"Kleine Zeitung" Kommentar: "Wer in Iowa gewinnt, hat erst einmal etwas Rückenwind" (Von Ernst Heinrich)
Ausgabe vom 02.01.2008
Graz (OTS) - US-Parteien starten Suche nach ihrem Präsidentschaftskandidaten.
Alles ist möglich. Unter diesem Motto beginnt mit einer Vorwahl im Bundesstaat Iowa morgen die heiße Phase im US-Präsidentschaftswahlkampf. Noch nie hatten die Amerikaner eine derart bunte Palette an Kandidaten zur Auswahl, zum ersten Mal hat eine Frau echte Chancen, Staatsoberhaupt zu werden, zum ersten Mal könnte aber auch ein Farbiger US-Präsident werden.
Denn glaubt man den Umfragen, wird bei den Demokraten entweder Hillary Clinton, die einstige First Lady, oder der schwarze Senator Barack Obama die parteiinternen Vorwahlen gewinnen. Und beide würden derzeit gegen jeden Republikaner souverän siegen.
Aber ein Wahljahr in Amerika ist lang. Schon in Iowa könnte es morgen die erste Überraschung geben. Noch vor ein paar Wochen lag Hillary Clinton klar auf Siegeskurs, doch derzeit sinken ihre Aktien. In Iowa bahnt sich daher ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihr, Obama und Senator John Edwards an. Die drei haben einander im bisherigen Wahlkampf nichts geschenkt - eine Tatsache, die den Strategen in der Partei schlaflose Nächte bereitet. Denn politische Schlammschlachten kommen beim US- Wähler nicht gut an.
Sie kämen den Republikanern zugute. Denen fehlt, was die Demokraten mit Clinton, Obama und Edwards ausreichend haben: ein Hoffnungsträger. Von Rudy Giuliani über Mitt Romney und Mike Huckabee bis hin zu John McCain wird keiner der vier führenden konservativen Bewerber auch nur von der Hälfte des Parteivolks positiv eingeschätzt.
Im Sog der Unpopularität von Präsident George W. Bush, gebeutelt vom Irak-Krieg und der Schlappe bei der letzten Kongresswahl, müde und ohne Orientierung, sucht die "Grand Old Party" einen Ausweg aus der Unpopularität ihrer Partei und ihrer Kandidaten.
Deren Hauptproblem: Sie müssen auf Distanz zu Bush gehen, ohne illoyal zu erscheinen, und sie müssen die Evangelikalen, die religiöse Rechte, befriedigen, die Bush 2004 zur Wiederwahl verhalfen. Denn anders als in Europa spielt das Thema Religion bei US-Wahlen eine wichtige Rolle. Deshalb wird auch der Ex-Baptistenprediger Mike Huckabee im ländlichen Iowa favorisiert.
Wer auch immer dort morgen bei Republikanern wie Demokraten siegen wird: Er hat im parteiinternen Gerangel um die Kandidatur für das Präsidentenamt erst eine von 50 harten Etappen gewonnen. Aber eine alte Regel im US-Wahlkampf lautet: "Wer in Iowa gewinnt, hat erst einmal etwas Rückenwind." ****
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