Wien (PK) - Jeswin bereitet sich auf seine beiden
InterviewpartnerInnen vor. Inzwischen richtet Patrick die Kamera ein
und Ivo kontrolliert den Ton. Jenny und Philipp geben letzte
Regieanweisungen. In zwei Minuten wird Jeswin die Abgeordneten Laura
Rudas und Gernot Darmann fragen, wie sie in die Politik gekommen sind
und ob das schon immer ihr Berufswunsch gewesen ist. Parallel dazu
interviewt Conny in Studio 2 Andrea Eder-Gitschthaler und Manfred
Haimbuchner, später ist Sabine Mandak an der Reihe.
Jeswin, Conny, Ivo, Patrick, Jenny und Phillip besuchen alle die 4c
der AHS Friesgasse und gehören wie die SchülerInnen der 4a der
Volksschule Josefinum in der Breitenseer Straße zu den ersten
TeilnehmerInnen der neu eingerichteten "Demokratiewerkstatt" im
Parlament, die heute von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer
offiziell eröffnet wurde. Während die SchülerInnen des Gymnasiums
zunächst eifrig im Internet recherchieren und später die Interviews
mit den ParlamentarierInnen schneiden, versuchen die Zehnjährigen mit
Hilfe von Spielekarten, Kinderlexika und Fragen an Erwachsene
herauszufinden, was Meinungsfreiheit ist und was eine Pressekonferenz
oder was die Nationalratspräsidentin eigentlich tut.
Generelles Ziel der Demokratiewerkstatt ist es, Kindern und
Jugendlichen zwischen 8 und 14 parlamentarische und politische
Strukturen verständlich zu machen, Selbstartikulation zu fördern und
Medienkompetenz zu vermitteln. Je nach gewähltem Modul können sowohl
Schulklassen als auch EinzelteilnehmerInnen Zeitungs- und
Videobeiträge gestalten, sich in Form einer Expedition durch das Hohe
Haus auf die Spur eines Gesetzes begeben, spielerisch
Meinungsbildungsprozesse durchlaufen oder mit Abgeordneten und
anderen ExpertInnen diskutieren.
In einer gemeinsamen Pressekonferenz des Präsidiums des Nationalrats
und des Bundesrats zeigte sich Nationalratspräsidentin Barbara
Prammer über den Start der "Demokratiewerkstatt" erfreut. Es sei ihr
ein besonderes Anliegen gewesen, das Parlament für Kinder und
Jugendliche weiter zu öffnen und in den Bereich der
Demokratievermittlung mehr Qualität hineinzubringen, betonte sie. Die
Kinder und Jugendlichen sollten, wenn sie aus dem Parlament
hinausgehen, "ein Stück österreichische Demokratie mitnehmen". Im
"Vollbetrieb" werden täglich bis zu 120 Kinder und Jugendliche an den
einzelnen Workshops der Demokratiewerkstatt teilnehmen können.
Generell bezeichnete Prammer die "Demokratiewerkstatt", in die auch
viele externe Expertinnen und Experten eingebunden waren und sind,
als "work in progress". Neben den einzelnen Werkstätten gehören zum
Projekt etwa auch eine eigene Parlamentswebsite für Kinder und
Jugendliche und eine Weiterentwicklung der Kinderführungen.
Gleichzeitig wurden vier Maskottchen kreiert und eine
Professionalisierung des Jugendparlaments in Angriff genommen. Gerade
im Hinblick auf das "Wählen mit 16" sei es wichtig für Jugendliche zu
wissen, wie Politik funktioniere und wie man sich selbst einbringen
könne, unterstrich Prammer.
Zweiter Nationalratspräsident Michael Spindelegger begrüßte den
Versuch, junge Leute für Politik zu interessieren und zu begeistern.
Junge Leute hätten einen ganz anderen Zugang zur Politik und zur
Demokratie, wenn man sie ernst nehme und sie viel ausprobieren lasse,
erklärte er. Den spielerischen Zugang zur Politik könnte man, so
Spindelegger, etwa auch durch ein Demokratiespiel fördern, überdies
will er das Thema EU in die Demokratiewerkstatt miteinbezogen wissen.
Bundesratsvizepräsident Jürgen Weiss machte aus der Sicht des
Föderalisten auch auf die parlamentarischen Prozesse außerhalb des
Hohen Hauses aufmerksam. So sah er in der neuen "Demokratiewerkstatt"
die "Spitze eines Eisbergs" und plädierte für die Zusammenarbeit
zwischen Parlament, Landtagen und Rathäusern, um die auch in Ländern
und Gemeinden vorhandenen Ansätze politischer Teilnahme Jugendlicher
zeitgemäß weiter zu entwickeln.
Die Dritte Nationalratspräsidentin Eva Glawischnig-Piesczek hielt es
für wichtig, den Kindern und Jugendlichen den Wert der Demokratie zu
vermitteln. Die Demokratie sei auch in Österreich mit vielen blutigen
Opfern erkämpft und verteidigt worden und sei auch heute noch für
viele Menschen weltweit keine Selbstverständlichkeit. Ebenso wichtig
sei es, Jugendliche zum kritischen Umgang mit den Medien hinzuführen.
Bundesratsvizepräsidentin Anna-Elisabeth Haselbach möchte Kinder und
Jugendliche in der "Demokratiewerkstatt" lernen lassen,
Machtstrukturen zu durchschauen, realistisch einzuschätzen und sich
selbst in die Politik einzubringen. Dabei sollen sie erfahren können,
dass es nicht schlecht sei, wenn andere Menschen eine andere Meinung
haben und man Kompromisse schließen müsse - das gehöre zur
Demokratie.
Die Demokratiewerkstatt
Konkret können die Acht- bis Vierzehnjährigen im Rahmen der
Demokratiewerkstatt zwischen vier Werkstätten wählen: der politischen
Werkstatt, der Medienwerkstatt, der Werkstatt mit ParlamentarierInnen
und der Partizipationswerkstatt, wobei die dafür gewählten
Themenschwerpunkte "Auf der Spur eines Gesetzes", "Manipulation durch
Information", "Sind Gesetze für alle da?" sowie "Meine Meinung
zählt!" lauten. Allen Werkstätten gemein ist, dass am Ende ein von
den Kindern und Jugendlichen erarbeitetes "Produkt" steht, das auf
der neu eingerichteten Parlamentswebsite für Kinder und Jugendliche
http://www.demokratiewebstatt.at veröffentlicht wird (siehe dazu PK-
Nummer 786). Wer einen der vier Workshops besucht, kann sich das in
einem eigenen Demokratiewerkstatt-Pass bestätigen lassen.
Angesiedelt ist die "Demokratiewerkstatt" im Palais Epstein. Die
einzelnen Workshops dauern rund vier Stunden und werden von Spiel-
und MedienpädagogInnen betreut. Anmeldungen sind via E-Mail unter
mailto:demokratiewerkstatt@parlament.gv.at möglich. Montag bis
Freitag Vormittag sind für Schulklassen reserviert;
EinzelteilnehmerInnen haben jeden ersten Samstag im Monat von 13.30
bis 17.30 Uhr die Möglichkeit, einen Workshop zu besuchen. Die
Teilnahme an den einzelnen Werkstätten ist kostenlos. Nähere
Informationen dazu auf der Website des Parlaments
(http://www.parlament.gv.at) bzw. auf der Website
http://www.demokratiewebstatt.at.
Wer vorab schon einmal schnuppern will, hat dafür am morgigen
Nationalfeiertag Gelegenheit. Für alle Interessierten werden 30-
minütige Kurzworkshops angeboten, ein Einstieg ist jederzeit möglich.
Im Rahmen der Eröffnung der "Demokratiewerkstatt" wird
Nationalratspräsidentin Prammer heute im Palais Epstein in
Anwesenheit von Bundespräsident Heinz Fischer auch die vier neuen
Parlamentsmaskottchen für Kinder und Jugendliche enthüllen und die
Parlamentswebsite für Kinder und Jugendliche freischalten.
HINWEIS: Fotos von der Eröffnung der "Demokratiewerkstatt" finden Sie
- etwas zeitverzögert - auf der Website des Parlaments im
http://www.parlament.gv.at/pls/portal/url/PAGE/SK/FOTOALBUM/:
http://www.parlament.gv.at. (Fortsetzung)
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