tyrannei der Intimität ist eine Spezialität unserer Medienlandschaft. Das kann man nicht einmal über die englische Dreckspresse sagen. Es ist eine Spezialität der österreichischen Schreib- und Darstellungskünstler."

Auch der ORF sei da keine Ausnahme:"Dort, wo es darum geht, uns Eingeborenen Eindruck zu machen, har man weder die Kraft noch die Leute, radikal abzuweichen." Eine radikale Abweichung wäre nach Schuhs Meinung eine Verwissenschaftlichung und Abstrahierung von Phänomen wie Josef F..

Auch die Kirche sollte sich Gedanken über ihre Rolle machen. In Anspielung auf Kardinal Christoph Schönborn, Kolumnist der Gratiszeitung Heute, meint Schuh: "Ich bin ja der Meinung, dass man dort predigen soll, wo die Sünder sind, aber doch nicht so, dass man sie durch seine Anwesenheit in der Sünde bestärkt."

Schuhs Fazit: "Der Journalismus, sagte Karl Kraus, kennt keine Ehrfurcht vor dem Unglück. Aber die benötigen wir. Wenn wir selbst Unglück haben, wäre es für uns gut, käme man uns mit Distanz entgegen, in einer Entfernung, die - ich verwende ein altes, fast schon unbrauchbares Wort - mit unserer Würde zu tun hat. Diese Art von Journalismus und die Menschenwürde schließen einander aus. Durch die journalistische Gier wiederholt sich der Opferstatus. Denn die Familie F.kann jetzt genauso wenig raus wie zuvor unter der Knute des Vaters."

Rückfragen & Kontakt:

Falter
Stefan Apfl, Barbara Tóth
Marc Aurelstraße 9, 1011 Wien
Tel: +43/1/ 53660/968

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | FAT0003