- 16.11.2007, 10:07:24
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Verwirklichung der energiewirtschaftlichen EU-Zieltrilogie Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Wettbewerb zunehmend schwieriger
Aktueller Energiemarkt-Report von Capgemini beleuchtet die europäische Energieagenda
Wien (OTS) - Der europäische Energiemarkt wird in den nächsten
Jahren maßgeblich von drei Entwicklungen geprägt: dem Unbundling
zusammen mit der Fragestellung, ob die geplante dritte EU-Direktive
erfolgreich sein wird, der Vereinbarkeit von Versorgungssicherheit
und angestrebter CO2-Reduzierung sowie dem Umgang mit Russland als
größtem Gas-Lieferanten. So die Aussage des jährlichen European
Energy Market Observatory (EEMO)-Reports der Unternehmensberatung
Capgemini, der heuer zum neunten Mal aufgelegt wurde. Dr. Michael
Trampert, Vice President Energy & Utilities bei Capgemini: "Der
europäische Markt erfährt auf vielen Ebenen tief greifende
Veränderungen. Für viele Versorger bedeutet das eine erhebliche
Transformation ihres eigenen Unternehmens. Sie müssen in der Lage
sein, flexibel auf die dynamischen Marktentwicklungen zu reagieren,
um langfristiges Wachstum und wirtschaftlichen Erfolg
sicherzustellen."
Fraglich, ob dritte Direktive zu sinkenden Strompreisen führt
Die Europäische Kommission verfolgt mit ihren
Unbundling-Bemühungen das Ziel, über mehr Wettbewerb zu sinkenden
Preisen für Privatkunden zu gelangen. Mit wenigen Ausnahmen jedoch
hat die Öffnung der nationalen Märkte im Gegenteil zu steigenden
Strompreisen geführt. Die Frage ist daher, ob die nun geplante dritte
Direktive mehr Erfolg hat als ihre beiden Vorgänger. Sie könnte, so
die Schlussfolgerung aus dem Report, durch weitere Maßnahmen
flankiert werden. Genannt werden einfachere Abwicklungsverfahren, die
das Investitionsrisiko senken, finanzielle Anreize die zu mehr
Investitionen in Interkonnektoren und Pipelines führen sowie eine
einfachere Teilnahme am Großhandel und Zugang zu
Übertragungskapazitäten. "Unbundling alleine lässt noch keinen
liquiden europäischen Markt für Strom entstehen", so Trampert.
Höhere Versorgungssicherheit schwer vereinbar mit geplanter
CO2-Reduzierung
Im letztjährigen EEMO-Report wurde mit Hinweis auf eine sehr
niedrige Reservekapazität vor Stromausfällen in Europa gewarnt.
"Ironischerweise gingen damals zwei Wochen nach Veröffentlichung des
Reports in Teilen Europas die Lichter aus. Zwar handelte es sich eher
um eine Verkettung unglücklicher Umstände - aber es war ein
deutliches Zeichen, dass Strom eben doch nicht ganz
selbstverständlich aus der Steckdose kommt", erinnert sich Michael
Trampert. Aktuell zeigt der Report, dass die Reservekapazität unter
anderem durch milde Winter und regenreiche Sommermonate wieder
gestiegen ist. Höhere Investitionen in den Kraftwerksbau tragen
ebenfalls zur Deckung des erwarteten steigenden Strombedarfs bei.
Doch ist die Entwicklung kaum in Einklang mit den EU-Klimazielen 2020
zu bringen. Die neuen Kraftwerke setzen zu 81 Prozent auf fossile
Energieträger, was trotz dem Einsatz modernster Technologie zu
steigenden CO2-Emissionen führt. Es wird, so der Report der
Unternehmensberatung, gerade auch vor dem Hintergrund der notwendigen
Investitionssicherheit erforderlich sein, die nationalen
Politikansätze mit denen der Europäischen Union, aber auch den Plänen
der Unternehmen selbst abzustimmen.
Konträre Gasmarktstrategien von EU und Russland bedrohen Versorgung
Wie nachdrücklich Russland derzeit seine Interessen im Gasmarkt
vertritt, zeigten die Lieferstopps im Streit mit der Ukraine und
Georgien im Jahr 2006 sehr deutlich. Die EU-Staaten sind auf eine
verlässliche Belieferung mit dem Energieträger angewiesen, während
Russland massiv in den europäischen Endkundenmarkt eintreten möchte.
Die EU hat in ihren im September 2007 veröffentlichten Entwurf zur
dritten Direktive eine Klausel aufgenommen, mit der Investoren aus
Nicht-EU-Staaten daran gehindert werden sollen, europäische Gas- und
Stromtransport-Einrichtungen zu übernehmen. Hintergrund ist die
Furcht vor zu großem Einfluss namentlich durch Gazprom auf die
Infrastruktur innerhalb der EU. Andererseits vereinfacht die
Direktive ausdrücklich den Eintritt neuer Marktspieler und hilft
damit auch Gazprom seine Strategie umzusetzen, die darauf zielt, die
gesamte Wertschöpfungskette von der Gasförderung bis zum Endkunden zu
kontrollieren. "Mit den entgegengesetzten Strategien - Kontrolle von
Gasversorgung und -Lieferkette - dürfte die Auseinandersetzung
zwischen EU und Russland erst am Anfang stehen", folgert Michael
Trampert.
Eine Zusammenfassung des EEMO Reports finden Sie unter
http://www.ots.at/redirect.php?capgemini2
Die komplette Studie kann angefordert werden.
Rückfragehinweis:
Capgemini
Corporate Communications
Marianna Kornfeind
Tel.: 01/21163-8972
mailto:marianna.kornfeind@capgemini.com
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