• 08.04.2008, 17:01:12
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WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Die Dollar-Schwäche hat ein Ablaufdatum - von Robert Gillinger

Auch wenn’s keiner glaubt, der Greenback ist 30 Prozent unterbewertet

Wien (OTS) - Zugegeben, was jetzt kommt, ist spekulativ. Aber
Spekulationen sollen erlaubt sein und stehen einer
Wirtschaftstageszeitung auch gut (sofern sie eintreffen): Der IWF
verkauft also 400 Tonnen Gold und füllt seine Kassen mit mehr als
zehn Milliarden US-Dollar. An sich ein normaler Vorgang, immerhin
soll es mit der Finanzlage des IWF nicht zum Besten stehen.

Doch ist das der einzige Grund? Kann es nicht vielmehr sein, dass
sich der Internationale Währungsfonds einfach für eine bevorstehende
Intervention am Devisenmarkt rüstet und dann in einer konzertierten
Aktion mit den großen Notenbanken in den Markt eingreift?

Man darf nicht vergessen, der IWF ist US-dominiert. Aus europäischer
Sicht begrüßen wir den zuletzt sehr schwachen Dollar, da er unser
Inflationsproblem lindert. Und beruhigen uns damit, dass der schwache
Dollar ja die US-Exporte ankurbelt und damit der Rezession
entgegenwirkt, was in einem Wahlkampf-Jahr immer gut ankommt.

Doch alles hat seine zwei Seiten: Die USA importieren um etwa 60
Milliarden Dollar mehr Güter als sie exportieren (und importieren
damit wegen des Greenbackerls auch Inflation). Diese Lücke gilt es
durch Kapitalzufluss zu füllen. Doch wer stellt den USA noch Geld zur
Verfügung, wenn er weiß, dass sein Investment durch einen immer
schwächeren Dollar laufend an Wert verliert? Wer wird den
angeschlagenen US-Banken das zur Rekapitalisierung notwendige Geld
zur Verfügung stellen?

Natürlich kann der IWF einfach US-Staatsanleihen kaufen, um zu
helfen, die Lücke zwischen Export und Import zu verringern. Doch
warten wir den 11. April ab; beim nächsten Gipfeltreffen der G7 in
Washington wird der schwache Dollar sicher eines der zentralen Themen
sein.

Hilfreich ist vielleicht ein Blick in die jüngere Geschichte: Eine
international koordinierte Intervention am Devisenmarkt gab es
zuletzt 2001. Damals, um dem schwachen Euro auf die Beine zu helfen.
Dieser hatte sich rund 30 Prozent von seiner Kaufkraftparität zum
Dollar entfernt. Heute liegt diese bei knapp 1,2 Dollar je Euro, am
Markt werden aber 1,576 gezahlt. Um, Sie haben es erraten, rund 30
Prozent zuviel. Eine der Hauptingredienzien für eine erfolgreiche
Intervention ist gegeben: So gut wie keiner setzt auf einen starken
Dollar - um erfolgreich zu intervenieren, bedarf es auch eines
Überraschungseffekts. 1,60 wird wohl so eine Marke sein, die
zumindest zu einer verbalen Intervention führt und all jene am
falschen Fuß erwischt, die auf eine anhaltende Dollar-Schwäche
spekulieren.

Rückfragehinweis:
WirtschaftsBlatt
Redaktionstel.: (01) 60 117/300
http://www.wirtschaftsblatt.at

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