"Stadtumgang" mit Kardinal Schönborn am Donnerstag in Wien - Eindrucksvolle "Seeprozessionen" in Oberösterreich und Kärnten
Wien, 21.5.08 (KAP) Zum Fronleichnamsfest am morgigen Donnerstag
finden in ganz Österreich festliche Prozessionen statt. In Wien führt
Kardinal Christoph Schönborn den traditionellen "Stadtumgang": Um
8.30 Uhr feiert der Wiener Erzbischof das Pontifikalamt im
Stephansdom, um 9.30 Uhr beginnt die Prozession. Sie führt über die
Kärntnerstraße, die Augustinerstraße, den Michaelerplatz, Kohlmarkt
und Graben zurück zum Stephansplatz. Die drei Altäre - bei denen
jeweils eine Andacht mit Predigt und Segen gehalten wird - befinden
sich auf dem Josephsplatz, auf dem Petersplatz vor dem Portal der
Peterskirche und vor dem Stephansdom. Zu Messe und Prozession werden
Tausende Gläubige aus dem In- und Ausland erwartet.
Die Tradition des "Stadtumgangs" reicht viele Jahrhunderte zurück: Im
Jahr 1363 lud der Herzog Rudolf IV. erstmals zur öffentlichen
Fronleichnamsprozession durch die Stadt ein. In der Barockzeit nahmen
die spanisch geprägten Habsburger-Herrscher persönlich an der
Prozession teil - als erster Ferdinand II. im Jahr 1622. Wie in Wien
so finden auch in den anderen Diözesanhauptstädten große
Fronleichnamsprozessionen statt. Die Zahl der Prozessionsteilnehmer
in ganz Österreich wird auf mehr als zwei Millionen geschätzt.
Beim Fronleichnamsfest bezeugen die Katholiken ihren Glauben an die
Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie. Fronleichnam wird in der
katholischen Kirche seit etwa 750 Jahren gefeiert. Der Ursprung des
Festes liegt im heutigen Belgien: 1246 führte der Bischof von Lüttich
(Liege), Robert de Thourotte, für seine Diözese das Fest ein und
entwarf ein entsprechendes Messformular. Eine Ordensfrau aus dem
Augustiner-Orden - Julienne de Cornillon - hatte den Bischof
inspiriert. Sie, die als Vollwaise im Kloster erzogen worden war,
hatte schon als junges Mädchen eine Vision, um deren Deutung sie
jahrelang ringen musste: Sie sah den Vollmond mit einem dunklen
Fleck. In ihren mystischen Visionen interpretierte sie schließlich
den Mond als die Kirche, der in ihrem Festkreis aber noch ein Fest zu
Ehren der Heiligen Eucharistie fehlte.
Die erste Fronleichnamsprozession wurde in der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts in Köln gehalten, allgemein kam sie um das Jahr 1400 in
Brauch. Die Fronleichnamsprozessionen sind in der ganzen katholischen
Welt - von Österreich bis Lateinamerika, von Polen bis ins indische
Goa - mit farbenprächtigen populären Bräuchen verbunden. So sind bei
vielen Prozessionen Kinder zu sehen, die Blütenblätter auf den
Prozessionsweg streuen. In manchen Orten in Kärnten und in der
Steiermark legen die Frauen früh am Morgen Blumenteppiche mit
mosaikartigen Mustern, Sinnbildern und Sprüchen aus Blüten.
Italienische Gärtner hatten im späten 18. Jahrhundert diesen Brauch
in die heutigen südlichen österreichischen Bundesländer gebracht.
Eindrucksvolle Seeprozessionen
Zu den eindrucksvollsten Fronleichnamsprozessionen zählen jedes Jahr
die Seeprozessionen in Oberösterreich. Sie können auf eine reiche
Tradition zurückblicken. Die Prozession auf dem Hallstätter See wird
1623 erstmals erwähnt, die auf dem Traunsee 1632. Auch heuer finden
in Hallstatt, Traunkirchen und Aschach an der Donau wieder
Prozessionen auf dem Wasser statt.
Das Fest auf dem Hallstättersee beginnt um 9 Uhr mit einem von Linzer
Bischof Ludwig Schwarz geleiteten Hochamt, anschließend findet die
Seeprozession statt. In Traunkirchen beginnt der Gottesdienst in der
Pfarrkirche bereits um 8 Uhr, es folgt die Prozession am Traunsee, an
der auch der Linzer Altbischof Maximilian Aichern teilnimmt.
Wie jedes Jahr wird auch in Aschach an der Donau ein Teil der
Fronleichnamsprozession auf dem Wasser stattfinden. Um 9 Uhr wird in
der Pfarrkirche ein Gottesdienst gefeiert. Bei der anschließenden
Prozession auf der Donau begleiten zahlreiche Boote mit Teilnehmern
in Tracht das reich geschmückte Hauptschiff mit dem Allerheiligsten.
Die Seeprozessionen dürften darauf zurückzuführen sein, dass in Orten
wie Hallstatt - das zwischen Seeufer und Salzberg gedrängt liegt -
für die in der Barockzeit immer üppiger gewordenen
Fronleichnamsumzüge kein Platz war und man daher auf den See auswich.
Auch in Millstatt Feier auf dem See
Auch in Kärnten findet die Fronleichnamsprozession der Pfarre
Millstatt heuer wieder auf dem See statt. Nach dem Festgottesdienst
in der Stiftskirche, der um 8.30 Uhr beginnt, führt die Prozession
zur Marchetti-Bootsanlegestelle, von der aus die Schiffe um 9.30 Uhr
ablegen. Weitere Stationen der zweieinhalbstündigen Schiffsprozession
sind Döbriach und Dellach.
In Klagenfurt feiert der Kärntner Bischof Alois Schwarz die
gemeinsame Fronleichnamsfeier der Klagenfurter Stadtpfarren unter dem
Motto "Christus – Brot des Lebens" um 8.30 Uhr auf dem Domplatz.
Anschließend leitet der Kärntner Bischof die Prozession durch die
Innenstadt bis zur Stadthauptpfarrkirche St. Egid, wo er die
Schlussandacht hält. Bei Schlechtwetter feiert Bischof Schwarz um 9
Uhr in der Domkirche.
Musikalisch umrahmt wird die diesjährige Fronleichnamsfeier mit einer
im Auftrag der Diözese Gurk und der Dommusik Klagenfurt eigens für
dieses Fest komponierten Messe des Klagenfurters Thomas Modrej. Die
Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Thomas Wasserfaller
und die Militärmusik unter Sigismund Seidl werden mit dieser
Festmesse die Fronleichnamsfeier musikalisch gestalten.
"Prangstangen" im Pongau
Im Salzburger Pongau ist es üblich, die sogenannten "Prangstangen" in
der Prozession mitzutragen. Die Träger der bis zu 60 Kilo schweren,
von den Frauen der Dörfer mit bunten Alm- und Wiesenblumen
geschmückten Stangen müssen noch unverheiratete junge Burschen sein.
Die "Prangstangen" werden nach der Prozession in den Kirchen
aufgestellt und verbleiben dort meist den ganzen Sommer bis zum Fest
der Aufnahme Mariens in den Himmel am 15. August. Wie bei anderen
kirchlichen Bräuchen hatte die stark deutschnational eingestellte
volkskundliche Wissenschaft am Ende des 19. Jahrhunderts versucht,
auch den "Prangstangen" einen "heidnischen" Ursprung zu unterlegen.
"Landesprozession" in Innsbruck
Der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer und die Dompfarre St.
Jakob laden am Fronleichnamstag (bei guter Witterung) zur
traditionellen "Landesprozession" in Innsbruck. Nach dem
Festgottesdienst um 8 Uhr im Jakobsdom führt die Prozession vom Dom
zur Annasäule, auf den Landhausplatz, zum Landesmuseum "Ferdinandeum"
und zurück zum Domplatz. Dort wird der Schlusssegen erteilt.
O-Töne zu Fronleichnam sind unter
http://www.katholisch.at/content/site/presse/otoene/index.html
abrufbar; darin erläutert der Wiener Pfarrer Karl Engelmann
Geschichte, Brauchtum und heutige Bedeutung des Hochfestes. (ende)
K200804619
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