Internationales High-Tech-Projekt ITER in Südfrankreich - Fusionsenergie als künftige saubere Energiealternative
Wien (PWK978) - "Alle Welt fordert Klimaschutz - mit
Fusionsenergie könnten wir die gesteckten Ziele leicht umsetzen",
behauptet Bernard Gibot, Frankreichs ITER-Vertreter, heute bei der
Eröffnung des ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor)
Industrieforums 2007 vor 1400 Delegierten in Nizza. Gibot:
"Traditionelle Nuklearenergie emittiert zwar kaum Treibhausgase,
bringt aber die enormen Probleme der Endlagerung mit sich - mit
Fusionsreaktoren könnten wir endlich wirklich saubere und sichere
Kraftwerke bauen".
"ITER ist der Name des in Südfrankreich kurz vor dem Bau
befindlichen ersten Fusionsreaktor der Geschichte, der mit 500 MW
Leistung ab 2016 auch Industriegröße erreicht", erklärt Ingomar
Lochschmidt von der Außenwirtschaft Österreich (AWO) und
österreichischer Industrie-Kontaktmann zum ITER-Betreiber. Das Zehn
Milliarden Euro Projekt gilt als das wichtigste derzeit laufende
wissenschaftliche Technologieprojekt auf dem Energiesektor weltweit.
Die Regierungen und führenden Wissenschafter nicht nur der EU,
sondern auch aus den USA, Japan, Russland, China, Korea und Indien
sind daran beteiligt.
"Fusion steht am Beginn allen Lichts, aller Wärme, allen Lebens.
Fusion ist die Energiequelle der Sonne", erklärt der Japaner Kaname
Ikeda, Generaldirektor von ITER, und bezieht sich dabei auf die 1920
aufgestellte Theorie von Sir Eddington, der als Erster das Prinzip
der Kernfusion als Energieträger der Sterne postuliert hat. "Zwei
leichte Wasserstoff-Atomkerne, Deuterium und Tritium, werden dabei
unter enormen Druck- und Temperaturverhältnissen zu Helium
verschmolzen, wobei sie Energie abgeben", erläutert Lochschmidt. Ein
Prinzip, das schon in verschiedenen Versuchsreaktoren wiederholt
wurde. Das Problem dabei: um die notwendigen enormen Temperaturen zu
erzeugen ist bisher mehr Energie notwendig, als durch einen bisher
immer nur wenige Sekunden andauernden Impuls - so heißt der
Fusionsvorgang - erzeugt wird. Mit ITER soll das endgültig anders
werden. Der Energieverbrauch wird bei 50 MW liegen, der Output beim
Zehnfachen. Die einzelnen Impulse werden schon an die sieben Minuten
dauern. Dazu sind Ingenieurleistungen und Materialien an den Grenzen
des technisch Machbaren notwendig, daher auch die historische
weltweite Zusammenarbeit, ein Meilenstein der 1985 zwischen dem
russischen Präsidenten Gorbachev und dem US-Präsidenten Reagan
besiegelt wurde.
Lochschmidt: "Und Österreich ist mit dabei bei diesem
internationalen High-Tech Projekt. Das Unternehmen Plansee aus Reutte
in Tirol etwa entwickelt auf Hochtouren eine Art ‚Innenverkleidung’
der Brennkammer, in der die Fusionsreaktion stattfindet." In diesem
sieben Meter hohen, hohlen Metallring sind ganze 840 m3 Plasma, also
gewissermaßen die bei Sonnentemperatur von 100 Milliarden Grad
"geschmolzenen Atome", von Supermagneten eingeschlossen. Die höchste
und die tiefste von Menschen herstellbare Temperaturen nur wenige
Meter voneinander entfernt. "Neben Plansee haben sich bereits
fünfzehn weitere heimische Firmen als potentielle Lieferanten für
ITER registriert - nicht nur auf den eigentlichen Fusionssektoren, es
können auch andere Unternehmen, die im regulären Großanlagenbau
Erfahrung haben, zum Zug kommen", so Lochschmidt.
Schon jetzt, vor Erteilung der Baubewilligung (geplant für Ende
2008) wurden die ersten Technologieverträge abgeschlossen. Ab Mitte
2008 ist mit einer Vielzahl weiterer Lieferverträge und ab 2009 mit
den Bauausschreibungen zu rechnen. Die AWO unterstützt interessierte
österreichische Unternehmen bei der Kontaktherstellung zu
internationalen Forschungsinstituten und Industriekonsortien sowie
bei der Technologiepartnerschaft im Zusammenhang mit ITER und anderen
Fusionsprojekten. "ITER-Aufträge für unsere Firmen sind schon ab 2008
möglich", sagt AWO-Experte Lochschmidt, "aber die weite kommerzielle
Nutzung von Fusionsenergie werden wir sicher nicht vor Mitte des
Jahrhunderts sehen". Der Traum von der unbeschränkten Energie wird
also noch nicht so schnell Erfüllung gehen. (BS)
Rückfragehinweis:
Wirtschaftskammer Österreich Außenwirtschaft Österreich Dr. Ingomar Lochschmidt Tel.: (++43) 0590 900-4180 mailto:awo.eu1@wko.at http://wko.at/Presse
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