• 01.11.2007, 12:00:00
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Denken statt Gedenken - Jubiläen und Jahrestage

Symposium in der Volkshochschule Hietzing

Wien (OTS) - Jubiläen bündeln Geschichte und jedes Jahr werden so
einige Packen Geschichte verpackt und öffentlich abgeladen, gefüllt
mit Mozart und Freud zum Beispiel.

Im Rahmen eines Symposiums wird der Zwang, Jahrestage zu feiern,
analysiert. Besuchen Sie Wien, unsere Friedhöfe, buchen Sie Hotels
und hören Sie vielleicht auch noch Musik. Jubiläen sind vielfach bloß
eine vergrößerte Spielwiese der Fremdenverkehrswirtschaft. Stoff
genug zum Denken und Philosophieren und die Bedingungen für Feiern
und Vergessen zu definieren.

1. Gedenk-Messe

Im Rahmen des Symposium findet auch die 1. Gedenk-Messe statt.
Es gibt Messen für Fischer, für Brautleute, für Geschiedene, für
Urlaubsreisen, Autos und Spielzeug, aber bislang gibt es keine Messe
des Erinnerns, keine Gedenkmesse.

Die Volkshochschule Hietzing organisiert die "Erste
Österreichische Gedenkmesse" und bietet Initiativen, Privatpersonen
und Vereinen Platz, ihre Vorhaben, ihre Denkmalprojekte
vorzustellen, dafür zu werben und von ihren Plänen und
Schwierigkeiten zu berichten. Die Gedenkmesse findet im Rahmen des
Symposiums "Denken statt Gedenken? Jubiläen, Jahrestage und andere
Pflichtübungen" am Freitag, 8. November, und am Samstag, 9. Novembe,
statt. Für TeilnehmerInnen an der Gedenkmesse ist der Besuch des
Symposiums kostenlos. Für den Infostand ist keine Standgebühr zu
entrichten.

Bislang haben ihre Teilnahme an der Gedenkmesse zugesagt:
Projekt Servitengasse, Dokumentationsarchiv des Österreichischen
Widerstandes, Projekt Erinnern für die Zukunft (Mariahilf), Verein
Steine der Erinnerung, Zukunft braucht Erinnerung: Ein sichtbares
Zeichen im Zentrum der Stadt Gleisdorf, Erinnerungzeichen
Barackenlager in Sittendorf, Initiative "Severin-Worell-Wanderweg" in
Droß, Verein Gedenkdienst, Gedenkstätte Hadersdorf am Kamp u. a.

GeDENKFABRIK: Die ultimative Performance - Gedenkandacht zum
Gedenken aller Gedenktage

Die multimediale Live-Performance nach einem verschollenen
Drehbuch von Karl Falentin ist mehr als eine schräge Sache. Neben
Texten über Che Guevara und Musik von Elton John, sowie supermodernem
Zeichentrick findet sich der bayerisch anmutende Kraftakt in der
Kombination dieser und vieler anderer Elemente. Ein echter Falentin
eben, der an diesem 9. November 2007 zur Aufführung gebracht wird
durch Barbara Rass, Frank Michael Weber, Erhard A. Graf und Markus
Vorzellner.

Programm des Symposiums Denken statt Gedenken?

o Freitag, 16.00 Uhr                                               
  Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann                                  
  "Erinnerung, Gedächtnis, politische Mythologie. Über den Umgang  
  mit Vergangenheit"                                               
  In den Diskursen um die Vergangenheit dominieren Begriffe wie    
  "kollektives Gedächtnis", "Erinnerungsarbeit", "Gedächtnisorte", 
  "Gedenkstätten" und "Mahnmal". Motiviert durch den moralischen   
  Imperativ, sich der Vergangenheit zu stellen, werden solche      
  Begriffe allerdings selten auf ihre Plausibilität und Stringenz  
  überprüft. Die beliebte These, dass Vergangenheiten konstruiert  
  und Geschichte erzählt wird, steht dabei in einem seltsamen,     
  kaum thematisierten Widerspruch zu dem Unbedingtheitsanspruch,   
  der sich in verschiedenen Gedenkkulturen zum Ausdruck bringt. Es 
  lohnt sich, der Frage nachzugehen, was Erinnerungen und          
  kollektive Gedenkarbeit tatsächlich zu leisten vermögen.         
                                                                   
  Univ.-Doz. Dr. Johann Dvorak                                     
  "Verdrängung und Erinnerung: Die Tradition der Unterdrückten"    
  Österreich hat eine eigentümliche Tradition des Vergessens und   
  Verdrängens 'unangenehmer' Ereignisse und eine Tradition des     
  Erinnerns an gemütliche Unterdrückung und Untertänigkeit.        
  Vermieden wird dadurch eine Auseinandersetzung mit den           
  bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen und ihrer           
  Geschichte und erschwert eine jegliche Erweiterung der           
  Demokratie.                                                      
  Dabei gibt es genug Ereignisse, Gedanken und Kunstwerke, die     
  wichtige Anstöße für eine bewusste, demokratische Gestaltung der 
  Gesellschaft bieten; sie müssen allerdings aus dem Dunkel der    
  Vergangenheit hervorgeholt werden.                               
  Dies wird am Beispiel von Nikolaus Lenau und seiner Versdichtung 
  "Die Albigenser" gezeigt.
o Freitag 19.30 Uhr                                                
  DIE GeDENKFABRIK                                                 
  Gedenkandacht zum Gedenken aller Gedenktage                      
  Die ultimative multimediale Live-Performance nach einem          
  verschollenen Drehbuch von Karl Falentin                         
                                                                   
  Konzept: Markus Vorzellner, Erhard A. Graf                       
  Technische Realisierbarkeit: Erhard A. Graf                      
  Technische Betreuung: Max Blöchle                                
                                                                   
  Mitwirkende:                                                     
  Barbara Rass, Gesang                                             
  Erhard A. Graf, Gesang                                           
  Frank Michael Weber: Rezitation                                  
  Markus Vorzellner: Klavier                                       
                                                                   
  Ein Sensationsfund hat im düsteren Keller der VHS Hietzing das   
  Licht der Welt erblickt: Eine Spiel- resp. Performance-Szene aus 
  dem Nachlass von Karl Falentin, die an grauenerregender          
  Aktualität absolut nichts zu wünschen übrig lässt. Neben Texten  
  über Che Guevara und Musik von Elton John, sowie supermodernem   
  Zeichentrick findet sich der bayerisch anmutende Kraftakt in der 
  Kombination dieser und vieler anderer Elemente. Ein echter       
  Falentin eben, der an diesem 9. November 2007 zur Aufführung     
  gebracht wird durch Barbara Rass, Frank Michael Weber, Erhard A. 
  Graf und Markus Vorzellner.                                      
  Konzeption: Erhard A. Graf, Markus Vorzellner
o Samstag, 9.30 Uhr                                                  
  Univ. Doz. Mag. Dr. Karin Liebhart                                 

  Erinnern, Vergessen, Verblassen - Versuch über die Logiken des     
  kulturellen Gedächtnisses                                          
                                                                     
  2007 mag zwar ein Jubiläumsjahr für die VHS Hietzing sein - für    
  das österreichische Gedächtnis ist 2007 ein Nicht-Ort, zwischen    
  der Nachbereitung eines 6er Jahres - Mozart, seit 1986 auch        
  Waldheim - und der Vorbereitung auf ein 8er Jahr mit den           
  symbolträchtigen historischen Bezugspunkten 1918 und 1938 -        
  optional 1968. Der "Hype" um Jubiläen, die Einführung neuer        
  Gedenktage, die Initiativen für die Errichtung von                 
  Geschichtsmuseen etc. verweisen vor allem darauf, wie              
  selbstverständlich die Formate des kulturellen Gedächtnisses in    
  den letzten Jahren geworden sind - gerade auch in der Erinnerung   
  an die verdrängte traumatische NS-Vergangenheit. Zur Diskussion    
  steht dabei vielfach nicht mehr die Dichotomie von Erinnern und    
  Vergessen/Verdrängen. Zu fragen wäre vielmehr nach den             
  Strategien des Erinnerns, nach den Bedürfnissen, die darin zum     
  Ausdruck kommen, nach den Vorstellungen über die Vergangenheit,    
  die damit verbunden sind.                                          
                                                                     
  Dr. Hermann Schlösser:                                             
  Popularisierung oder Trivialisierung?                              
  Die Rolle der Medien bei der Herstellung des öffentlichen          
  Gedächtnisses                                                      
  Gedenktage bieten der Öffentlichkeit eine  Gelegenheit, sich       
  vergangener Ereignisse zu erinnern. Die Medien spielen bei der     
  Aufarbeitung der jeweiligen historischen Ereignisse eine           
  bedeutende Rolle, und es wäre nicht gerecht, wollte man sie        
  dafür pauschal schelten. Trotzdem drängen sich einige kritische    
  Fragen auf, über die es sich lohnt, nachzudenken. Die Stärke der   
  Massenmedien besteht in ihrer Fähigkeit zur schnellen              
  Popularisierung, doch fragt es sich, ob damit nicht                
  notwendigerweise auch die Schwäche der Trivialisierung             
  einhergeht. Diese Spannung zwischen Popularisierung und            
  Trivialisierung wird an Hand einiger ausgewählter Beispiele        
  untersucht.
o Ab 14.30 Uhr                                                    
  Mag.a Eva Blimlinger                                            
  Der "reservierte" Überlebende                                   
  2008 ist es wieder einmal so weit - ein Gedenkjahr: 1848, 1918, 
  1938, 1968. Die Budgets für die Events und Spektakel werden     
  vorbereitet, in den Kabinetten und Büros der MinisterInnen und  
  StadträtInnen wird geplant, wie man 70 Jahre nach dem           
  "Anschluss" möglichst medienwirksam tiefe Betroffenheit zeigen  
  kann. Am wirkungsvollsten ist dies sicherlich an der Seite von  
  Überlebenden, die die Stadt besuchen, aus der sie vertrieben    
  wurden. Die Initiative "Letter to the Stars" stellt den         
  persönlichen Kontakt zu den "reservierten" Überlebenden her,    
  sicherlich nicht nur für Schulen, auch für PolitikerInnen. Ganz 
  nach dem Motto: Buchen Sie, solange es noch Überlebende gibt.   
                                                                  
  Univ. Doz. Dr. Wolfgang Müller-Funk:                            
  Erinnern oder Vergessen?                                        
  Dilemmata und Paradoxien von Erinnerungspolitiken und           
  Gedächtnisdiskursen
o 1. Gedenkmesse                                                    
  Initiativen, Privatpersonen und Vereine werden eingeladen, ihre   
  Vorhaben und Denkmalprojekte vorzustellen, dafür zu werben und    
  von ihren Plänen und Schwierigkeiten zu berichten. Eine Messe     
  des Erinnerns.                                                    
  Infostände: Dokumentationsarchiv des Österreichischen             
  Widerstandes, Projekt "Servitengasse", "Erinnern für die          
  Zukunft"(Mariahilf), Verein "Steine der Erinnerung", "Zukunft     
  braucht Erinnerung: Ein sichtbares Zeichen im Zentrum der Stadt   
  Gleisdorf" "Erinnerungszeichen Barackenlager" in Sittendorf,      
  Initiative Severin-Worell-Wanderweg in Droß u. a.
o Ermäßigter Preis für StudentInnen:  5 Euro
  Mit Bonuscard gratis!

(Schluss) vhs

Rückfragehinweis:
PID-Rathauskorrespondenz:
http://www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/
Volkshochschule Hietzing
Dr. Robert Streibel
Tel. 804 55 24
www.vhs-hietzing.at/

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NRK

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