- 15.04.2008, 11:03:45
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RadioKulturhaus: Hörspiel-Voraufführung von Carl Djerassis "Vier Juden auf dem Parnass"
Wien (OTS) - Carl Djerassis neuestes Hörspiel "Vier Juden auf dem
Parnass" ist am 22. April in Ö1 zu hören. Noch vor der Radiopremiere
wird diese Produktion am 16. April in Anwesenheit des Autors im
KlangTheater vorgestellt.
Er ist einer von denen, die einem die Angst vor dem Alter nehmen
können. Mit seinen 84 Jahren pendelt der quicklebendige, stets
elegant gekleidete kleine Herr zwischen seinen Wohnsitzen in London
und San Francisco, hält Vorträge in der halben Welt, kommuniziert
simultan mit der ganzen, kümmert sich um seine Theaterprojekte, die
Herausgabe seiner Bücher und Stücke, besucht Ausstellungen und managt
seine Kunstsammlung: Carl Djerassi, Wissenschafter, Schriftsteller
und 19-facher Ehrendoktor. Djerassi hat, ohne Frage, Geschichte
geschrieben. Als er Anfang der 1950er Jahre in einem Labor in Mexiko
mit seinen Mitarbeitern die Anti-Baby-Pille entwickelte, waren die
gesellschaftspolitischen Folgen freilich noch nicht abzusehen. Carl
Djerassi, 1923 in Wien geboren, zählt zu den erfolgreichsten und
bekanntesten Wissenschaftern der Welt. Vor gut 20 Jahren, in einem
Alter, wo andere längst Rosen züchten, startete er eine zweite
Karriere als Schriftsteller und Theaterautor.
Am Mittwoch, den 16. April ist Carl Djerassi zu Gast im
RadioKulturhaus. Im Rahmen der Ö1-Reihe "Im Zauberberg" präsentiert
er seinen neuesten Wurf im KlangTheater - das ebenso witzige wie
respektlose Hörspiel "Vier Juden auf dem Parnass". In seiner jüngsten
Arbeit lässt Djerassi vier Heroen der Geistes- und Kulturgeschichte
aufeinandertreffen: Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, Gershom
Scholem und Arnold Schönberg. Doch die vier Herren diskutieren alles
andere als philosophische und künstlerische Fragen, sie sind von
Zweifeln geplagt. Weniger was ihre wissenschaftlichen oder
künstlerischen Karrieren betrifft. Die stehen, was die Flut von
postmortalen Publikationen und Lobpreisungen betrifft, gänzlich außer
Zweifel. Zudem bleibt die Aufenthaltsberechtigung im griechischen
"Olymp der Dichtkunst" nur den allergrößten unter den Dichtern und
Denkern vorbehalten. Nagend ungeklärt sind jedoch - bis weit über den
Tod hinaus - manche Vorkommnisse im jeweiligen Liebes- und Eheleben
der Herren. Waren die Ehefrauen auch tatsächlich treu? Ist der
Briefwechsel zwischen Walter Benjamin und Adornos Frau Gretel nicht
eine Spur zu intim? Hatte Arnold Schönbergs Frau Mathilde Zemlinsky
etwas mit Alban Berg? Um diese Zweifel zu beseitigen, beordern sie
ihre jeweiligen Ehefrauen zum Verhör auf den Parnass. Starke Frauen
allesamt, verhört von ihren eitlen, narzisstischen und pfäuischen
Männern. Djerassi führt die schwachen Seiten der großen Geister
lustvoll vor. Mit Witz und Ironie gibt er Antworten auf Fragen, die
die noble Kulturgeschichte erst gar nicht stellt.
"Vier Juden auf dem Parnass" wird in Anwesenheit von Carl Djerassi
und Regisseur Harald Krewer im KlangTheater des RadioKulturhauses
uraufgeführt. Das anschließende Werkstattgespräch führt Edith-Ulla
Gasser. Die Ö1-Veranstaltung beginnt um 20.00 Uhr, der Eintritt ist
frei. Zählkarten sind ab 19.00 Uhr im Foyer des Großen Sendesaals
erhältlich. Weitere Informationen zum Programm des RadioKulturhauses
gibt es auf der Homepage http://radiokulturhaus.ORF.at oder über das
Kartenbüro (Tel. 01/501 70-377).
"Vier Juden auf dem Parnass" in Ö1
In Ö1 ist "Vier Juden auf dem Parnass" am Dienstag, den 22. April
zu hören - ab 20.31 Uhr im Rahmen des "Hörspiel-Studios". Es wirken
Michael Rotschopf, Karl Markovics, Jörg Ratjen, Toni Slama, Chris
Pichler, Sabine Haupt, Andrea Clausen und Maria Happel mit, Carl
Djerassi selbst gibt den Erzähler. Für die Regie zeichnet Harald
Krewer verantwortlich.
Schon am Samstag, den 19. April steht in den "Hörbildern"(Ö1, 9.05
Uhr) ein Porträt des gebürtigen Wieners auf dem Programm - "Die
Mutter der Pille". "Science in fiction" nennt Carl Djerassi seine
Romane. Als Erfinder dieser Gattung könnte der 1938 aus Wien
Vertriebene einmal in die Lexika kommen. In wissenschaftlichen
Nachschlagewerken findet man ihn schon längst: Als Mitentdecker der
Pille und als Designer neuer Insektenschutzmittel, die
flächendeckenden DDT-Nebel durch raffinierte Eingriffe in die
Fortpflanzungsfähigkeit der Tiere ersetzen können. Moralische
Widerstände hat man auf diesem Sektor weniger zu befürchten als bei
der Weiterentwicklung der Antibabypille - hier sieht Djerassi
angesichts der noch immer nicht gebremsten Bevölkerungsexplosion
weniger wissenschaftliche als politische Fahrlässigkeit. Seine Bücher
handeln von der Welt der Wissenschaft, ihren Stammesritualen, der
Gier nach Auszeichnungen - besonders nach dem Nobelpreis -,
Abhängigkeit von Entscheidungen der Konkurrenz, der Politik und der
Wirtschaft. Djerassi erfindet nicht Szenarien für seine Geschichten,
sondern Geschichten für das ihm bestens bekannte Szenario: die Welt
der Forschung. Nähere Informationen zum Programm von Österreich 1
sind abrufbar unter http://oe1.ORF.at.(ih)
Rückfragehinweis:
ORF Radio Öffentlichkeitsarbeit
Isabella Henke
Tel.: (01) 501 01/18050
mailto:isabella.henke@orf.at
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