In den Niederlanden queren Fußgänger drei Mal sicherer als in Österreich, Italiener und Norweger sind am Zebrastreifen besonders gefährdet
Wien (OTS) - Wie sicher sind "Schutz"wege wirklich? Erst diese
Woche sind wieder zwei Schülerinnen in Salzburg auf einem
Zebrastreifen von einem Klein-Lkw erfasst und schwer verletzt worden.
Der ÖAMTC hat im Rahmen einer Eurotest-Reihe gemeinsam mit seinen
Schwesterclubs Fußgängerübergänge in Österreich, Deutschland,
Schweiz, Italien, Spanien, Großbritannien, Niederlanden, Norwegen und
Finnland unter die Lupe genommen. "Österreich landet nur im
Mittelfeld", fasst ÖAMTC-Verkehrsexperte Willy Matzke zusammen. In
den Niederlanden queren Fußgänger fast drei Mal sicherer als in
Österreich. In der Schweiz ist die Gefahr, auf einem Zebrastreifen
getötet zu werden, um 50 Prozent höher als hierzulande. Noch
gefährlicher leben Fußgänger auf Zebrastreifen nur in Italien und
Norwegen.
Beim Test wurde vor allem berechnet, wie viele Todesopfer auf
Zebrastreifen pro einer Million Einwohner zu beklagen sind. Das
Ergebnis: Norwegen 3,7 / Italien 3,4 / Schweiz 3,0 / Finnland 2,1 /
Österreich 2,1 / Deutschland 1,5 / Spanien 1,3 / Großbritannien 1,2 /
Niederlande 0,6. "Norwegen ist dünn besiedelt. Also dürften
Zebrastreifen in offenem Gelände risikoreicher sein als im
städtischen Gebiet", ortet Matzke die Gründe für das besonders
schlechte Ergebnis. "Aber auch die österreichische
Fußgänger-Unfallbilanz ist, trotz sinkender Tendenz in den
vergangenen Jahren, kein Ruhmesblatt", sagt der Club-Experte. Die
Gründe dafür sind für den ÖAMTC-Experten vielfältig: "Miserable
Beleuchtung, schlechte Markierungen, zugeparkte Schutzwege und
Planungsfehler beim Bau von Schutzwegen." Aber auch das Fehlverhalten
von Fußgängern und Autofahrern führt immer wieder zu schweren
Unfällen. Wo gilt es aber anzusetzen, wenn so Vieles im Argen liegt?
Club-Forderungen für mehr Sicherheit am Schutzweg
* Bauliche Maßnahmen: "Wesentlich für einen sicheren Zebrastreifen
ist eine blendfreie Beleuchtung", sagt der ÖAMTC-Experte. 30 bis 50
Prozent der Verkehrsteilnehmer sehen bei Dunkelheit und Blendung
nicht scharf genug. Mehr als die Hälfte der tödlichen
Fußgänger-Unfälle passiert bei Dunkelheit oder schlechten
Sichtverhältnissen. Außerdem bieten Mittelinseln eine Verbesserung.
Sie verkürzen die Querungswege der Fußgänger und man kann sich
jeweils auf eine Fahrtrichtung der Autos konzentrieren. "Bei der
Planung von Schutzwegen muss auf ausreichende Sichtweite geachtet
werden. Sonst hat der Kraftfahrer keine Chance, den Fußgänger
rechtzeitig zu erkennen", so Matzke.
* Aufklärung und Bewusstseinsbildung: In allen Test-Ländern haben
Fußgänger auf Zebrastreifen den Vorrang. In Belgien, Großbritannien
und Norwegen muss der Fußgänger ein zusätzliches Zeichen vor der
Querung geben. Nicht immer sind die Verhaltensregeln klar. In der
Schweiz ist die Todesrate gestiegen, seit man den Fußgängern auf
Zebrastreifen den absoluten Vorrang eingeräumt hat, ohne für
eindeutige Verhaltensregeln zwischen den Benutzern von Zebrastreifen
und dem motorisierten Verkehr zu sorgen. "Ein 'Schutz'weg wird
schnell zum 'Risiko'weg, wenn man unvorsichtig ist", sagt Matzke.
ÖAMTC-Kompetenz bei internationalen Sicherheitstests
Unter der Schirmherrschaft von Eurotest, zu dessen
Gründungsmitgliedern Österreich durch den ÖAMTC zählt, läuft eine
Reihe von verschiedenen Sicherheitstests. Bekanntestes Beispiel für
diese Zusammenarbeit sind die seit 1999 laufenden Tunneltests.
Weitere internationale Programme sind der EuroNCAP-Crashtest,
Kindersitztest, Reifentest, Raststättentest und Fährentest. Ziel ist
es, aus den Erkenntnissen europäische Richtlinien zu erstellen. Die
Studie über Fußgängerquerungen wurde im Rahmen von Eurotest in zehn
Ländern Westeuropas durchgeführt. Die Projektleitung lag beim
ÖAMTC-Schwesterclub TCS in der Schweiz.
(Forts.)
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