• 21.05.2008, 12:51:34
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AGES: Die Maikäfer sind wieder unterwegs

Beobachtungen zeigen heuer in einigen Gegenden starken Flug von Maikäfern

Wien (OTS) - Es gab sie als "Müller" - mehlig weißlich behaart -
oder "Schornsteinfeger" - dunkel mit wenig Haaren. Besonderen
Sammelwert unter Kindern, weil seltener und mit rötlichem Kopf und
Brustschild am eindrucksvollsten, genossen die "Kaiser": Alles
Bezeichnungen für Maikäfer-Variationen, die innerhalb einer
Population und auf einem Baum vorkommen können.

In Österreich wurden großräumige Untersuchungen zu den
Maikäferflügen bereits 1913 gestartet. Eine 1950 eingeführte
Befragungsaktion über die Maikäferflüge wird heute noch immer
verwendet und lässt direkte Vergleiche in einem über fünfzigjährigen
Zeitraum zu. Mitte April werden alljährlich Fragekarten an
österreichische Volksschulen versandt, worin die Intensität des
Maikäferfluges nach der Einteilung "stark", "schwach", "vereinzelt"
oder "fehlend" erfragt wird. Bei Aussendungen an etwa 3000
Volksschulen liegt die Rückmeldequote um durchschnittlich 60 Prozent.

Die Befragungen werden seit 2005 elektronisch per Email durchgeführt.

Massenauftreten dieses Vertreters der Blatthornkäfer sind
heutzutage seltener geworden. Ab dem Ende der 60-er, Anfang der 70-er
Jahre des vorigen Jahrhunderts ging die Flugstärke bis auf wenige
Ausnahmen überall stark zurück. Beobachtungen der AGES, der
Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit
GmbH, zeigen aber, dass innerhalb der letzten zwei bis drei
Maikäfer-Generationen gebietsweise wieder ein Anstieg der Flugstärke
feststellbar ist, der auf einen beginnenden Populationsanstieg
hinweisen könnte. Parallel dazu werden aus mehreren Bundesländern
wieder stärkere Engerlingsschäden gemeldet. Starke Maikäferflüge
werden aus Kärnten (Ebenthal, Eberndorf, Ferlach, Hermagor, St.
Jakob), Tirol (Telfs), Vorarlberg (Nüziders, Sulz), OÖ (Haigermoos),
Niederösterreich (Krems Land, Klosterneuburg, Tulln, Grafenwörth,
Enzesfeld Lindabrunn, Achau, Schrattenthal) gemeldet. Sollte sich der
Trend der letzen Jahre mit erhöhten Temperaturwerten fortsetzen, so
könnte unter Umständen gebietsweise auch ein Übergang vom
vierjährigen zu einem dreijährigen Entwicklungszyklus eintreten, da
die Käferlarven dann in der Lage wären, ihre Entwicklung rascher zu
durchlaufen. Die Flugbeobachtungen sind zwar noch nicht
abgeschlossen, es lässt sich aber bereits jetzt feststellen, dass der
Maikäferflug fast ausschließlich dort stattfindet, wo es nach
langjährigen Erfahrungen zu erwarten ist. In Österreich kommen vor
allem dreijährige, in höher gelegenen Alpentälern jedoch auch
vierjährige Flugfolgen vor.

Regelmäßiger Entwicklungszyklus

Auf Grund des regelmäßigen Entwicklungszyklus der Maikäfer kann
man recht gut vorhersagen, in welchen Regionen Österreichs mit einem
Auftreten der Maikäfer zu rechnen ist. Denn je nach Höhenlage
brauchen die drei hierzulande vorkommenden Maikäferarten drei oder
vier Jahre, um sich vom Ei zum fertigen Käfer zu entwickeln. Die als
Engerlinge bekannten Maikäferlarven leben vollständig im Boden und
ernähren sich hier von Pflanzenwurzeln. Die Entwicklung der Käfer
läuft synchron ab. Das bedeutet, sämtliche Käfer einer Population
werden im selben Jahr erwachsen. Bei massenhaftem Auftreten können
die Engerlinge starke Schäden im Grünland sowie an holzigen
Gewächsen, hauptsächlich an Obst- und Waldbäumen, aber auch Wein,
anrichten.

Problematische Bekämpfung

Die Bekämpfung der Maikäfer hat sich immer schon als schwierig
gestaltet. Im Mittelalter wurden die Käfer sogar vor Gericht
gestellt, das Einsammeln der erwachsenen Käfer war die längste Zeit
die einzige Bekämpfungsmethode. Das Problem dabei: Die
hauptsächlichen Schäden werden von den Engerlingen, also den Larven
der Käfer, verursacht. Es gibt zwar chemische Mittel, um die
Engerlinge zu bekämpfen, allerdings sind diese Mittel nicht gerade
umweltfreundlich. Besser geeignet ist ein Pilzpräparat: Dabei wird
der in der Natur vorkommende, für Insekten tödliche Pilz Beauveria
brongniartii auf Getreidekörnern vermehrt. Die Körner werden in den
Boden eingebracht, wo der Pilz wächst, schließlich auch in den
Engerling eindringt und ihn zum Absterben bringt. Eine weitere
umweltfreundliche Bekämpfungsmöglichkeit besteht in der Behandlung
der gesamten Kulturen mit Präparaten, die den Wirkstoff Azadirachtin
enthalten. Dieser wird aus dem tropischen Niembaum gewonnen und
verhindert, dass überlebensfähige Eier abgelegt werden. Aus den Eiern
schlüpfen nur wenige Larven, die schließlich an Häutungsproblemen
zugrunde gehen. Der erwachsene Käfer stirbt jedoch nicht ab.
Zum Abschluss noch ein Anmerkung für Hobbygärtner: Auch in
Komposthaufen findet man häufig Engerlinge. Dabei handelt es sich
allerdings um die Larven von Rosenkäfern. Diese sind nicht schädlich,
da sie sich nur von bereits zersetztem Pflanzenmaterial ernähren.

Rückfragehinweis:

AGES - Österreichische Agentur für Gesundheit und 
   Ernährungssicherheit GmbH
   Unternehmenskommunikation:
   DI Oskar Wawschinek
   Spargelfeldstraße 191, A-1226 Wien
   Tel: +43 (0)50 555-25000
   E-Mail: oskar.wawschinek@ages.at
   www.ages.at
   
   Fachlich:
   Mag. Dr. Giselher Grabenweger
   Tel: 050 555-333 20
   E-Mail: giselher.grabenweger@ages.at 
   
   Institut für Pflanzengesundheit:
   Tel: 050 555-333 26
   E-Mail: pflanzengesundheit@ages.at

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