• 28.11.2007, 10:14:41
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Neues HIV-Medikament in Österreich erhältlich

Maraviroc erweitert durch grundlegend neuen Wirkansatz therapeutische Möglichkeiten

HIV-Experte Prim. Dr. Norbert Vetter: "Maraviroc stellt eine wichtige zusätzliche Therapieoption in der Behandlung von HIV-Patienten dar"

Wien (OTS) - Der Arzneimittelhersteller Pfizer bringt Anfang
Dezember ein neues HIV-Medikament auf den österreichischen Markt.
Maraviroc (1) ist der erste Wirkstoff einer neuen Substanzklasse, die
den Eintritt des HI-Virus in die gesunde Zelle blockieren und dadurch
die Ausbreitung der Infektion im Körper unterbinden kann.

Seit der Entdeckung des HI-Virus in den 1980er-Jahren sind laut
Angaben des deutschen Robert-Koch-Instituts mehr als 27 Millionen
Menschen an Aids gestorben. Trotz umfassender Aufklärungsmaßnahmen
und neuen Therapien sind auch im vergangenen Jahr sowohl die Zahl der
HIV-Infektionen als auch die der Todesfälle weltweit weiter
gestiegen. Schätzungen der WHO zufolge lebten 2006 weltweit 39,5
Millionen Menschen mit HIV - Tendenz steigend. "Allein in Österreich
infizieren sich täglich ein bis zwei Menschen - das sind im Schnitt
mehr als 400 Neuinfektionen pro Jahr", so Prim. Dr. Norbert Vetter
vom Sozialmedizinischen Zentrum Baumgartner Höhe Otto Wagner Spital
in Wien.

Vor rund 20 Jahren war die Diagnose HIV ein Todesurteil. Der
medizinische Fortschritt hat erreicht, dass AIDS zwar nach wie vor
nicht heilbar, jedoch gut behandelbar wurde. Mit der gleichzeitigen
Einnahme mehrerer Medikamente, der so genannten Kombinationstherapie
HAART (Highly Active Antiretroviral Treatment), gelang Mitte der
1990er-Jahre ein therapeutischer Durchbruch. Ein Problem der
lebenslangen HIV-Therapie sind jedoch die schweren Nebenwirkungen der
eingesetzten Therapeutika. Unregelmäßige Einnahme und
Therapieunterbrechungen sind die nachvollziehbare Konsequenz der
Patienten - eine Resistenzentwicklung der HI-Viren die häufige Folge.
Vetter dazu: "Problematisch ist dabei vor allem, dass das Virus nicht
nur gegen ein Medikament, sondern sogar gegen eine ganze
Substanzklasse resistent werden kann." Deshalb setzt die Behandlung
erst in einem späteren Stadium ein - wenn das Immunsystem schon
deutlich geschwächt ist. Weitere Probleme sind eine ungenügende
Virus-Unterdrückung sowie die Mutationsfähigkeit der Viren. "Es
besteht daher die Notwendigkeit, kontinuierlich neue Medikamente zu
entwickeln. Zum Einen, um die Vermehrung der Viren im Körper
erfolgreich zu bekämpfen. Zum Anderen, um die Nebenwirkungen in den
Griff zu bekommen und so die Lebensqualität der Patienten zu
verbessern", sagt der HIV-Experte. Eine neue, gut verträgliche
Substanzklasse kann schon zu Beginn einer HIV-Infektion oder für
Patienten, bei denen die bisherige medikamentöse Behandlung nicht
ausreichend erfolgreich war, großen therapeutischen Nutzen bringen:
CCR5-Hemmer. Der erste Vertreter dieser innovativen Substanzklasse
ist ab Anfang Dezember nun auch in Österreich verfügbar.

Maraviroc: erster Wirkstoff einer neuen Substanzklasse

Maraviroc ist ein neues antiretrovirales Medikament zur Therapie
von HIV-Patienten. Bisherige HIV-Medikamente bekämpfen die virale
Vermehrung im Inneren der weißen Blutzellen, die das Virus zur
eigenen Vervielfältigung benötigt. Im Gegensatz dazu kann mit
Maraviroc erstmals verhindert werden, dass die HI-Viren überhaupt in
gesunde Zellen eindringen. "HI-Viren nutzen Eiweißstrukturen auf der
Zelloberfläche für das Eindringen in die menschliche Immunzelle:
CCR5- und X4-Rezeptoren. Maraviroc blockiert den CCR5-Korezeptor, den
das HI-Virus für das Eindringen in die Zelle benötigt", erklärt
Vetter. "Ein Virus, das nicht in die Zelle eindringen kann, stirbt
innerhalb von zwei Tagen ab." Mit diesem neuen Prinzip lässt sich die
Anzahl an HI-Viren im Blut effektiv senken.

Studienergebnisse bestätigen gute Wirksamkeit und Verträglichkeit

Maraviroc wurde 1997 in den Forschungslabors von Pfizer im
britischen Sandwich entdeckt. Der Wirkstoff wurde systematisch
erforscht und innerhalb von 10 Jahren zu einem neuen HIV-Medikament
entwickelt.

Die Wirksamkeit und Verträglichkeit des neuen Präparates wurde in
zwei internationalen Zulassungsstudien nachgewiesen. Die Ergebnisse
der Studien MOTVIATE (Maraviroc plus Optimized Background Therapy in
Viremic Antiretroviral Treatment-Experienced patients) 1 und 2
bestätigen sowohl Wirksamkeit als auch Verträglichkeit von Maraviroc
im Vergleich mit einer optimierten Basistherapie (2). Die
placebokontrollierten und multizentrischen Studien wurden an
therapieerfahrenen Patienten, die mit einem bestimmten Virustyp
(CCR5-trope Viren) infiziert sind, untersucht. Insgesamt nahmen 1.076
Patienten an den beiden Studien teil, wobei 840 mit Maraviroc
behandelt wurden. Untersucht wurde primär die Viruslast nach einer
24- sowie 48-wöchigen Behandlungsdauer. Der Unterschied zwischen der
Maraviroc- und der Placebogruppe war für alle Parameter statistisch
hoch signifikant. Nach 24 Wochen sank die Viruslast der Patienten in
der Maraviroc-Gruppe um das fast Hundertfache. Nach 48 Wochen war der
Unterschied zur Placebogruppe noch deutlicher. Vetter: "Bei 45,5% der
Maraviroc-Patienten sank die Viruslast unter die Nachweisgrenze. Das
waren dreimal so viele Patienten wie in der Vergleichsgruppe, die mit
der Basistherapie alleine behandelt wurden." Die Häufigkeit
unerwünschter Wirkungen unterschied sich kaum. Insgesamt war die
Behandlung mit Maraviroc gut verträglich.

"Durch die nachgewiesene Wirksamkeit in Verbindung mit dem
günstigen Verträglichkeitsprofil stellt Maraviroc eine wichtige
zusätzliche Therapieoption in der Behandlung von HIV-Patienten dar",
so das Fazit von Primarius Vetter.

(1) Hinweis für medizinische Fachmedien: Celsentri(R)

(2) Lalezari, J. et al CROI 2007, Los Angeles Abstract 104bLB, 
     Nelson M et al. 14th CROI 2007; Presentation 104aLB, 
     Fätkenheuer G, et al. 11th EACS 2007; Presentation PS3/5

HIV: Human Immundeficiency Virus

Aids: Acquired Immune Deficiency Syndrome

Bild(er) zu dieser Meldung finden Sie im AOM/Original Bild Service,
sowie im APA-OTS Bildarchiv unter http://bild.ots.at

Rückfragehinweis:

Prim. Dr. Norbert Vetter
   Sozialmedizinisches Zentrum Baumgartner Höhe 
   Otto Wagner Spital, Wien
   T: 01/91060-42002
   E: norbert.vetter@wienkav.at
   Dkfm. Erika Ammer 
   Pfizer Österreich
   Sales & Product Manager 
   T: 01/521 15-548 
   E: erika.ammer@pfizer.com 
   Weiterführende Information gibt’s bei Elisabeth Leeb, ikp
   T: 01/524 77 90-14
   E: elisabeth.leeb@ikp.at

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