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"KURIER"-Kommentar von Christian Böhmer: "Die falschen Täter"

Nicht verurteilte, sondern künftige Sexualverbrecher sind das Problem.

Wien (OTS) - Es klingt ja irgendwie vernünftig: Innenminister Günther Platter will das Sexualstrafrecht verschärfen und so mögliche Opfer schützen. Geht’s nach dem ÖVP-Politiker, werden einschlägige Delikte später als üblich aus dem Strafregister gelöscht; Männer, die Kinder belästigt oder missbraucht haben, könnten in einer speziellen Datei gesammelt werden - "die Täter sollen sich beobachtet fühlen".
Observieren und beobachten ist ein wichtiger Teil der Polizei-Arbeit, kein Zweifel. Nur leider hat Günther Platter die falsche Tätergruppe im Auge.
Laut klinischen Studien weisen nur fünf Prozent der verurteilten (und therapierten) Sexualstraftäter ein hohes Rückfallrisiko auf. Viel größer - und deshalb sicherheitspolitisch weitaus relevanter -ist die Gruppe jener, die den Trieb bereits in sich spüren, aber noch nicht zugeschlagen haben. Auch hier gibt es eine interessante Zahl:
Neun von zehn Sexualstraftätern sind Ersttäter, das heißt, sie galten als brave Staatsbürger.
Folgerichtig kann die Zahl der Straftaten nur gesenkt werden, indem man die Gruppe der potenziellen Täter beobachtet, erforscht und ermutigt, Hilfe anzunehmen und in Therapie zu gehen. All das wüsste Platter, hätte er die entsprechenden Statistiken "observiert".

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